In Deutschland erleiden ca. drei Millionen Menschen pro Jahr eine Verdrehung (Distorsion) des oberen Sprunggelenks, bei der es zu einer Überdehnung oder gar zu einem Riss der inneren oder äußeren Seitenbänder kommt. Die Distorsion des Sprunggelenks gilt als häufigste Sportverletzung und weist darüber hinaus hohe Rückfallraten auf. In bis zu 40 % der Fälle führt eine derartige Verletzung zu einem chronisch instabilen Sprunggelenk mit erheblichen Folgeschäden und Einschränkungen für den Betroffenen.
Bislang sind keine endnutzerfreundlichen Lösungen vorhanden, um derartige Verletzungen proaktiv zu verhindern oder eine bestmögliche Therapie zu ermöglichen. Stattdessen bieten aktuelle Produkte entweder eine hohe Schutzwirkung, lassen jedoch die gewünschte Beweglichkeit vermissen (Orthesen) und werden wegen der damit verbundenen Einschränkungen nicht präventiv verwendet, oder sie ermöglichen eine hohe Beweglichkeit, bieten dann jedoch keine ausreichende Schutzwirkung (Bandagen).
Im Vorhaben agilos wird daher ein auf dilatanten (scherverdickenden) Fluiden basierendes Wirkprinzip erforscht, das erstmalig die beschriebenen Anforderungen hohe Flexibilität bei zuverlässiger Schutzwirkung miteinander kombiniert. Dilatante Fluide besitzen bei hohen Geschwindigkeiten, wie sie beispielsweise beim Umknicken auftreten, eine höhere Viskosität (Zähflüssigkeit) als bei geringen Geschwindigkeiten. Dieser Effekt ist reversibel und wird genutzt, um die auftretenden Kräfte in Abhängigkeit der Beanspruchungsgeschwindigkeit des Bandapparats adaptiv zurückzuhalten. So bleibt die Flexibilität bei normalen Bewegungen bestehen, während im Fall einer verletzungsverursachenden Bewegung das Fluid sprunghaft verhärtet und dadurch das Gelenk gezielt unterstützt. Verletzungsverursachende Bewegungen können dadurch rechtzeitig unterbunden werden. Die Gefahr der Distorsion des oberen Sprunggelenks sollte damit in Zukunft signifikant reduziert werden.
Das Forschungsprojekt schließt eine frühe Machbarkeitsstudie ein und soll die Grundlagen für eine spätere marktorientierte Produktentwicklung im orthopädischen Bereich legen. Bei Projekterfolg wird innerhalb von ein bis zwei Jahren ein rascher Markteintritt als OEM-Zulieferer erwartet.