22.09.2020

| Aktuelle Meldung

Ängste und Unsicherheiten: Corona und die soziale Gesundheit

Die in der Corona-Pandemie erlassenen Schutzmaßnahmen und Auflagen haben Auswirkungen auch auf die soziale Gesundheit, den Austausch in Familien und Gemeinschaften. CoronaCare sucht nach Strategien im Umgang mit Sorgen, Ängsten und Spannungen

An einem Metallzaun in Berlin haben Menschen Tüten mit kleinen Spenden aufgehängt

CoronaCare wird das alltägliche Leben von möglichst vielen Menschen systematisch analysieren und bittet dazu um Fotos, Videos und Erfahrungsberichte – wie hier das Foto eines „Gabenzauns“ in Berlin.

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Welchen Einfluss hat es auf Gemeinschaften und Familien, wenn zwischenmenschliche Beziehungen wie in der aktuellen Corona-Pandemie plötzlich als „risikobehaftet“ wahrgenommen werden?  Wie wird das Miteinander in Zeiten „sozialer Distanzierung“ aufrechterhalten oder neu aufgebaut? Was, wenn Schutzmaßnahmen und Auflagen zur Eindämmung einer Infektionsgefahr ihrerseits die soziale Gesundheit gefährden? Diesen Fragen geht CoronaCare nach, ein Forschungsprojekt am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane.

Unter „sozialer Gesundheit“ verstehen die Forschenden dabei die alltäglichen sozialen Erfahrungen auf der Ebene von Gemeinschaften, sozialen Netzwerken, Familien und Individuen. „An den in der Bevölkerung erkennbaren Ängsten, Unsicherheiten, Sorgen und Spannungen zeigt sich, dass ein Geschehen wie die Corona-Pandemie Einzelne ebenso wie das Mark einer ganzen Gesellschaft treffen kann“, erläutert Professorin Dr. Christine Holmberg, Projektleiterin von CoronaCare. Die aktuelle Situation gelte es systematisch zu erforschen und zu begleiten, um in zukünftigen Krisensituationen besser auf Sorgen, Ängste und Spannungen eingehen zu können. „Unser Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, die eine Gesellschaft stark machen können, um mit einer solchen Krisensituation umzugehen“, so Holmberg.

Ein Fokus von CoronaCare liegt deshalb im besseren Verständnis der gesellschaftlichen und persönlichen Spannungen, die durch eine Minimierung menschlich-physischer Kontakte entstehen. Insbesondere sollen die Erfahrungen von Pflegebedürftigen und der veränderte Umgang in Pflegebeziehungen untersucht werden, in denen Menschen einerseits eine mögliche Gefahr und andererseits gefährdet sein können. Die Erfahrungen von Gepflegten in Zeiten der Krise sollen sowohl im häuslichen als auch im institutionellen Rahmen festgehalten werden.

CoronaCare ist als ethnographische Studie konzipiert: Das Forschungsteam wird das alltägliche Leben einer möglichst breiten Stichprobe von Menschen systematisch analysieren und bittet dazu um Fotos, Videos und Erfahrungsberichte. Die Erkenntnisse von CoronaCare werden politischen und zivilgesellschaftlichen Entscheidungsträgern und Verantwortlichen vorgestellt und als Empfehlungen aufgearbeitet, in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht und einer breiten Öffentlichkeit über Broschüren oder Webseiten zugänglich gemacht werden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung öffnete zu Beginn der SARS-CoV-2 Pandemie das Rapid Response Modul der „Richtlinie zur Förderung eines Nationalen Forschungsnetzes zoonotische Infektionskrankheiten“ für einen Förderaufruf zur Erforschung von COVID-19. Ab dem 3. März 2020 konnten Forschende Anträge stellen, um zum Verständnis des Virus und dessen Ausbreitung beizutragen sowie um therapeutische und diagnostische Ansätze gegen COVID-19 zu entwickeln und um ethische, rechtliche und sozio-ökonomische Implikationen (ELSA) im Zusammenhang mit der Pandemie zu erforschen.

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