In der Chirurgie haben sich minimalinvasive Eingriffe unter anderem aufgrund geringer postoperativer Komplikationen, weniger Blutverlust und einem geringeren Bedarf an schmerzstillenden Medikamenten (Analgetika), in zahlreichen Indikationsgebieten durchgesetzt. Experten gehen davon aus, dass inzwischen fast bei der Hälfte aller in Krankenhäusern durchgeführten Operationen minimalinvasive Verfahren zum Einsatz kommen. Für den Operateur hat die Vorgehensweise allerdings noch immer einige Nachteile: unter anderem eine begrenzte Bewegungsfreiheit, eine schlechte Tiefenwahrnehmung und ein stark limitiertes haptisches Feedback, bei einer insgesamt langsamen Lernkurve für den Anwender.
Ziel des Projektes ist es, durch die Projektion von Augmented Reality (AR)-Bilddaten auf das Operationsfeld des Chirurgen diesen Nachteilen entgegenzuwirken. Bei laparoskopischen Eingriffen sollen dadurch in Echtzeit individuelle anatomische Informationen angezeigt werden, die mit den herkömmlichen Operationskameras sonst nicht zu sehen wären. Dadurch sollen die Einsatzmöglichkeiten und Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie auf noch mehr Anwendungsgebiete ausgeweitet und die Komplikationen verringert werden.
Das AR-Videoskop, das im Projekt ATLAS für minimalinvasive Eingriffe entwickelt werden soll, ermöglicht die Fusion einer Ansicht der Wirklichkeit (das übliche Laparoskopiebild) und die Projektion von computergenerierten Daten. So können zum Beispiel die präoperativen Computer- oder Kernspintomographen-Daten (CT/MRT) in die Perspektive der Beobachtungsobjekte eingeblendet werden. Im Ergebnis können Mediziner genauer navigieren, indem präoperative Untersuchungsdaten des Patienten als virtuelles Modell über die intraoperativen Laparoskopie-Bilder dargestellt werden. Dieses geschieht mittels Visualisierungskonzepten wie Transparenz, Transferfunktionen oder „Virtual Windows“. Dadurch kann der Chirurg für ihn zuvor nicht sichtbare Organe in einer realistisch wirkenden 3D-Operationsumgebung erkennen.