Blutungen durch Magengeschwüre – vor allem Patienten unter 70 profitieren von besseren Therapien

Macht die verbreitete Einnahme von Schmerzmitteln Behandlungserfolge zunichte? Bei Patienten unter 70 Jahren treten Blutungen durch Magengeschwüre heute wesentlich seltener auf als noch vor zehn Jahren. Sie profitieren von den verbesserten Therapiemöglichkeiten. Bei Personen über 70 Jahren verzeichnen Düsseldorfer Wissenschaftler in einer Studie des Koordinierungszen-trums für Klinische Studien (KKS), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, hingegen eine deutliche Zunahme blutender Geschwüre. Ursache: Immer mehr alte Menschen nehmen langfristig Schmerzmittel ein.

Die Behandlungsmöglichkeiten für Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre haben sich im letzten Jahrzehnt wesentlich verbessert. Zum einen hemmen neue Medikamente die Produktion der Magensäure wesentlich effektiver. Dadurch können die Geschwüre besser abheilen. Zum anderen weiß man heute, dass ein Bakterium namens Helicobacter pylori die meisten Geschwüre verursacht. Diesen Krankheitserreger kann man mit Antibiotika erfolgreich bekämpfen. Die therapeutischen Fortschritte machen sich auch in einer Studie der Universität Düsseldorf unter Leitung von Professor Christian Ohmann bemerkbar – allerdings nur bei Patienten unter 70 Jahren: Die Wissenschaftler hatten 1989/90 und 1999/2000 über jeweils zwölf Monate beobachtet, wie viele Patienten in Düsseldorfer Krankenhäusern wegen blutender Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre behandelt werden mussten. Ergebnis: Bei Patienten unter 70 Jahren traten 1999/2000 deutlich weniger Blutungen aus Magenoder Zwölffingerdarmgeschwüren auf als zehn Jahre zuvor. Die Zahl der Blutungen bei älteren Personen nahm dagegen erheblich zu. Ohmanns Erklärung: "Älteren Menschen verordnen Ärzte besonders oft entzündungshemmende Schmerzmittel, so genannte NSAIDs. Diese Medikamente sind bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, zum Beispiel bei degenerativen Gelenkerkrankungen, gut wirksam. Leider fördern sie aber gleichzeitig die Entstehung von Magengeschwüren. In unserer Studie geht etwa ein Drittel der Blutungen auf das Konto von NSAIDs." Tatsächlich zeigen Statistiken, dass in Deutschland immer mehr NSAIDs verschrieben werden. Betrachtet man die absoluten Zahlen, sind Blutungen aus Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren in Deutschland deshalb heute genauso häufig wie Ende der 80er Jahre. "Die zunehmende langfristige Einnahme von Schmerzmitteln macht offensichtlich die Fortschritte bei der Therapie von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren zunichte", folgert Ohmann. Dass NSAIDs den Magen schädigen können, ist seit langem bekannt. Wegen ihrer guten schmerz- und entzündungshemmenden Eigenschaften sind die Mittel aber nur schwer zu ersetzen. Heute wird empfohlen, NSAIDs langfristig nur noch gleichzeitig mit einem Medikament einzunehmen, das die Magensäure neutralisiert. Dadurch lässt sich Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren vorbeugen. Bei Patienten, die schon einmal ein Magengeschwür hatten, müssen Risiken und Nutzen von NSAIDs besonders sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.

Ansprechpartner:
Professor Dr. Christian Ohmann
Koordinierungszentrum für Klinische Studien
Medizinische Fakultät der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Moorenstraße 5
40225 Düsseldorf
Tel.: 0211 /  8 11 97-00
Fax: 0211 / 8 11 97-02
E-Mail: ohmannch@uni-duesseldorf.de