BMBF-Verbundprojekt zur Entwicklung einer „Human-a-Chip“-Versuchsanlage mit dem Russell and Burch Preis 2021 ausgezeichnet

Der diesjährige Russell and Burch Preis geht an Dr. Uwe Marx, Gründer von TissUse GmbH, und Prof. Dr. Roland Lauster, Leiter des Instituts für Biotechnologie an der TU Berlin. 

Prof. Dr. Lauster und Dr. Uwe Marx

Die diesjährigen Preisträger des Russell and Burch Award Prof. Dr. Roland Lauster (TU Berlin) und Dr. Uwe Marx (TissUse GmbH)

Roland Lauster

Die „Humane Society of the United States“ verleiht den Russell and Burch Award an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die einen herausragenden Beitrag zur Förderung alternativer Methoden in den Bereichen Forschung, Tests oder Hochschulbildung geleistet haben. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wurde im Rahmen des elften „World Congress on Alternatives and Animal Use in the Life Sciences“, der vom 23. August bis zum 2. September 2021 digital stattfand, vergeben. In dieser Kategorie wurden dieses Jahr Dr. Uwe Marx und Prof. Dr. Roland Lauster für ihre Forschungsarbeiten zur Entwicklung einer „Human-on-a-Chip“-Versuchsanlage ausgezeichnet.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Verbundprojekt „Entwicklung und Tauglichkeitstest einer automatisierten „Human-on-a-chip“-Pilotversuchsanlage als zukünftiger Ersatz für Tierversuchsanlagen“ innerhalb des Programms „Alternativmethoden zum Tierversuch“ mit über 4,5 Mio. Euro in einem Zeitrahmen vom 1.7.2016 bis 31.12.2021. 

In den vergangenen Jahrzehnten wurden enorme Anstrengungen zur Entwicklung von Systemen zur Kultivierung menschlicher Zellkulturen unternommen. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Multi-Organ-Chip, der die physiologischen Abläufe im menschlichen Organismus eins zu eins widerspiegeln soll. Solche sogenannten "Organ-on-a-chip"-Systeme haben in den letzten Jahren einen sehr guten Entwicklungsstand erreicht. Um die Komplexität eines menschlichen Organismus möglichst naturgetreu wiedergeben zu können, gibt es vermehrt Ansätze, mehrere dieser nachgebildeten Organe zu einem Miniorganismus zu verbinden. Derartige Systeme - im Fachjargon als "Human-on-a-chip" (HOC) bezeichnet - wären eine zukunftsweisende Lösung für die Testung neuer Medikamente und könnten viele Tierversuche auf diesem Gebiet ersetzen.

Automatisierte „Human-on-a-chip“-Pilotversuchsanlage als Ersatz für Tierversuchsanlagen

Die technische Lösung, mehrere menschliche Organe oder sogar einen ganzen miniaturisierten Organismus auf einem Chip zu vereinigen und über Wochen auf Arzneimitteleffekte zu testen, führte jedoch bislang noch nicht zum Ersatz umfangreicher Tierversuchsreihen und der damit einhergehenden Reduktion von Tierversuchsanlagen. Ein Grund hierfür ist der enorm hohe manuelle Aufwand, der betrieben werden muss, um diese Zellkultursysteme aufrecht zu erhalten. Es bedarf einer robusten Automatisierungsplattform, die die Grundlage für "Human-on-a-chip"-Großversuchsanlagen ist. Das Kooperationsvorhaben zielt auf die Entwicklung einer solchen „Human-on-a-chip“-Automatisierungsplattform und deren Tauglichkeitstestung in einer Pilotanlage ab.