09.09.2020

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Corona: Warum werden Schutzmaßnahmen befolgt oder missachtet?

Schutzmaßnahmen helfen, die aktuelle Corona-Pandemie einzudämmen – vielerorts wird jedoch gegen die damit verbundenen Einschränkungen protestiert. Wie es um die Bereitschaft bestellt ist, erlassene Maßnahmen zu befolgen, wird im Projekt SolPan erforscht.

Frau mit Maske

Welche Werte beeinflussen die Bereitschaft, die Maßnahmen zu befolgen, die in Folge der aktuellen Pandemie gelten?

Adobe / Lubo Ivanko

Die in vielen Ländern erlassenen Schutzmaßnahmen gegen eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 sind mit teils drastischen Verhaltensänderungen verbunden. Trotz weltweit steigender Infektionszahlen aber gehen viele Menschen – auch ohne Mundschutz und ohne Abstand – auf die Straße, um gegen Einschränkungen in der Corona-Pandemie zu protestieren. Wie es um die Bereitschaft steht, die empfohlenen Maßnahmen zu befolgen, ergründen Forschende der Technischen Universität München im Projekt SolPan.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen insbesondere verstehen, wie Menschen in Deutschland und der Schweiz auf die eingeführten Maßnahmen reagieren und welche Maßnahmen sie aus eigener Initiative über die offiziellen Maßgaben der Regierungen hinaus ergreifen. Hierfür gehen die Forschenden unter anderem folgenden Fragen nach: Was motiviert Menschen, dem Rat der Behörden zu folgen, sich anzupassen oder ihn zu ignorieren? Welche Werte liegen ihrem Verhalten und ihren Entscheidungen zugrunde? Wem oder was vertrauen die Menschen in diesen unsicheren Zeiten?

Bei den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung werde häufig auf Werte wie Solidarität Bezug genommen, erläutert die Leiterin des deutschen Teilprojekts, Professorin Dr. Alena Buyx: „Es ist aber nur wenig darüber bekannt, ob und wie sehr Solidarität und andere Werte das Verhalten von Menschen in einer Pandemie beeinflussen. Unsere Arbeiten können diese Lücke in der Forschung schließen.“

Über Social Media-Kanäle und eine übergreifende Projekt-Website sprachen die Forschenden interessierte Bürgerinnen und Bürger an, um mit ihnen per Telefon oder einer Online-Plattform entsprechende Interviews zu führen. Diese Interviews werden im Abstand von sechs Monaten wiederholt. In einer zweiten Projektphase ist zudem eine quantitative repräsentative Umfrage  in Deutschland und der Schweiz vorgesehen. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden wissenschaftlich ausgewertet und publiziert.

Das deutsche Projekt ist Teil des internationalen SolPan-Konsortiums unter Leitung der Universität Wien, das eine internationale Vergleichsstudie in neun europäischen Ländern anstellt. Die Studie wurde von den Ethikkommissionen der Universität Wien und der TU München genehmigt; ihre Erkenntnisse sollen in Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger in der Politik und im Gesundheitswesen münden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung öffnete zu Beginn der SARS-CoV-2 Pandemie das Rapid Response Modul der „Richtlinie zur Förderung eines Nationalen Forschungsnetzes zoonotische Infektionskrankheiten“ für einen Förderaufruf zur Erforschung von Covid-19. Ab dem 3. März 2020 konnten Forschende Anträge stellen, um zum Verständnis des Virus und dessen Ausbreitung beizutragen sowie um therapeutische und diagnostische Ansätze gegen Covid-19 zu entwickeln und um ethische, rechtliche und sozio-ökonomischen Implikationen (ELSA) im Zusammenhang mit der Pandemie zu erforschen.

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