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Ersatzstimme für Kehlkopflose durch Sprechbewegungsmessung und artikulatorische Sprachsynthese in Echtzeit (Stimme 2.0)

Das Ziel des Vorhabens Stimme 2.0 ist die Schaffung einer neuen Ersatzstimme für Patienten, denen aufgrund eines Tumors der Kehlkopf entfernt wurde. Dazu wird ein vollkommen neues Verfahren für einen mobilen Stimmgenerator erforscht, um diesen Patienten durch Sprachsyn­these eine neue Stimme zu geben, die im Vergleich zu derzeitigen Ersatzstimmen einen individuellen und natürlichen Stimmklang ermöglicht.

Die Sprachsynthese wird durch die natürlichen Sprechbewegungen des Patienten gesteuert. Die zugehörige Sensorik befindet sich in einer Gaumenplatte im Mund und einem Nasenprop­fen. Zusammen erfassen sie in Echtzeit die Bewegungen der für die Lautausprägung nötigen Artikulatoren (Zunge, Lippe und Gaumensegel). Die Messwerte werden an eine speziell dafür zu erforschende Sprachsytheseeinheit geleitet, die daraus in Echtzeit zugehörige Sprachlaute erzeugt und diese über einen Lautsprecher ausgibt.

In Deutschland leiden 20.000 Menschen am permanenten Verlust ihrer Stimme durch eine tumorbedingte Entfernung des Kehlkopfes (Laryngektomie). Eine Ersatzstimme erzeugen die­se Patienten dadurch, dass sie zur Klangerzeugung Schleimhautfalten im Rachen in Schwin­gungen versetzen, was jedoch nicht jedem Patienten gelingt. Die dadurch erzeugten Stimmsequenzen ähneln einem Aufstoßen, was stigmatisierend wirkt und deshalb eine hohe psychische Belastung für die Betroffenen darstellt. Die Fähigkeit zu sprechen stellt eine zent­rale Schlüsselkompetenz für eine gesellschaftliche Teilhabe dar. Eine Einschränkung oder gar der Verlust der Sprechfähigkeit birgt für viele Betroffene das Risiko eines sozialen Rückzugs. Maßnahmen, die der Erhaltung oder Wiederherstellung der Kommunikationsfähigkeit dienen, leisten damit einen wichtigen Beitrag zur sozialen Inklusion sowie zur Wiedereingliederung in das Berufsleben.

Die anvisierte Zielgruppe hat eine bedeutsame Prävalenz (Kennzahl der Krankheitshäufigkeit), da pro Jahr allein in Deutschland etwa 4.000 Neuerkrankungen von Kehlkopfkrebs auftreten. Ungefähr ein Drittel davon wird mit einer Laryngektomie behandelt.