Krankheiten kennen keine Grenzen. Das gilt für tödliche Epidemien wie Ebola ebenso wie für die weltweite Verbreitung antibiotika-resistenter Keime oder die Zunahme von Diabetes. Nur ein international vernetztes Engagement kann diese Herausforderungen meistern.
Neue Herausforderungen in der globalen Gesundheitspolitik erfordern eine europäische und globale Vernetzung der biomedizinischen Forschung.
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Weltweit stehen die Gesundheitssysteme vor vielfältigen, oft denselben Herausforderungen: Alternde Bevölkerungen müssen angemessen versorgt, zunehmende chronische Erkrankungen und Antibiotika-Resistenzen intensiv bekämpft werden. Zudem ist die Solidarität der Industrienationen mit den Ärmsten der Welt gefragt: Es gilt, dringend benötigte Medikamente, Impfstoffe und Strategien zu entwickeln, um armutsbedingte Krankheiten und tödliche Epidemien wie Ebola wirkungsvoll bekämpfen zu können. Dafür müssen auch die Gesundheitssysteme der Entwicklungs- und Schwellenländer nachhaltig gestärkt werden.
Die Bewältigung all dieser Herausforderungen erfordert ein länderübergreifendes Engagement – auf europäischer und auf globaler Ebene. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beteiligt sich daher an zahlreichen internationalen Kooperationen. Zugleich verbessert es die Rahmenbedingungen für die europäische und globale Vernetzung der medizinischen Forschung in Deutschland. Denn internationale Kooperationen bündeln Material-, Finanz-und Personalressourcen – sie beschleunigen den medizinischen Fortschritt.
Deutschland übernimmt globale Verantwortung
Der Zugang zu Gesundheitsleistungen und eine Absicherung gegen Krankheitsrisiken sind Kernelemente der gesellschaftlichen Entwicklung und der Armutsbekämpfung. In Entwicklungs- und Schwellenländern sind Impfstoffe, Medikamente und andere medizinische Hilfen für viele Menschen vor Ort oft nicht verfügbar oder unerschwinglich. Und noch immer gibt es für einige Krankheiten, unter denen fast ausschließlich Menschen in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen leiden, keine wirksamen Medikamente oder Impfstoffe.
An diesen Erkrankungen leiden nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als eine Milliarde Menschen. AIDS, Tuberkulose und Malaria sind die häufigsten. Ihre Erforschung wird zwar nicht mehr vernachlässigt – ihre Verbreitung ist jedoch eindeutig armutsbedingt.Vernachlässigte Krankheiten sind beispielsweise Flussblindheit, Schlafkrankheit oder Lepra. An ihnen leiden fast ausschließlich die ärmsten Menschen der Welt.
Ein Grund dafür sind die geringen marktwirtschaftlichen Anreize für die forschende Pharmaindustrie. Dieser Umstand macht armutsbedinge Krankheiten meist zu vernachlässigten Krankheiten, und arme Menschen zu vernachlässigten Patientinnen und Patienten.
Um die Versorgung in den sogenannten Schwellenländern zu verbessern, werden die Gesundheitssysteme vor Ort gestärkt.
Alexandra Longuet
Dies zu ändern, liegt in der gemeinsamen Verantwortung der Industrienationen und der Entwicklungsländer. Durch die öffentliche Förderung wird das fehlende Investitionsinteresse der Industrie teilweise ausgeglichen.
In Zusammenarbeit mit betroffenen Ländern verbessern gezielte Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen die Situation in Entwicklungs- und Schwellenländern. Zugleich stärken die Industrienationen die Strukturen unterentwickelter Gesundheitssysteme, damit errungene medizinische Fortschritte die Menschen auch erreichen.
Um dies international vorantreiben zu können, rückte Deutschland während seiner G7- und G20-Präsidentschaft Themen der Globalen Gesundheit in den Fokus der internationalen Zusammenarbeit.
Die Verbesserung der Globalen Gesundheit ist eine bedeutende Herausforderung, der sich auch die „Gruppe der Sieben“ (G7) widmet. Im Jahr seiner G7-Präsidentschaft 2015 machte Deutschland vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten zu einem G7-Schwerpunkt. Im Fokus stehen unter anderem die Stärkung der Gesundheitssysteme vor Ort, insbesondere in Afrika, aber auch in Asien und Südamerika.
Die Bundesregierung setzte auch das Thema Antibiotikaresistenzen auf die Agenda. Antibiotika retten bei bakteriellen Infektionen viele Leben. Doch immer mehr Bakterien werden resistent. Die Folge: Antibiotika wirken nicht mehr. Dies kostet bereits heute weltweit Hundertausende Menschen das Leben.
Während seiner G20-Präsidentschaft 2017 setzt Deutschland sein Engagement für den Kampf gegen vernachlässigte und armutsbedingte Krankheiten und für die Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen fort.
Der G7 gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA an. Außerdem ist die Europäische Union bei allen Treffen der G7 vertreten.
Der G20 gehören 19 Staaten sowie die EU an. Die Länder sind: Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei und die USA.
Darüber hinaus leistet das Förderkonzept des Bundesforschungsministeriums wichtige Beiträge zur Verbesserung der globalen Gesundheit. Seine Förderstrategie umfasst fünf Säulen:
Das BMBF stärkt die nationale Forschungsszene auf dem Gebiet der vernachlässigten und armutsassoziierten Erkrankungen in Deutschland und vernetzt die Akteure. Dabei setzt es neben der Projektförderung auch auf die Finanzierung von Forschungseinrichtungen.
Nachwuchs fördern
Mit der Projektförderung initiiert das Bundesforschungsministerium neue Maßnahmen in Bereichen mit hohem Forschungsbedarf. Dazu zählt die Förderung talentierter Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Sie sollen die nationale Forschungslandschaft zu vernachlässigten und armutsassoziierten Krankheiten ausbauen.
Die Forschungsszene besser vernetzen
Das „Nationale Forschungsnetz zoonotische Infektionskrankheiten“ vernetzt Forschungsverbünde, Einzelprojekte und Nachwuchsgruppen, die zwischen Tieren und Menschen übertragbare Krankheiten, sogenannte Zoonosen, erforschen. Etwa zwei Drittel aller Infektionskrankheiten zählen zu diesen Erkrankungen. Ebola- und Influenza-Epidemien sind prominente Beispiele für die Bedrohungen durch Zoonosen. Die Vernetzung der Forschenden trägt auch dazu bei, solche plötzlichen Krankheitsausbrüche durch Notfallmaßnahmen künftig schneller beherrschen zu können.
Finanzierung von Forschungseinrichtungen
Das vom BMBF gegründete Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) vereinigt die Aktivitäten von Universitäten, Bundesforschungseinrichtungen und außeruniversitären Instituten unter einem Dach. So können groß angelegte Infektions-Forschungsprojekte gemeinsam effektiv bearbeitet werden.
Das Zentrum widmet sich vordringlichen Themen der Infektionsforschung. Im Bereich der vernachlässigten und armutsassoziierten Krankheiten sind dies Malaria, AIDS und Tuberkulose. Gemeinsam mit afrikanischen Partnerinstituten baut das DZIF in Afrika Forschungskapazitäten auf, die für den Kampf gegen diese Krankheiten und bei Ausbrüchen neuartiger Infektionen wie Ebola wichtig sind.
Ein wichtiger Baustein der BMBF-Förderstrategie für die globale Gesundheit ist die Unterstützung von Produktentwicklungspartnerschaften („Product Development Partnerships“, PDPs). Partner aus akademischen Instituten, öffentlichen Forschungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und forschende Pharma-Unternehmen arbeiten dabei zusammen. Kosten und Risiken werden so auf viele Schultern verteilt. Deshalb können Produkte neu entwickelt und zu Preisen angeboten werden, die auch für die Menschen in ärmeren Ländern erschwinglich sind. Im Fokus stehen zwei Krankheitsgruppen:
Drugs for Neglected Disease initiative (DNDi)
Diese Produktentwicklungspartnerschaft hat das Ziel, sichere, wirksame und erschwingliche Therapien für vernachlässigte Krankheiten bereitzustellen. Zudem unterstützt es den Aufbau von Kapazitäten für die klinische Forschung zu endemischen Krankheiten in den betroffenen Ländern.
Foundation for Innovative New Diagnostics (FIND)
FIND bekämpft durch innovative Diagnostiklösungen armutsassoziierte Krankheiten und vernachlässigte Tropenkrankheiten.
International Partnership for Microbicides (IPM)
IPM entwickelt neue HIV-Präventionsmethoden, die insbesondere Frauen in Entwicklungsländern selbstbestimmt anwenden können.
Medicines for Malaria Venture (MMV)
MMV setzt sich für die Erforschung, Entwicklung und Bereitstellung neuer und erschwinglicher Medikamente zur Behandlung von Malaria ein.
Malaria Vaccine Initiative (PATH MVI)
PATH fördert die Entwicklung von Impfstoffen, Medikamenten, Diagnostik und medizinischen Geräten sowie Innovationen zur Verbesserung von Gesundheitssystemen. In der Impfstoffforschung gründete PATH die Malaria Vaccine Initiative (MVI).
Global Alliance for TB Drug Development (TB Alliance)
TB Alliance widmet sich der Erforschung und Entwicklung besserer, schneller wirksamer und erschwinglicher Medikamente gegen Tuberkulose (TB).
Faktenblatt mit weiteren Informationen zu den genannten Produktentwicklungspartnerschaften:
Gesundheitsforschung_PDP
Im Zentrum dieser Förderinitiative von europäischen Ländern und Ländern aus Subsahara-Afrika steht die Finanzierung von klinischen Studien zu Impfstoffen, Medikamenten und Diagnostika für den Kampf gegen Malaria, AIDS, Tuberkulose und weiteren armutsbegünstigten Krankheiten.
Ein zweiter Schwerpunkt ist der Aufbau von Forschungskapazitäten in Afrika. Dies unterstützt die EDCTP beispielsweise durch ein vielfältiges Stipendienprogramm.
Diese BMBF-Initiative unterstützt die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern im Gesundheitsbereich. Die Netzwerke sollen Krankheiten erforschen, die eine hohe Krankheitslast in Afrika verursachen. Gleichzeitig werden die Labor- und Klinik-Kapazitäten in den Partnerländern ausgebaut und Forschenden sowie Ärztinnen und Ärzten attraktive Karriereoptionen geboten. So trägt die Initiative dazu bei, die Gesundheitssysteme Afrikas nachhaltig zu stärken.
Die fünfjährige Fördermaßnahme unterstützt bis 2022 fünf deutsch-afrikanische Netzwerke, die afrikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor Ort koordinieren. Die Netze bestehen und aus je zwei deutschen und bis zu sieben afrikanischen Partnern. Insgesamt sind 14 afrikanischen Länder beteiligt. Der Großteil der Projekte widmet sich armutsassoziierten Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder parasitären Wurmerkrankungen. Aber auch nicht-übertragbare Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck, deren Krankheitslast in Subsahara-Afrika seit Jahren rasant ansteigen, sind Teil des Forschungsprogramms.
Faktenblatt: Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika (englischsprachig)
ANDEMIA
Afrikanisches Netzwerk für verbesserte Diagnostik, Epidemiologie und Management häufig vorkommender Infektionskrankheiten
Insbesondere Kinder leiden in Subsahara-Afrika unter Erkrankungen der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts sowie akuten Fiebererkrankungen unbekannten Ursprungs und Infektionen mit multiresistenten Erregern. Obwohl diese Erkrankungen auch heute noch viele Todesopfer fordern, werden sie von internationalen Förderprogrammen und lokalen Gesundheitsbehörden vernachlässigt. Das Netzwerk ANDEMIA bekämpft diese Krankheiten länderübergreifend. Dazu werden in den Kliniken der afrikanischen Partnerländer wertvolle Daten erhoben. Diese Daten sollen das Verständnis der Gesundheitsprobleme in Subsahara-Afrika verbessern und die Einleitung von Gegenmaßnahmen ermöglichen. Dazu gehören die Entwicklung besserer Therapien, die Kontrolle von Krankheitsausbrüchen und ein entsprechendes Hygiene-Management. Neue Erkenntnisse über Erregerreservoirs und die Dynamik ihrer Ausbreitung sind zudem wichtig, um auf Infektionsausbrüche weltweit besser vorbereitet zu sein.
Faktenblatt zu ANDEMIA (englischsprachig)
Forschung fördern: ANDEMIA
CEBHA+
Netzwerk für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung und Public Health in Afrika
Zu den Hauptursachen für die Krankheitslast in Subsahara-Afrika gehören neben Infektionskrankheiten wie AIDS oder Malaria auch nicht-übertragbare Krankheiten und Unfallverletzungen. Unzureichende Personalressourcen, schwache Infrastrukturen in den Gesundheitssystemen und begrenzte Versorgungskapazitäten verstärken die Problematik. Das deutsch-afrikanische Netzwerk CEBHA+ soll langfristig Kapazitäten und Infrastrukturen für eine präventive und kurative Gesundheitsversorgung in Subsahara-Afrika etablieren. CEBHA+ wird afrikanische Forschungsinstitutionen stärken und ein Verständnis für die Notwendigkeit und Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Gesundheitsinstitutionen schaffen. Nationale oder länderübergreifende CEBHA+-Exzellenzzentren sollen Institutionen im Gesundheitswesen künftig beratend zur Seite stehen.
Faktenblatt zu CEBHA+ (englischsprachig)
Forschung fördern: CEBHA+
CYSTINET-Africa
Aufbau eines Zystizerkose-Netzwerks in Subsahara-Afrika
Der Schweinebandwurm infiziert Mensch und Tier. Bandwurmeier oder -larven werden über nicht durchgekochtes Fleisch und fäkale Verunreinigungen in der Erde, im Wasser oder auf pflanzlichen Lebensmitteln aufgenommen. Die anschließend durch den Körper wandernden Larven bilden Zysten, deren Folge chronische Schmerzen und – bei Befall des Gehirns – auch Blindheit oder Epilepsie sein können. Man spricht dann von einer Zystizerkose oder Neurozystizerkose. Allein in Subsahara-Afrika leiden Millionen Menschen an dieser armutsassoziierten und vernachlässigten Tropenkrankheit.
CYSTINET-Africa hat das Ziel, Infektionen mit dem Schweinebandwurm zu verhindern und die Zystizerkose auszurotten. Zudem werden neue Behandlungsmöglichkeiten erprobt. Aufklärungsmaterialien sollen das Bewusstsein für die Erkrankung und ihre Vermeidung in der Öffentlichkeit schärfen.
Faktenblatt zu CYSTINET-Africa (englischsprachig)
Forschung fördern: CYSTINET-Africa
TAKeOFF
Netzwerk zur Überwindung der Schwierigkeiten bei der Bekämpfung von Filariose
Fadenwürmer oder Filarien sind Parasiten, die von Stechmücken auf den Menschen übertragen werden. Mit mehr als 200 Millionen Infizierten sind vor allem die Bevölkerungen Afrikas und Asiens von dieser vernachlässigten Tropenkrankheit betroffen. Bei starkem Befall kommt es zur Lymphatischen Filariose. Dabei schwellen einzelne Gliedmaßen sehr stark an, sodass man auch von der sogenannten Elephantiasis oder Elefantenkrankheit spricht. Die Erkrankung geht einher mit starken Schmerzen, schweren körperlichen Beeinträchtigungen und großem seelischen Leid. Das TAKeOFF-Netzwerk baut eine Plattform auf, die sowohl klinische Studien und Forschungen zu Filarien als auch die Patientenversorgung miteinander verzahnt. Hier können unter anderem klinische Studien zu neuen Behandlungs- und Diagnosemöglichkeiten vorbereitet und durchgeführt werden. Gleichzeitig unterstützt das Netzwerk die Ausbildung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Kliniken vor Ort.
Faktenblatt zu TAKeOFF (englischsprachig)
Forschung fördern: TAKeOFF
TB Sequel
Netzwerk zur Untersuchung der klinischen, mikrobiologischen und immunologischen Faktoren, die ungünstige Langzeitfolgen für Lungentuberkulose-Patientinnen und -Patienten haben
Die Tuberkulose (TB) ist mit bis zu 1,8 Millionen Todesfällen jährlich eine der tödlichsten Infektionskrankheiten weltweit. Das belegen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2015. Besonders in Entwicklungsländern ist TB weit verbreitet. Das häufigste Krankheitsbild ist die Lungentuberkulose. Eine Behandlung ist langwierig und verursacht oft starke Nebenwirkungen. Nach einer erfolgreichen Therapie leiden bis zu 50 Prozent der Betroffenen an chronischen Langzeitfolgen wie moderaten oder schweren Lungenfunktionsstörungen.Das Netzwerk TB Sequel untersucht Begleiterkrankungen, Risikofaktoren und Langzeitkomplikationen der TB sowie deren Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit in Subsahara-Afrika. Im Zentrum steht eine Studie, die bis zu 1600 TB-Patientinnen und -Patienten über mehrere Jahre beobachtet und untersucht, um eine Heilung zu ermöglichen. Weiterhin werden die Kapazitäten zur erfolgreichen Erforschung und Behandlung der TB in den afrikanischen Partnerländern ausgebaut, indem Ausbildungsprogramme geschaffen, Kliniken besser ausgestattet und Exzellenzzentren gebildet werden.
Faktenblatt zu TB Sequel (englischsprachig)
Forschung fördern: TB Sequel
Das Ziel von CEPI ist, Epidemien zu stoppen, bevor großflächige Gesundheitskrisen entstehen. CEPI entwickelt Impfstoffe gegen Erreger, die gefährliche Epidemien verursachen können. Die Impfstoffe sollen schnell einsatzbereit sein, um humanitäre Katastrophen künftig besser verhindern zu können.
Im Fokus der Initiative stehen Krankheiten, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als mögliche, künftige Pandemien identifiziert hat. Diese Krankheiten bieten den Pharmakonzernen kaum wirtschaftliche Anreize, die hohen Entwicklungskosten für Impfstoffe zu übernehmen. Hier ist daher die öffentliche Förderung durch die internationale Gemeinschaft gefragt.
CEPI ist eine öffentlich-private Partnerschaft aus Staaten, Stiftungen und Unternehmen der pharmazeutischen Industrie. Das BMBF stellt für CEPI im Haushaltsjahr 2017 zehn Millionen Euro bereit und hat sich verpflichtet, auch in den folgenden vier Jahren die Initiative zu unterstützen.
Die Bundesregierung ist davon überzeugt, dass nur ein international vernetztes Engagement die Herausforderungen durch multiresistente Krankheitserreger effizient meistern kann. Unter Deutschlands Präsidentschaft beschlossen die G20-Staats- und Regierungschefs im Sommer 2017, die Zusammenarbeit im Kampf gegen resistente Keime weltweit zu stärken. Das BMBF rief daraufhin den "Global Antimicrobial Resistance Research and Development Hub" (Global AMR R&D Hub) ins Leben und koordinierte seinen Aufbau. Im Frühjahr 2018 fand die Auftaktveranstaltung statt. Die Mitglieder der Initiative – darunter Staaten wie Russland, China, USA und Frankreich, und Förderorganisationen wie die Bill and Melinda Gates Foundation, der Wellcome Trust und die Europäische Kommission – konferieren regelmäßig. Sie identifizieren wichtige Forschungs- und Entwicklungsaufgaben und stimmen gemeinsam den Einsatz ihrer Ressourcen ab. Dadurch soll die Entwicklung neuer Therapien und Diagnostika für resistente Infektionen noch effizienter gefördert werden.
Der globalen Bedrohung durch Antibiotika-Resistenzen widmet sich auch eine europäische Initiative der gemeinsamen Programmplanung (JPI): Die "Joint Programming Initiative on Antimicrobial Resistance" (JPIAMR) verknüpft Forschungsansätze zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen. JPIAMR
Europäische Ressourcen und Infrastrukturen bündeln
Die europaweite Vernetzung der Gesundheitsforschung und die Entwicklung europäischer Forschungsinfrastrukturen fördern den medizinischen Fortschritt. 15 Prozent aller Fördermittel werden in Europa für internationale Projekte vergeben. Das BMBF engagiert sich bei der Umsetzung des europäischen Rahmenprogramms für Forschung und Innovation „Horizont 2020“, das alle forschungs- und innovationsrelevanten Förderprogramme der Europäischen Kommission zusammenführt.
Die Förderstrategie des BMBF umfasst auf europäischer Ebene drei Säulen:
Das „European Strategy Forum on Research Infrastructures“ (ESFRI) hat die Aufgabe, den Bedarf an Forschungsinfrastrukturen in Europa zu identifizieren und deren Auf- und Ausbau voranzutreiben. Das BMBF unterstützt ESFRI-Projekte, die für die medizinische Forschung von grundlegender Bedeutung sind.
Biobanken
BBMRI
Klinische Studien
ECRIN
Tiermodelle
INFRAFRONTIER
Bioinformatik
ELIXIR
Chemische Biologie
EU-OPENSCREEN
Das Konzept der „Joint Programming Initiative“ (JPI) zielt auf eine verstärkte strategische Zusammenarbeit der EU-Mitgliedstaaten im Bereich der Forschung und Entwicklung, um bedeutende gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam bewältigen zu können.
Nationale Forschungsprogramme zu den wichtigsten Forschungsthemen werden europaweit aufeinander abgestimmt. Im Rahmen von JPI entwickeln die Staaten gemeinsame Zukunftsvisionen für wissenschaftliche und gesellschaftliche Themenbereiche und zugleich eine strategische Agenda, mit der sie ihre Ziele gemeinsam in die Tat umsetzen wollen. Im Bereich Gesundheit beteiligt sich BMBF an JPI zu folgenden Themen:
Neurodegenerative Erkrankungen („Neurodegenerative Disease Research“, JPND)
JPND COFUND
JPND Gesundheitsversorgung
JPND Krankheitsübergreifende Mechanismen
JPND Präventionsstrategien
JPND Risikofaktoren
vor 2017 abgeschlossene Projekte
Eine gesunde Ernährung für ein gesundes Leben („A Healthy Diet for a Healthy Life“, JPI HDHL) – Prävention ernährungsbedingter Krankheiten
NUTRICOG
DEDIPAC KH
JPI HDHL Biomarker
vor 2017 abgeschlossene Projekte
Länger und besser leben: Möglichkeiten und Probleme des demografischen Wandels („More Years, Better Lives – The Potential and Challenges of Demographic Change“, JPI MYBL)
MYBL
Antimikrobielle Resistenzen („Antimicrobial Resistance“ JPIAMR) – eine neue Gefahr für die menschliche Gesundheit
JPIAMR
Ein Beitrag zur Stärkung des Europäischen Forschungsraumes („European Research Area“, ERA) sind die sogenannten ERA-Netze, in denen Ministerien und andere Förderorganisationen aus vielen europäischen Ländern zusammen arbeiten.
Eines der wichtigsten Ziele dieser Netzwerke ist die Durchführung länderübergreifender Bekanntmachungen, wobei insbesondere kleine bis mittlere Forschungsverbünde unterstützt werden. Andere Ziele sind die Bestandsaufnahme nationaler Förderprogramme sowie der Austausch positiver Erfahrungen bei der Forschungsförderung.
Im Bereich Gesundheitsforschung beteiligt sich das BMBF an folgenden ERA-Netzen:
Seltene Krankheiten
E-RARE
Erkrankungen des Nervensystems
NEURON 2016-2019: Entwicklungsstörungen im Nervensystem
NEURON 2015-2018: Neuroinflammation
NEURON 2014-2017: Psychische Störungen
NEURON – vor 2017 ausgelaufene Projekte
Systemmedizin
ERACoSysMed
Krebserkrankungen
TRANSCAN
Herzkreislauf-Erkrankungen
ERA-CVD: Bekanntmachung zur Förderung von europäischen Forschungsprojekten zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Zur Förderung der globalen Gesundheit unterstützt das BMBF zudem die „European and Developing Countries Clinical Trials Partnership“ (EDCTP), eine Forschungsinitiative der Europäischen Kommission. Um armutsassoziierte Infektionskrankheiten besser bekämpfen zu können, arbeiten europäische und afrikanische Partnerländer hier gemeinsam an der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen. EDCTP
Mit seiner Unterstützung der vorgenannten Förderinitiativen "PDPs", "Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika" und "CEPI" trägt das BMBF zum EDCTP2 Programm bei, das von der Europäischen Union unterstützt wird.