Das Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) ist in Industrienationen die vierthäufigste mit Krebs assoziierte Todesursache. Die einzige kurative Behandlungsmöglichkeit besteht derzeit in der vollständigen Resektion (Entfernung) des Tumors. Die Hauptkomplikation, die im Anschluss an diese Operation auftreten kann, ist die Pankreasfistel. Sie hat zur Folge, dass Verdauungsenzyme, welche von der Bauchspeicheldrüse produziert werden, frei in die Bauchhöhle gelangen. Es kann zu einer Entzündung (Peritonitis) oder sogar zur Selbstverdauung des Restpankreas kommen. Da die Bauchspeicheldrüse eine sehr lockere Gewebestruktur aufweist und aufgrund des geringen Anteils an Strukturproteinen schwer zu nähen ist, tritt die Fistelbildung nach 30 Prozent der Operationen auf.
Das Auftreten einer postoperativen Pankreasfistel gehört zu den häufigsten schwerwiegenden Komplikationen nach der Pankreasresektion bei der sich zudem die Sterblichkeitsrate verdoppelt. Aus Pankreasfisteln resultierende Komplikationen können einen verlängerten Krankenhausaufenthalt und weitere medizinische Behandlungen des Patienten notwendig machen, was eine große gesundheitsökonomische Bedeutung sowie eine Einschränkung der Lebensqualität der Patienten zur Folge hat.
Ziel des Vorhabens ist es, die Fistelbildung nach Pankreasresektionen nachhaltig zu verhindern und dadurch die hohe Morbidität zu senken. Dazu sollen die Wundränder bis zum Abschluss der Wundheilung mittels eines neuartigen Gewebeklebers verschlossen werden. Der Gewebekleber wird mit seiner honigähnlichen Konsistenz während der Operation mit Hilfe einer Spritze auf die Wundränder aufgebracht und härtet dabei aus. Dadurch entsteht eine flüssigkeitsdichte Versiegelung und der Austritt von Pankreassekret in den Bauchraum wird vermieden.
Bisherige Klebetechniken konnten nicht zu einer nachhaltigen Reduktion der Fistelrate beitragen, da Pankreassaft diese Kleber schnell (in weniger als 24 Stunden) verdaute und somit den Austritt der Verdauungsenzyme nicht nachhaltig verhindern konnten. Im Rahmen des Vorhabens sollen in Labor- und Tierversuchen bioabbaubare Kleberkandidaten auf Basis von Polyurethan identifiziert werden, die eine optimale Resistenz gegenüber Pankreasenzymen aufweisen.
Am Ende des Projektes soll der erste präklinisch evaluierte, synthetische Kleber, der biologisch abbaubar und intraabdominal (im Bauchraum) einsetzbar ist und gleichzeitig eine hohe Klebewirkung aufweist, für die Pankreaschirurgie unter Vermeidung der postoperativen Pankreasfistel zur Verfügung stehen.