Einzelprojekt

Innovativer Dialyse-Shunt zur Vermeidung immunologischer Abstoßung (BDS)

Förderkennzeichen: 13GW0237
Fördersumme: 832.500 EUR
Förderzeitraum: 2018 - 2021
Projektleitung: Aila Daugs
Adresse: Auto Tissue Berlin GmbH
Goerzallee 305D
14167 Berlin

In Deutschland waren im Jahr 2014 ca. 83.000 Menschen aufgrund einer Niereninsuffizienz regelmäßig dialysepflichtig. Um den Tod durch Urämie (vermehrtes Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut) zu vermeiden, werden die betroffenen Patienten standardmäßig einer extrakorporalen Hämodialyse (Blutwäsche über eine „künstliche Niere“) unterzogen. Dafür ist ein permanenter Gefäßzugang beim Patienten zu schaffen, der einen ausreichenden Blutstrom gewährleistet. Der Einsatz eines implantierbaren Medizinproduktes, eines so genannten Shunt (engl. Kurzschluss), ist eine Möglichkeit dies zu erreichen. Dabei wird eine oberflächliche Vene mit einer tiefer liegenden Arterie verbunden. Der Dialyseshunt gewährleistet damit eine einfachere Gefäßpunktion für die Aufnahme der Dialysekanülen.

Ein Shunt aus körpereigenen (autologen) Blutgefäßen ist dabei immer die erste Wahl. Da dies aufgrund einer ungeeigneten Gefäßsituation der Patienten nicht immer möglich ist, werden in ca. 40 % der Fälle Shunts aus alternativen Materialien eingesetzt. Synthetische Prothesen müssen allerdings aufgrund von Thrombosen und Aneurysmen im Vergleich zu autologen Shunts fünfmal häufiger ausgetauscht werden. Mehr als die Hälfte aller Patienten, denen Shunts aus nicht autologen Materialien implantiert werden, müssen sich bereits innerhalb der ersten drei Jahre nach dem Beginn der Hämodialyse einem Revisionseingriff, mit den damit verbundenen Belastungen, unterziehen.

Ziel des Vorhabens BDS ist es, eine echte Alternative zu den herkömmlichen Dialyse-Shunts zu entwickeln. Dabei wird Material aus der Rinderhalsschlagader verwendet, deren zelluläre Bestandteile durch ein spezielles Verfahren (Dezellularisierung) entfernt und die zurück bleibende Bindegewebsmatrix mit Zellen des späteren Implantat-Empfängers wieder besiedelt werden sollen. Durch die vollständige Entfernung körperfremder Zellen aus dem so entstehenden Implantat wird die Gefahr der immunologischen Abstoßung durch den Shunt-Empfänger nahezu ausgeschlossen. Nebenwirkungen, wie Stenosen und Thrombosen werden minimiert sowie die Heilung punktionsbedingter Einstichlöcher begünstigt.

Aufgrund der Vorteile der neuen Shunts wird sich die Nutzungsdauer, im Vergleich zu den herkömmlich Alternativen, erheblich verlängern und die Zahl der operativen Revisionseingriffe reduzieren. Das führt zu einer deutlich verbesserten Lebensqualität der stark belasteten Dialyse-Patienten sowie zu einer Reduzierung der Behandlungskosten.
Die neue Entwicklung ist ferner dafür geeignet, spätere Anwendung in weiteren Bereichen der Gefäßchirurgie zu finden (z.B. Überbrückung von Gefäßverengungen, Bypass-OP). Nach erfolgreichem Abschluss des Projektes wird das Unternehmen Auto Tissue Berlin GmbH weitere FuE-Arbeiten und klinische Studien durchführen, um den Shunt als zertifiziertes Medizinprodukt in den Markt bringen zu können.