Rund 20 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Gewebeveränderung in der Schilddrüse. Diese sogenannten Knoten rufen nicht bei allen Patienten Symptome hervor und sind in den meisten Fällen nicht behandlungsbedürftig. Wenn die Schilddrüsenknoten allerdings eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) auslösen, spielt die Nuklearmedizin in der Therapie eine wichtige Rolle.
Die Radiojodtherapie, bei der Schilddrüsenknoten mit dem Isotop Iod-131 behandelt werden, ist ein Standardverfahren sowohl in der Therapie der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) als auch in der Therapie von Schilddrüsenkrebs. Vor der Therapie muss – gesetzlich vorgeschrieben - eine individuelle Dosimetrie durchgeführt werden, um zu bestimmen, welche Dosis für den jeweiligen Patienten angezeigt ist. Die Messung erfolgt derzeit prätherapeutisch an vier Messtagen in der Klinik. Der veraltete Stand der Technik der gegenwärtig eingesetzten Messsysteme führt zu einer groben Vereinfachung des kinetischen Verlaufs der Messwerte mit allen daraus resultierenden Fehlermöglichkeiten. Dies bedeutet für den Patienten einerseits einen hohen zeitlichen Aufwand, da die Messungen jeweils in der Klinik stattfinden müssen, und beinhaltet andererseits das Risiko einer suboptimalen Therapie, weil die Diagnose ungenau ist.
Ziel des Vorhabens ist daher die Erforschung eines kleinen, transportablen und durch die Patienten selbst zu bedienenden Jod-Messsystems, das eine genaue Bestimmung der Therapiedosis möglich macht. Das System soll mit moderner Sensortechnik kontinuierlich während der Individualdosimetrie die Messwerte der Jodkinetik aufzeichnen. Die Daten werden mittels moderner Kommunikationstechnologien an den Arzt gesendet und ermöglichen eine schnelle Berechnung der Werte, aber auch eine zeitnahe Intervention, wenn die Messung fehlerhaft ist.
Für den klinischen Anwender ermöglicht das neue Messsystem eine deutlich verbesserte Dosimetrie für die Radiojodtherapie bei deutlich geringerem Zeitaufwand für die Patienten und das medizinische Personal. Das führt sowohl aus medizinischer als auch ökonomischer Sicht zu einer wesentlichen Verbesserung im Vergleich zur derzeitigen Versorgungssituation.