24.04.2023

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Malaria: neue Medikamente in Sicht?

Dr. Andreas Kany vom Vorhaben ChloroMalaria berichtet anlässlich des Welt-Malaria-Tages über die Potenziale des Naturstoffs Chlorotonil.

Eine Mücke saugt Blut

Der Malaria-Erreger Plasmodium wird von Mücken auf den Menschen übertragen. 

Anatchant / AdobeStock

Dr. Andreas Kany ist Wissenschaftler am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS). Der Apotheker arbeitet in einem interdisziplinären Team aus den Abteilungen von Professor Rolf Müller und Professorin Anna Hirsch in Kooperation mit der Gruppe von Dr. Jana Held am Universitätsklinikum Tübingen an neuen Wirkstoffen gegen Malaria. Das Vorhaben wird im Rahmen der GO Bio initial-Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Herr Dr. Kany, warum ist Malaria weiterhin eine Bedrohung für die Gesundheit von vielen Menschen?

Malaria bedroht einen großen Teil der Weltbevölkerung und fordert weiterhin viele Todesopfer. Dies betrifft insbesondere tropische und subtropische Gebiete in Afrika, aber auch in Südostasien und Südamerika. Im Jahr 2021 erkrankten laut Weltgesundheitsorganisation weltweit 247 Millionen Menschen an Malaria während immerhin 619.000 an der Erkrankung starben. Es wird erwartet, dass sich diese Situation durch den Klimawandel weiter verschlimmert. Besonders kritisch ist Malaria für Schwangere und Kinder ab 6 Monaten, deren Immunsystem noch nicht voll ausgebildet ist. Zusätzlich zur hohen Zahl an Todesfällen besteht ein Risiko für problematische Spätfolgen durch Organschäden, beispielsweise einer beeinträchtigten Entwicklung des Gehirns. Verfügbare Therapien werden oftmals aufgrund von immer stärker verbreiterten Resistenzen unwirksam, weswegen die Entwicklung neuer Medikamente dringend notwendig ist.

Welche Arzneimittel werden aktuell gegen Malaria eingesetzt?

Zur Behandlung von Malaria werden in der Regel Kombinationspräparate aus verschiedenen Wirkstoffen – wie zum Beispiel Artemether und Lumefantrin – eingesetzt. Die Auswahl richtet sich nach Schwere und Symptomatik der Erkrankung. Ein großes Problem hierbei sind auftretende Resistenzen, welche die Wirksamkeit von gegenwärtig eingesetzten Medikamenten reduzieren. Dieser Effekt ist immer häufiger zu beobachten und erfordert die Entwicklung neuer Medikamente.

Für Reisende in Gebiete, in denen Malaria auftritt, gibt es die Möglichkeit vorbeugend Medikamente einzunehmen, wie das Präparat Malarone®. Dies reduziert das Risiko an Malaria zu erkranken deutlich.

Portraitfoto von Dr. Andreas Kany

Dr. Andreas Kany

HIPS/Ellen Merckel

Für Ihr Projekt ChloroMalaria setzen Sie den Naturstoff Chlorotonil ein. Was macht diesen Stoff so besonders?

Der Naturstoff Chlorotonil, der aus Bodenbakterien isoliert wurde, zeichnet sich durch seine einzigartige Wirkung gegen den Malaria-Erreger aus. Wir konnten aufzeigen, dass Chlorotonile verschiedene Stadien des Erregers unter Laborbedingungen unschädlich machen, was eine breite Anwendung in Aussicht stellt. Außerdem tritt die Wirkung sehr schnell ein. In unseren Versuchen beobachten wir keine Resistenzbildung. Zudem konnten wir den Wirkstoff mit chemischen Methoden in seiner Struktur so verändern, dass wir seine Eigenschaften verbessern konnten. In ersten Mausmodellen der Malaria-Infektion sind die Chlorotonile wirksam, was das Potential dieser Naturstoffe unterstreicht.

Was sind die nächsten Schritte in Ihrem Vorhaben?

Die exzellenten Ergebnisse, die wir für die Chlorotonile unter Laborbedingungen erzeugen konnten, sind im Hinblick auf neue Therapieoptionen für Malaria vielversprechend. Nun sind in der Entwicklung der Chlorotonile noch weitere Aspekte zu berücksichtigen, um zu einem wirksamen und gleichzeitig sicheren Medikament zu gelangen. Aus diesem Grund planen wir gegenwärtig im Rahmen der GO-Bio initial-Förderung weitere Schritte in der Entwicklung der Substanz. Hierbei geht es zum einen um notwendige Experimente, um beispielsweise Nebenwirkungen auszuschließen. Zum anderen befassen wir uns mit regulatorischen Aspekten einer potenziellen Marktzulassung.