06.02.2023

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Mit verantwortungsbewusster Haltung zu mehr Tierwohl

Eine gute und verantwortungsbewusste Tierhaltung ist für eine verlässliche Forschung die wichtigste Grundvoraussetzung.
 

Ein Wissenschaftler hält eine weiße Labor-Maus in den Händen

AdobeStock/efmukel

Um das Wohl der Tiere zu berücksichtigen und ihre Gesundheit vor äußeren Einflüssen zu schützen, werden strenge Richtlinien eingehalten. Auch der Umgang mit den Versuchstieren ist streng geregelt. Der Einsatz von kranken, gestressten oder gar leidenden Tieren wird in forschungsbegleitenden Versuchen jedoch nicht nur aus ethischen Gründen vermieden. Er führt auch oft zu fehlerhaften oder ungenauen Ergebnissen.

Dr. Barthel Schmelting, Fachtierarzt für Versuchstierkunde und Tierschutzbeauftragter an der Universität zu Lübeck und Dr. Andreas Lengeling, Beauftragter für Tierversuche an der Grundlagenforschung  am Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. in München berichten über Verbesserungen und positive Entwicklungen in der Tierversuchshaltung.

Aus der Sicht eines Tierpflegers: Wie können wir die Haltung von Versuchstieren weiter verbessern?

Porträt von Dr. Andreas Lengelin

privat

Dr. Andreas Lengeling: Um kontinuierlich die Haltungsbedingungen für Versuchstiere zu verbessern, benötigen wir noch mehr Wissen über die Biologie und die Bedürfnisse der verschiedenen Versuchstiere. Über Faktoren, die für die Haltung von Mäusen, Ratten und Zebrabärblingen wichtig sind, ist schon viel bekannt. Derartiges Wissen ist für seltener genutzte Versuchstierarten wie zum Beispiel Cephalopoden, Reptilien und Mulle noch nicht vorhanden. Hier bedarf es weiterer 3R-Forschung, um Haltungsbedingungen und den fachgerechten Umgang mit diesen Tieren weiter zu verbessern.

Dr. Barthel Schmelting: Eine verbesserte Haltung dient dem Tierwohl. Auch wenn 75% der in 2021 Deutschland verwendeten Versuchstiere Mäuse waren, so gibt es weitere Tierarten, die in der Forschung benötigt und gehalten werden. Hierzu zählen zum Beispiel landwirtschaftliche Nutztiere ebenso wie Alpakas mit ihren einzigartigen Antikörpern für die Corona-Forschung oder verschiedene Fischarten wie winzige Zebrafische oder große Meeresforellen. Alle Tierarten haben spezielle Bedürfnisse und Anforderungen, die es für eine bestmögliche Tierhaltung zu kennen gilt. Hierzu benötigen wir für die beteiligten Personenkreise von der Tierpflege bis zu den Forschenden eine stete praxisorientierte Aus-, Fort- und Weiterbildung über die zu haltenden Tiere sowie eine versuchstierkundliche Forschung im Sinne des Refinements, was dem Tierwohl dient. Denn Wissen schützt Tiere.

Welche Dinge haben sich im Bereich der Tierhaltung im Sinne des Refinements in den letzten Jahren positiv verändert?

Porträt von Dr. Barthel Schmelting

privat

Dr. Andreas Lengeling: Verbessert hat sich zum Beispiel das Handling bei der Haltung von Mäusen. Viele Versuchstiereinrichtungen nutzen dafür die Technik des sogenannten „Tunnelings“, um den Stress für die Tiere beim Umsetzen in neue Käfige zu reduzieren.

Dr. Barthel Schmelting: Durch die geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen hat die versuchstierkundliche Forschung, die nicht mit tierexperimenteller Forschung gleichzusetzen ist, einen großen Schub erfahren. Das zeigt sich auch an den in jüngerer Zeit neu eingerichteten Professuren zu dieser Thematik. Vieles ist in dieser Umbruchphase noch am Anfang. Die Neubetrachtung ethischer Fragen führen zum Beispiel zu einem Umdenken in der Zucht und Haltung von Labormäusen. Bei Neubauten werden sich im Zusammenspiel mit den Behörden sehr viele Gedanken zu Tierbedürfnissen und Tierwohl gemacht: Licht- und Klimaregelungen wie auch Hygieneaspekte, damit keine Krankheitskeime von außen den Tierbestand gefährden, sind Standard. Ähnliches gilt bei Enrichment-Programmen. Hierzu gehören neben physischem Beschäftigungsmaterial auch Tiertrainings wie zum Beispiel Klickertraining.