Neue Erkenntnisse bei Hepatitis-C-Therapie - Forschungsergebnisse helfen, Heilungschancen zu verbessern

In Deutschland leiden rund 500.000 Menschen an der gefährlichen Viruserkrankung Hepatitis C. Bislang gibt es keine Impfung gegen die Krankheit. Hepatitis C führt häufig zu Leberzirrhosen oder Leberkrebs und ist damit der häufigste Grund für Lebertransplantationen.

Die Heilungschancen lassen sich mit einer verbesserten Medikation und einem sofortigen Behandlungsstart deutlich steigern, die Dosierung bei einer Behandlung mit Interferon reduzieren. Das sind die Ergebnisse dreier Studien unter führender Beteiligung der Medizinischen Hochschule Hannover und des Universitätsklinikums der Johann-Wolfgang- Goethe-Universität Frankfurt. Beide sind Mitglied im Kompetenznetz Hepatitis, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.


Optimiertes Behandlungsregime
Eine europäische Forschergruppe untersuchte in der „Prove-2-Studie“ die Medikation bei einer chronischen Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus des Genotyps 1. Die wissenschaftliche Leitung der Studie hatte Prof. Dr. Stefan Zeuzem, Universitätsklinikum der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt. In dieser Studie erwies sich eine Kombinationstherapie unter Einbeziehung eines Proteasehemmers, der den Abbau von Proteinen verhindert, als erfolgreich: Zunächst wird den Patienten zwölf Wochen lang zusätzlich zur Standardtherapie mit Ribavirin und pegyliertem Interferon, das durch die Verbindung mit Polyethylenglykol (kurz PEG) besser vom Körper aufgenommen wird, der Proteasehemmer Telaprevir verabreicht. Anschliessend werden sie weitere zwölf Wochen ausschließlich mit pegyliertem Interferon und Ribavirin behandelt. Dadurch kann die Therapiezeit halbiert werden und die Heilungsrate steigt von circa 50 Prozent auf bis zu 70 Prozent im Vergleich zur bisherigen Therapie, in der über 48 Wochen ausschließlich pegyliertes Interferon und Ribavirin verabreicht werden.

Ansprechpartner:
Prove-2-Studie
Prof. Dr. Stefan Zeuzem
Medizinische Klinik I
Klinikum der Johann-Wolfgang-Goethe-
Universität Frankfurt
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt am Main
Tel.: 069 6301-6899
Fax: 069 6301-6448
E-Mail: zeuzem@em.uni-frankfurt.de

Optimaler Behandlungsbeginn
Forscher des Kompetenznetz Hepatitis fanden in der „Akute-HCV-III-Studie“ heraus, dass die erfolgreichste Behandlung bei akuter Hepatitis C aller Genotypen eine sofortige 24-wöchige Behandlung mit pegyliertem Interferon alfa 2b ist. Wird eine mögliche Spontanausheilung abgewartet, führt eine um 12 Wochen verzögerte Therapie mit pegyliertem Interferon und Ribavarin etwas seltener zum Erfolg. Die „Akute-HCV-III-Studie“, an der unter der Leitung von Prof. Dr. Michael P. Manns, Medizinische Hochschule Hannover, Hep-Net-Zentren aus dem ganzen Bundesgebiet beteiligt waren, ist die bislang größte prospektive, randomisierte Studie zur akuten Hepatitis C in Europa. 107 Patienten in 72 Hep-Net-Zentren nahmen daran teil.

Ansprechpartner:
Akute-HCV-III-Studie
Prof. Dr. Michael P. Manns
Zentrum für Innere Medizin
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Tel.: 0511 532-3305
Fax: 0511 532-4896
E-Mail: manns.michael@mh-hannover.de

Niedrigere Dosierung
In einer weiteren Studie verglichen Hep-Net-Forscher unter der Koordination von Privatdozent Dr. Heiner Wedemeyer, Medizinische Hochschule Hannover, verschiedene Therapiedauern und Medikamentendosen bei der Behandlung von chronischer Hepatitis C des Genotyps 2 und 3. Die Ergebnisse der „REDD-2/3-Studie“ zeigen, dass die Standardtherapie - eine 24-wöchige Behandlung mit pegyliertem Interferon alfa 2b - am erfolgreichsten ist. Eine niedrigere Interferon-Dosis (1.0 μg/ kg statt 1.5 μg/kg) zeigt annähernd gleiche Ausheilungsraten. Die Verkürzung der Therapie von 24 auf 16 Wochen ist bei den meisten Patienten hingegen nicht sinnvoll.

Ansprechpartner:
REDD-2/3-Studie
Privatdozent Dr. Heiner Wedemeyer
Zentrum für Innere Medizin
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Tel.: 0511 532-6814
Fax: 0511 532-6820
E-Mail: wedemeyer.heiner@mh-hannover.de

Weitere Informationen:
http://www.kompetenznetz-hepatitis.de/