Die akute lymphoblastische Leukämie (ALL) ist die häufigste Krebserkrankung im Kindes- und Jugendalter mit einer durchschnittlichen Zahl von 5 Neuerkrankungen pro 100.000 Kindern. Nach derzeitigem Stand der Forschung werden 85 Prozent der Patienten in der Ersttherapie geheilt. Die anderen Kinder und Jugendliche erkranken im Verlauf ihres Lebens erneut. Die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Rückfällen beträgt lediglich 50 Prozent. Im Erwachsenenalter liegt sie sogar unter 10 Prozent. Genetische Defekte der blutbildenden Zellen spielen in der Entstehung und im Fortschreiten der Krankheit eine entscheidende Rolle.
Im Therapieverlauf kommt es zu einer Abnahme der Krebszellen im Knochenmark. Dieser Prozess wird durch ein sensitives Monitoring der verbliebenen Krebszellen (= Minimal residual disease, MRD) begleitet. Die MRD-Diagnostik dient der Steuerung der Therapie, um eine maximale Vernichtung der Leukämiezellen bei minimaler Toxizität zu erreichen. Allerdings sind diese Diagnostikverfahren durch eine eingeschränkte Sensitivität sowie durch fehlende Informationen zur Zellvermehrung und zu krankheitsrelevanten genetischen Zielstrukturen limitiert.
Ziel des Projektes ist die Erforschung einer hoch sensitiven MRD-Diagnostik auf zellulärer Ebene. Das neue Verfahren beruht auf einer gleichzeitigen Untersuchung von leukämieassoziierten Oberflächenmarkern und ALL-spezifischer Genveränderungen in einem Durchflusszytometer, bei dem Zellen einzeln hintereinander mit hoher Geschwindigkeit durch eine Messzelle fließen und analysiert werden. Die dadurch verbesserte MRD-Diagnostik soll der optimalen Therapiesteuerung des Patienten dienen. Sie soll helfen, Spätfolgen zu reduzieren, Heilungserfolge deutlich zu erhöhen sowie Kosten durch Fehlbehandlungen zu vermindern.