Pilotprojekt ebnet Weg für große Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Wie gesund sind unsere Kinder? Auf diese Frage gibt es derzeit keine zuverlässige Antwort. Denn bislang existiert in Deutschland keine umfassende Untersuchung über den Gesundheitszustand und das Gesundheitsverhalten der Generation von 0 bis 18 Jahren - ein Problem, wenn man bedenkt, dass schon früh die Weichen für viele Erkrankungen gestellt werden.

Um diese Informationslücken zu schließen und Grundlagen für gezielte gesundheitspolitische Maßnahmen im Kindesalter zu liefern, haben Wissenschaftler des Robert Koch-Instituts eine Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (Survey) ausgearbeitet. Mit den Daten dieses Surveys wird es in Zukunft besser möglich sein, die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu erhalten und Krankheiten vorzubeugen. Mitte März 2002 wurde das einjährige Pilotprojekt (Pretest) des Surveys erfolgreich abgeschlossen, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wurde. Es diente dazu, Kriterien wie Auswertbarkeit, Akzeptanz in der Bevölkerung und Methodik zu überprüfen und Erfahrungen für die Hauptphase des Surveys zu sammeln, deren Beginn für Ende 2002 geplant ist.


Pretest mit überraschenden Ergebnissen
In vier deutschen Studienorten nahmen1630 Kinder und Jugendliche am Pretest teil, der sowohl von Eltern als von den Kinder sehr gut angenommen wurde. Zudem lieferte er interessante Resultate. So lag zum Beispiel jedes fünfte untersuchte Kind außerhalb der deutschen Referenzwerte für den Body-Mass-Index, der das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße beschreibt. Zwei Erklärungen sind für dieses erstaunliche Ergebnis denkbar: Zum einen könnten die bestehenden deutschen Referenzwerte nicht richtig auf Kinder und Jugendliche abgestimmt sein, zum anderen könnte in der untersuchten Region eine deutliche Tendenz zum Übergewicht bestehen. Das zu klären ist wichtig, denn bei Kindern sind gerade die Körpermaße ein wichtiger Indikator für ihre körperliche Entwicklung und Gesundheit. Ein weiteres Ergebnis des Pretests war, dass längst nicht alle Kinder nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft werden. Außerdem bestätigte das Pilotprojekt Ergebnisse früherer Studien, die zeigten, dass die meisten Unfälle im Kindes- und Jugendalter nicht im Straßenverkehr, sondern zu Hause passieren.


Schwerpunkte und Ablauf des Kinder- und Jugendsurveys
Diese und viele weitere Daten des Pretests sollen in der Hauptphase des Kinder- und Jugendsurveys, die vom BMBF und vom Bundesministerium für Gesundheit finanziert wird, weiterverfolgt werden. Sie soll drei Jahre dauern und 20.000 Kinder in 150 Studienorten einschließen. Die Teilnehmer werden anhand des Einwohnermelderegisters ermittelt. Sie werden schriftlich interviewt und zusätzlich von Ärzten befragt und untersucht. Freiwillige Blut- und Urinanalysen sollen helfen, gesundheitliche Risiken zu identifizieren. Alle Daten werden anonym erhoben. Der Survey wird folgende thematische Schwerpunkte haben: Krankheiten und Unfallverletzungen; Gesundheitslage, gesundheitliches Wohlbefinden, Lebensbedingungen und sozialer Status; Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, Arzneimittelgebrauch, Impfstatus und Ernährung; gesundheitsrelevanter Lebensstil und Risikoverhalten; körperliche, psychische und soziale Entwicklung

Die umfangreichen Untersuchungen des Kinder- und Jugendsurveys werden es den Wissenschaftlern erstmalig ermöglichen, Wechselwirkungen zwischen den einzelnen gesundheitlichen Risikofaktoren zu erkennen, Risikogruppen zu identifizieren und Konzepte zur Vorbeugung von Krankheiten und Unfällen zu entwickeln. Die bisherigen Referenzwerte können aktualisiert und Ergebnisse in laufende Forschungsprojekte zu bestimmten Krankheiten einbezogen werden. So wird der Kinder- und Jugendsurvey zum Beispiel erstmalig bundesweit repräsentative Daten über die Verbreitung allergischer Krankheiten liefern, die spezifisch für Alter, Regionen und soziale Schicht auf die gesamte Bundesrepublik hochgerechnet werden können.

Weitere Informationen: http://www.kinder-jugend-gesundheit21.de/

Ansprechpartnerin:
Frau Dr. Bärbel-Maria Kurth
Robert Koch-Institut
Abteilung für Epidemiologie und
Gesundheitsberichterstattung
General-Pape-Straße 62-66
12101 Berlin
Telefon: 01888/754-3103
Fax: 01888/754-3181
kurthb@rki.de

Juni 2002

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Gesundheit von Kindern und Jugendlichen