RepliCardio – dreidimensionales Abbild des Herzens verkürzt Operationsdauer

Durch die Übertragung von Daten aus einer Magnetresonanztomographie (MRT) auf einen „3D-Kopierer“ können erstmals lebensechte Modelle von Patientenherzen aus Kunststoff angefertigt werden. Mit dem neuen gemeinsam vom Kompetenznetz Angeborene Herzfehler und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) entwickelten Verfahren „RepliCardio“ lassen sich individuelle Nachbildungen des Herzens erstellen.

Die MRT-Methode ermöglicht es, Strukturen eines lebenden Herzens, einschließlich Herzmuskel und Gefäßwänden, in einem Kunststoffmodell sichtbar zu machen: ein plastisches Abbild, das die anatomischen Strukturen detailgetreu wiedergibt. Dank der Herzrepliken können besonders schwierige operative Eingriffe im Vorfeld besser geplant werden. Was laut Privatdozent Titus Kühne, Abteilung für Kinderkardiologie am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) und Projektleiter im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, „die Güte der Operation erhöht“. Denn am Modell lassen sich beispielsweise chirurgische Schnittführungen vorab auf Machbarkeit und therapeutischen Nutzen prüfen.


„Trockenübungen“ am Herzmodell
Darüber hinaus verkürzt die Zuhilfenahme der Herzmodelle die Operationsdauer. Denn mit RepliCardio können beispielsweise Prothesen, die früher während des Eingriffs je nach anatomischen Gegebenheiten gefertigt werden mussten, anhand des Herzmodells bereits vorab hergestellt werden. Eine kürzere Operationsdauer ist nach den Worten von Kühne besonders bei Kleinkindern und Säuglingen ein enormer Vorteil: „Je kürzer, desto besser. Denn der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine kann die weitere Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen.“ Bereits 30 Minuten mehr oder weniger, so Kühne, können entscheidend sein, ob infolge der Operation unter anderem geistige Defizite oder Störungen der Nierenfunktion auftreten. Unabhängig davon, in welchem Alter der Herzpatient ist, reduzieren sich mit einer kürzeren OP-Dauer auch die Stressbelastung und die Verweildauer auf der Intensivstation.

Die Herzmodelle sind aber auch eine wertvolle Entscheidungshilfe, ob der kardiale Schaden operativ zu beheben ist oder nicht. Bei zwei Patienten im Alter von 14 und 16 Jahren wurde RepliCardio bereits erfolgreich angewendet. Laut Kühne waren beide bereits als nicht mehr operabel eingestuft worden – was dann anhand des Herzmodells revidiert werden konnte: Die beiden jugendlichen Patienten wurden schließlich erfolgreich operiert.

Um weiter zu prüfen, ob und welche Vorteile der Einsatz der Herzmodelle bietet, sollen im ersten Halbjahr 2007 mehrere Experten das neue Verfahren testen. „Dazu werden Kinderkardiologen und Kardiologen ins Deutsche Herzzentrum nach Berlin eingeladen, denen zehn schwere Fälle von Herzfehlern vorgelegt werden“, wie Kühne erklärt. Diese sollen zum einen mit konventionellen Verfahren bewertet werden, zum anderen unter Anwendung von RepliCardio. Kühne wertet die Zukunftsaussichten allerdings schon jetzt positiv: „Das Verfahren wird sich zwar nicht in der breiten Anwendung, aber sicherlich für schwere Fälle etablieren.“ dafür sprechen auch die Kosten. Sie liegen pro Einsatz bei 300 bis 350 Euro – angesichts der Vorteile, die RepliCardio bietet, gut investiert.

Ansprechpartnerin:
Kompetenznetz Angeborene Herzfehler
Wiebke Lesch
Augustenburger Platz 1
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Tel.: 030 40048783
Fax: 030 40048781
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