Februar 2017

| Newsletter 82

Richtige Operationstechnik verhindert Thrombosen

Eine Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und der Universitätsmedizin Mainz zeigen: Komplikationen bei bioresorbierbaren Stents lassen sich vermeiden, wenn die Gefäßstützen auf ein Mindestmaß geweitet werden.

Bei verengten Herzkranzgefäßen setzen Kardiologinnen und Kardiologen in vielen Fällen Stents ein. Die neuste Generation dieser Stents ist bioresorbierbar, kann also vom menschlichen Körper abgebaut werden. Einziger Nachteil: Durch den bioresorbierbaren Stent erhöht sich nachweislich das Thromboserisiko im Vergleich zu metallischen Stents. Mit der richtigen Technik lassen sich diese Komplikationen bei bioresorbierbaren Stents aber verringern. Das konnte ein Forscherteam um Univ.-Prof. Dr. Tommaso Gori und Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel von der Universitätsmedizin Mainz und vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) anhand einer klinischen Studie mit 1.300 Patientinnen und Patienten belegen. Bei der modifizierten OP-Technik wird der bioresorbierbare Stent auf ein bestimmtes Mindestmaß aufgeweitet.

Vielen Patientinnen und Patienten mit verengten Herzkranzgefäßen werden Stents implantiert.

Vielen Patientinnen und Patienten mit verengten Herzkranzgefäßen werden Stents implantiert.

DZHK

Bislang erhöhtes Risiko für Thrombosen

Verengt sich ein Herzkranzgefäß so sehr, dass der Herzmuskel nicht mehr richtig durchblutet wird, weiten Kardiologen das Gefäß mit einem kleinen Ballon. Zusätzlich bringen sie in das Gefäß ein winziges Stützgerüst ein, eine Art inneres Korsett, welches dafür sorgt, dass das Gefäß sich nicht wieder verengt. Bislang waren diese Stützgerüste, genannt Stents, aus Metall und verblieben ein Leben lang im Körper. Seit rund vier Jahren gibt es nun Stents aus bioresorbierbarem Material – meist Milchsäure –, die sich nach sechs bis achtzehn Monaten auflösen. Das Gefäß hat sich dann stabilisiert und kann wieder elastisch auf unterschiedliche Leistungsanforderungen reagieren. Gefäße mit metallischen Stents bleiben hingegen dauerhaft steif.

Auf Grund dieser Vorteile setzen Kardiologinnen und Kardiologen zunehmend bioresorbierbare Stents ein. Allerdings beobachteten sie dabei im Vergleich zu den herkömmlichen Stents ein erhöhtes Risiko, dass sich eine Thrombose bildet, also ein Pfropf, der das Gefäß verschließt. „Diese Stentthrombosen sind sehr gefährlich, deshalb wollten wir hier etwas tun“, sagt Professor Gori.

Optimal: Stent 2,4 Millimeter aufweiten

Dr. Tommaso Gori, Professor für Vaskuläre und Myokardiale Interaktion im DZHK

Dr. Tommaso Gori, Professor für Vaskuläre und Myokardiale Interaktion im DZHK.

Universitätsklinikum Heidelberg

In ihrer Studie haben die Mainzer Fachleute herausgefunden, dass sich die vermehrten Thrombosen mit einer veränderten Implantationstechnik vermeiden lassen. „Wir konnten zeigen, dass die Thrombosehäufigkeit dann dramatisch steigt, wenn der Stent beim Einsetzen weniger als 2,4 Millimeter aufgeweitet wird“, so Professor Gori. „Mit der ‚richtigen‘ Implantationstechnik – also wenn der Stent auf mindestens 2,4 Millimeter aufgeweitet wird – sinkt das Risiko wieder um 73 Prozent.“

Größere Durchmesser hatten hingegen fast keinen Einfluss auf die Thrombosehäufigkeit. „Somit sollte eine Größe von 2,4 Millimetern auf keinen Fall unterschritten werden“, unterstreicht Professor Münzel. „Wenn dies bei der Implantation von bioresorbierbaren Stents berücksichtigt wird, unterscheidet sich die Zahl der Thrombosen zwischen herkömmlichen Metallstents und bioresorbierbaren Stents nicht.“ So sei der letzte verbliebene Nachteil bei abbaubaren Stents mit der richtigen OP-Technik in den Griff zu bekommen, betonen beide Forscher unisono.

Blutplättchen verklumpen durch Kontakt mit Fremdkörper

Die Forschenden haben auch den Grund für das erhöhte Thromboserisiko herausgefunden: Die Gitterstreben der abbaubaren Stents sind dicker als Streben von Metallstents. Wird der resorbierbare Stent nicht genug aufgeweitet, also weniger als 2,4 Millimeter, liegen die Streben so dicht nebeneinander, dass kaum noch etwas von der Gefäßwand freiliegt. Das führt dazu, dass Blutplättchen an dieser Stelle durch den vermehrten Kontakt mit dem Fremdkörper aktiviert werden und zu verklumpen beginnen – eine Thrombose droht.

Die Studie wurde in Kooperation mit dem Agaplesion Bethanien Krankenhaus in Frankfurt, dem Luzerner Kantonsspital und der Universität Fribourg in der Schweiz durchgeführt. Tommaso Gori hat seit September 2016 eine W3-Professur des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) an der Universitätsmedizin Mainz dem Titel „Myocardial and Vascular Interactions“.

Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung

Im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung, kurz DZHK, bündeln 28 universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen an sieben Standorten in ganz Deutschland ihre Kräfte, indem sie eine gemeinsame Forschungsstrategie verfolgen. Das vom Bundesforschungsministerium initiierte DZHK bietet ihnen einen Rahmen, um Forschungsideen gemeinsam, besser und schneller als bisher umsetzen zu können. Wichtigstes Ziel des DZHK ist es, neue Forschungsergebnisse möglichst schnell für alle Patientinnen und Patienten verfügbar zu machen und Therapien sowie die Diagnostik und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verbessern. Neben dem DZHK gibt es fünf weitere Deutsche Zentren, welche die wichtigsten Volkskrankheiten erforschen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.dzhk.de.

Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung

DZHK-Logo

Im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung, kurz DZHK, bündeln 28 universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen an sieben Standorten in ganz Deutschland ihre Kräfte, indem sie eine gemeinsame Forschungsstrategie verfolgen. Das vom Bundesforschungsministerium initiierte DZHK bietet ihnen einen Rahmen, um Forschungsideen gemeinsam, besser und schneller als bisher umsetzen zu können. Wichtigstes Ziel des DZHK ist es, neue Forschungsergebnisse möglichst schnell für alle Patientinnen und Patienten verfügbar zu machen und Therapien sowie die Diagnostik und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verbessern. Neben dem DZHK gibt es fünf weitere Deutsche Zentren, welche die wichtigsten Volkskrankheiten erforschen.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.dzhk.de.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Tommaso Gori
Zentrum für Kardiologie, Kardiologie I
Universitätsmedizin Mainz
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
06131 17-6903
06131 17-6428
tommaso.gori@unimedizin-mainz.de

Pressekontakt:
Christine Vollgraf
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)
Pressestelle
Oudenarder Straße 16
13347 Berlin
030 4593-7102
E-Mail: christine.vollgraf@dzhk.de