Bei Personen mit Verlust der unteren Extremität oberhalb des Knies, ist es im Rahmen der funktionellen Wiederherstellung notwendig, eine prothetische Versorgung durchzuführen, die die Funktionen der verlorenen Gliedmaße bestmöglich ersetzt. In Deutschland werden jährlich etwa 10.000 Oberschenkelamputationen durchgeführt, zusätzlich müssen pro Jahr etwa 30.000 Oberschenkelprothesenträger mit einer neuen Prothese versorgt werden. Trotz großer Fortschritte sind aktuelle Prothesensysteme nicht in der Lage, die Funktion der verlorenen Gliedmaße so zu ersetzen, dass Folgeerkrankungen, Überbelastungen, Stürze und dadurch Defizite in der beruflichen und sozialen Interaktion des Betroffenen vermieden werden können.
Im vorliegenden Projekt VarioKnie sollen die bisherigen Defizite am Markt befindlicher Prothesen analysiert und eine innovative, an die Funktion des natürlichen Kniegelenks angepasste Prothese entwickelt werden. Dazu wird die Gelenkgeometrie digital nachempfunden und eine multimodale Sensorik, eine multivariable Regelung und Umgebungserkennung in einem Gesamtsystem kombiniert. Dadurch wird für den Patienten eine situations- und umgebungsbezogene Individualisierung der Prothese möglich. Die Prothese lässt sich per Smartphone auf diverse Gelände- und Belastungsarten einstellen. Zusätzlich sorgen die Sensoren dafür, dass durch die rechtzeitige Erkennung von Über- und Fehlbelastungen das Auftreten von Stürzen und Folgeerkrankungen vermieden werden kann.
Für den Amputierten werden sich damit das Gangbild und der Energiebedarf verbessern, das Sturz- und Verletzungsrisiko wird deutlich vermindert. Die Modularität des Systems ermöglicht eine besonders gute Individualisierung der Prothese.