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DZPG Aufbauförderung - "Standort Mannheim"

In Deutschland leidet mehr als ein Drittel aller Menschen im Laufe des Lebens an einer psychischen Erkrankung. Trotz der hohen Prävalenz und der hohen Krankheitslast sind die Krankheitsursachen noch unzureichend verstanden. Medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapieverfahren zeigen nur begrenzt Wirkung. Neue Erkenntnisse und technologische Entwicklungen sind daher notwendig, um wirksamere Präventions-, Diagnose- und Therapieverfahren zu entwickeln.

Dieser Herausforderung stellt sich das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG). Es führt die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sechs ausgewählten Standorten zusammen – Berlin, Bochum, Jena, Mannheim, München und Tübingen. Hochschulen, Universitätskliniken und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen agieren hierbei im Rahmen einer gleichberechtigten Partnerschaft. Durch die enge Vernetzung von der Grundlagenforschung über die klinische Forschung bis hin zur Versorgungsforschung soll eine schnellere Translation ermöglicht werden.

Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit koordiniert den aus vier Forschungseinrichtungen bestehenden Standort Mannheim. Innerhalb der zweijährigen Aufbauförderung werden die Voraussetzungen definiert, um den Standort und das DZPG als gemeinsames Zentrum handlungsfähig zu machen. Dies umfasst den Hochlauf von Forschungsprojekten, den Aufbau von Infrastrukturen sowie umfangreiche Maßnahmen zur Vernetzung, zur Nachwuchsförderung und zur Patientenbeteiligung.

Die Forschungsarbeiten am Standort Mannheim konzentrieren sich während der Aufbauförderung auf die Identifizierung von Risiko- und Schutzmechanismen psychischer Erkrankungen sowie auf deren Analyse mittels Methoden des Maschinellen Lernens. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Erforschung präventiver Interventionen zu sozialen Interaktionen und Grünflächen in der Stadt dar.

Teilprojekte

Neue Therapie- und Präventionsansätze in den Lebenswelten Stadt, Arbeit und Familie

Förderkennzeichen: 01EE2304A
Gesamte Fördersumme: 1.689.393 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2025
Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg
Adresse: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
I 5
68159 Mannheim

Neue Therapie- und Präventionsansätze in den Lebenswelten Stadt, Arbeit und Familie

Mannheim ist einer von sechs Standorten in der Startphase des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit und wird vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) koordiniert. Neben der Standortkoordination wird das ZI Risiko- und Schutzmechanismen erforschen, die bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen erstmals auftreten, sie in neue Therapie- und Präventionsansätze überführen und in Lebenswelten wie Stadt, Arbeit und Familie einsetzen. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt hierbei auf der Harmonisierung bestehender epidemiologischer Kohorten durch 1) Identifizierung von Risiko- und Schutzmechanismen psychischer Erkrankungen mit Schwerpunkt auf der frühen Entwicklung bis zur Adoleszenz; 2) deren Analyse mittels Methoden des maschinellen Lernens und normativer Modellierung und Implementation in Digitalen Zwillingen und 3) der Evaluation präventiver Interventionen zur sozialen Interaktion und Grünflächen in der Stadt.

Mechanismus-basierte modulare psychotherapeutische Interventionen für traumatisierte Adoleszente und junge Erwachsene: Entwicklung, Allokation, digitale Verlaufsbeobachtung und Ergebnisvorhersage

Förderkennzeichen: 01EE2304B
Gesamte Fördersumme: 716.278 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2025
Projektleitung: Prof. Sabine Herpertz
Adresse: Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Forschungsstelle für Psychotherapie
Bergheimer Str. 54
69115 Heidelberg

Mechanismus-basierte modulare psychotherapeutische Interventionen für traumatisierte Adoleszente und junge Erwachsene: Entwicklung, Allokation, digitale Verlaufsbeobachtung und Ergebnisvorhersage

Adoleszente haben die höchste Belastung durch psychische Erkrankungen. Die Wirksamkeit und Reichweite der evidenzbasierten Psychotherapie ist insbesondere bei einer Vorgeschichte von frühen Traumata unbefriedigend; zudem haben sich störungsspezifische ‚one fits all‘ Behandlungsprogramme in der Implementation in der Versorgung als nicht zielführend erwiesen. Das begrenzte Verständnis der zugrunde liegenden psychologischen und neurobiologischen Mechanismen führt zu einem Mangel an Umsetzung in psychotherapeutische Interventionen und Vorhersage der individuellen Behandlungsresponse. Die Aufklärung über die geplanten Interventionen unter Berücksichtigung komplexer neurobiologischer Prozesse stellt eine Herausforderung für Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten dar. Das Projekt zielt deshalb darauf ab, junge Patienten/Individuen mit frühen Traumata für modulare psychotherapeutische Interventionen und indizierte Prävention zu stratifizieren, die auf interpersonelle Dysfunktionen und gestörte Selbstregulation zielen. Zudem verfolgt die Universität Heidelberg den Anspruch einer adaptiven Psychotherapie, d. h. Psychotherapeuten erhalten kontinuierlich Feedback über den Verlauf des Therapieprozesses und können ihre Interventionen dem individuellen Behandlungsverlauf anpassen. In der psychiatrischen Versorgung werden zudem häufig psychotherapeutische und biologische Interventionen miteinander kombiniert. Im Sinne eines add-on Ansatzes werden psychotherapeutische Interventionen um spezifische Methoden der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) erweitert, liegen erste vielversprechende Ergebnisse bei traumassoziierten Störungen zu dieser Form einer ‚enhanced psychotherapy‘ vor.

Gruppeninteraktion und E-Learning Programm für Adoleszente und junge Erwachsene

Förderkennzeichen: 01EE2304C
Gesamte Fördersumme: 705.306 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2025
Projektleitung: Prof. Dr. Jörg Fegert
Adresse: Universität Ulm, Universitätsklinikum, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie
Steinhövelstr. 5
89075 Ulm

Gruppeninteraktion und E-Learning Programm für Adoleszente und junge Erwachsene

Der Schwerpunkt des Ulmer Vorhabens liegt auf Interaktionen in kleinen Gruppen in lebendiger Umgebung mit dem Fokus auf junge Menschen. Ausgehend von Kleingruppeninteraktionen sollen für junge Menschen im Übergang zum Erwachsenenalter entsprechende Paradigmen unter Einbezug neurowissenschaftlicher Grundlagen untersucht werden. Darüber hinaus wird ein E-Learning Angebot zu frühen Kindheitsbelastungen entwickelt. Um primärversorgende Hausärztinnen und -Ärzte stärker in die Vernetzung mit dem DZPG zu bringen, soll ein Basisprogramm (BASE) implementiert werden. Dabei geht es um die Reduktion von Stigma und der Scheu der Erstbehandler, psychische Probleme anzusprechen. Zentrale Themen wie Mental Health First Aid und Zwangsvermeidung werden unter Beteiligung von Betroffenen und Angehörigen ebenfalls angegangen.

Querschnittsaktivitäten

Förderkennzeichen: 01EE2304D
Gesamte Fördersumme: 2.112.412 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2025
Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg
Adresse: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
I 5
68159 Mannheim

Querschnittsaktivitäten

Ein Netzwerk aus Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland, das eng mit Betroffenen und Angehörigen zusammenarbeitet, soll DZPG-übergreifend agieren. Hierfür müssen feste Strukturen und Querschnittsaktivitäten an allen sechs Standorten aufgebaut werden. Am Standort Mannheim wird diese Aufgabe vom ZI Mannheim übernommen. Es sollen die Forschungsinfrastrukturen sowie ein trialogischer Beirat aus Betroffenen und Angehörigen für das DZPG etabliert und aufgebaut werden. Des Weiteren soll der wissenschaftliche Nachwuchs aktiv gefördert und ein Netzwerk aus Nachwuchswissenschaftlern etabliert werden. Außerdem soll der Transfer von Forschungsergebnissen gestärkt und durch entsprechende Stellen aktiv vorangetrieben werden. Über Mannheim wird darüber hinaus die Geschäftsstelle des DZPG verwaltet.