Juni 2019

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Cluster-Kopfschmerzen wirkungsvoll behandeln

Eine klinische Studie belegt die Wirksamkeit und Sicherheit von Prednison in der Therapie von Cluster-Kopfschmerzen. Die Studie gibt den behandelnden Ärztinnen und Ärzten damit die wissenschaftliche Grundlage für eine bereits gängige Behandlungsoption.

Frau liegend mit Kopfschmerzen.

Cluster-Kopfschmerzen gehen mit sehr starken Schmerzen einher, unter denen oft auch die Psyche der Betroffenen leidet.

DLR PT/BMBF

Cluster-Kopfschmerzen zeichnen sich durch unerträglich starke Schmerzen aus. Sie treten in Attacken mehrmals am Tag auf; jede Attacke kann bis zu drei Stunden anhalten. Nach einigen Wochen verschwinden die Schmerzen häufig wieder – um nach Monaten oder Jahren ohne Vorankündigung wiederzukehren.

Medikamente können das Auftreten von Cluster-Kopfschmerzen abmildern. Häufig wird der Wirkstoff Verapamil eingesetzt, um die Attacken bereits im Vorfeld zu verhindern. Allerdings kann es bis zu zwei Wochen dauern, bis sich seine Wirkung entfaltet. „Um den Betroffenen Leid zu ersparen, verschreiben die behandelnden Ärztinnen und Ärzte ihnen daher oft zusätzlich das Kortisonpräparat Prednison. Dieses soll die Attacken verhindern, bis die Verapamil-Therapie wirkt“, weiß Professor Mark Obermann, Direktor des Zentrums für Neurologie der Asklepios Klinik Schildautal zwischen Göttingen und Hildesheim. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen konnte er mit einer wissenschaftlichen Studie erstmals nachweisen, dass der Arzneistoff Prednison den Betroffenen auch wirklich helfen kann und sie nicht nur unnötigen Nebenwirkungen aussetzt. Dieses Ergebnis gibt den behandelnden Ärztinnen und Ärzten die therapeutische Sicherheit, das Präparat auch weiterhin einsetzen zu können. Zudem empfiehlt die Studie erstmals eine Dosierung, die ausreicht, um die Schmerzattacken zu verhindern. Die Betroffenen werden dadurch vor einer zu hohen Wirkstoffmenge und den damit verbundenen Nebenwirkungen geschützt.

Förderschwerpunkt Klinische Studien

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert viele klinische Studien zu unterschiedlichen Krankheitsgebieten. Solche Studien sind unverzichtbar, damit die alltägliche Gesundheitsversorgung von den Forschungserkenntnissen profitieren kann. Sie bilden die Grundlage für Evidenz und Qualität in der medizinischen Versorgung. Bisher wurden insgesamt 14 Förderrunden im Schwerpunkt Klinische Studien ausgeschrieben. Die Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von oralem Prednison als zusätzliche Therapie in der prophylaktischen Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen wurde von Oktober 2012 bis einschließlich Juni 2018 mit rund 490.000 Euro gefördert.

Eine klinische Studie, die wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wird

An der Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde, nahmen rund 140 Patientinnen und Patienten aus ganz Deutschland teil. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip in eine Kontroll- und eine Interventionsgruppe unterteilt. Die Teilnehmenden der Interventionsgruppe erhielten zunächst fünf Tage lang täglich 100 mg Prednison. In den darauffolgenden Wochen wurde die Dosierung verringert und das Medikament nach 17 Tagen vollständig abgesetzt. Die Probandinnen und Probanden der Kontrollgruppe nahmen über diesen Zeitraum ein wirkstofffreies Placebo-Präparat ein. Weder die Teilnehmenden noch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte wussten darüber Bescheid, ob die eingesetzten Tabletten den Wirkstoff enthielten oder nicht. Durch diesen sogenannten doppelblinden Ansatz wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verhindern, dass eine Erwartungshaltung von Arzt oder Patient die Studienergebnisse verfälscht. „Alle Studienteilnehmer führten ein Schmerztagebuch, in dem sie die Häufigkeit und Stärke der Schmerzattacken dokumentierten. Anhand dieser Aufzeichnungen konnten wir zeigen, dass Prednison im Vergleich zum Placebo die Anzahl der Schmerzattacken deutlich verringert“, fasst Obermann die Ergebnisse zusammen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Mark Obermann
Asklepios Kliniken Schildautal Seesen
Zentrum für Neurologie
Karl-Herold-Straße 1
38723 Seesen/Harz
Mark.Obermann@uk-essen.de