Juli 2015

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Gemeinsam gegen armutsassoziierte Krankheiten - Die Förderstrategie des BMBF

Auf Basis eines strategischen Förderkonzepts investiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit Jahren in die Erforschung vernachlässigter und armutsassoziierter Krankheiten. Ziel ist, die Gesundheitsversorgung in ärmeren Ländern zu verbessern.

Förderkonzept Vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten

Im Jahr 2011 hat das Bundesforschungsministerium sein „Förderkonzept Vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten“ vorgestellt. Seitdem arbeiten zahlreiche geförderte Projekte auf Hochtouren. Einige davon werden auf den folgenden Seiten vorgestellt. Doch das Förderkonzept des BMBF ist nicht starr. Es wird stetig an die aktuellen Rahmenbedingungen angepasst und demnächst in aktualisierter und weiterentwickelter Form veröffentlicht. Dabei baut die Forschungsförderung des Ministeriums auf vier Säulen auf:

  1. Ein wichtiger Baustein des Förderkonzepts ist die Unterstützung von Produktentwicklungspartnerschaften, kurz PDPs (Product Development Partnerships). Hier machen es sich internationale Non-Profit-Organisationen zur Aufgabe, Präventionsmaßnahmen, Diagnostika oder Medikamente für armutsassoziierte, vernachlässigte Krankheiten zu entwickeln. Der Vorteil: Die hergestellten Medikamente können in armen Ländern zu erschwinglichen Preisen angeboten werden. Weltweit agieren heute 16 große PDPs – vier davon fördert das Bundesforschungsministerium. Die aktuelle Förderung konzentriert sich vor allem darauf, Produkte zu entwickeln, die die Kindersterblichkeit senken und die Gesundheit von Müttern verbessern. Mehr zu den PDPs und einem konkreten Forschungsprojekt lesen Sie hier.
  2. Das Bundesforschungsministerium stärkt auch die deutsche Forschungsszene im Bereich der vernachlässigten und armutsassoziierten Erkrankungen. Dabei ist es besonders wichtig, die Zusammenarbeit mit Partnern aus den betroffenen Ländern nachhaltig auszubauen. Hierzu hat das BMBF im Jahr 2010 eine Fördermaßnahme für deutsche Nachwuchswissenschaftler ins Leben gerufen. Mehr über das Forschungsprojekt einer geförderten Nachwuchswissenschaftlerin lesen Sie ab Seite 7. Auch am Deutschen Zentrum für Infektionskrankheiten hat der Kampf gegen vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten hohe Priorität. Gleich vier Arbeitsgruppen erforschen zusammen mit Partnerstandorten in Afrika neue Therapie-und Präventionsmöglichkeiten für HIV/Aids, Malaria, Tuberkulose und weitere Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Ebola. Mehr zum Deutschen Zentrum für Infektionskrankheiten lesen Sie hier.
  3. Das Ministerium beteiligt sich an der internationalen Initiative EDCTP. EDCTP steht für „European and Developing Countries Clinical Trials Partnership“. Das ist eine Forschungsinitiative, die von europäischen und afrikanischen Ländern gemeinsam getragen wird. Seit der Gründung im Jahre 2003 widmet sich EDCTP gezielt der Bekämpfung armutsassoziierter, vernachlässigter Infektionskrankheiten. Besonders im Fokus stehen HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose in den ärmsten Regionen Afrikas, den Subsahara-Staaten. Schwerpunkte von EDCTP sind die Förderung klinischer Studien, um neue Impfstoffe, Medikamente und Diagnostika möglichst zügig in den klinischen Alltag zu überführen, sowie die Vernetzung europäischer Forscherinnen und Forscher mit afrikanischen Partnern. Um die Gesundheit der Menschen in Afrika und anderen Ländern der Welt zu verbessern, investieren die Europäische Kommission, die Mitgliedstaaten, Stiftungen und die afrikanischen Partnerländer in einem Zeitraum von 20 Jahren rund 2 Milliarden Euro.
  4. Der vierte Schwerpunkt des Förderkonzeptes ist die Fördermaßnahme „Forschungsnetze für Gesundheitsinnovationen in Sub-Sahara Afrika“, die kürzlich starten konnte. Ziel ist, Forschungsstrukturen in Afrika nachhaltig auszubauen und die Zusammenarbeit zwischen deutschen und afrikanischen Forscherinnen und Forschern zu stärken. Fünf ausgewählte Projekte werden in den nächsten fünf Jahren mit jeweils bis zu 10 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert. Neben exzellenten Forschungsprojekten, beispielsweise zu Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder Wurmerkrankungen, sollen die Netzwerke zudem zu einer besseren akademischen Ausbildung in Afrika beitragen.
    Infektions-Auch in Lateinamerika engagiert sich das Bundesforschungsministerium für die Erforschung vernachlässigter und armutsassoziierter Erkrankungen.

    Auch in Lateinamerika engagiert sich das Bundesforschungsministerium für die Erforschung vernachlässigter und armutsassoziierter Erkrankungen.

    DNDi: Fábio Nascimento

Forschende aus EU-Staaten, Lateinamerika und der Karibik vereinen sich

Auch in Lateinamerika engagiert sich das Bundesforschungsministerium für die Erforschung vernachlässigter und armutsassoziierter Erkrankungen. Foto: Fabio Nascimento, DNDi (Drugs for Neglected Diseases initiative) Ein Teil der Förderung des Bundesforschungsministeriums im Kampf gegen vernachlässigte und armutsassoziierte Erkrankungen betrifft das ERANet-LAC. ERANet-LAC ist ein Netzwerk aus 16 Ländern mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen EU-Mitglieds-und assoziierten Staaten, Lateinamerika und der Karibik (LAC) unter anderem im Bereich Gesundheitsforschung zu intensivieren. ERA-Netze sind ein essenzielles Instrument der Europäischen Kommission zur Förderung wichtiger Forschungsthemen. ERA steht für European Research Area, also Europäischer Forschungsraum. Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Kommission schließen sich hier europaweit Forschungsförderer zusammen, um ihre nationalen Aktivitäten zu harmonisieren. Ziel ist, gemeinsam länderübergreifende Forschungsprojekte zu finanzieren. ERANet-LAC wird im Auftrag des Bundesforschungsministeriums von Deutschland aus koordiniert. Ein Forschungsprojekt, das in den nächsten drei Jahren vom ERANet-LAC gefördert wird, plant beispielsweise, ein Produkt zur schnellen und kostengünstigen Vor-Ort-Analyse für Tuberkulose zu entwickeln. Auch die Erreger dieser armutsassoziierten Infektionskrankheit, die Mykobakterien, werden zunehmend gegen Antibiotika resistent. Deshalb ist eine schnelle und exakte Diagnostik wichtig, um schnellstmöglich eine geeignete Behandlung einzuleiten. In dem vom ERANet-LAC geförderten Projekt sind neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der öffentlich-privaten Partnerschaft „InfectoGnostics Forschungscampus Jena“ und des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien, beide in Jena angesiedelt, auch Forschende aus Peru, Argentinien und Spanien beteiligt.