30.03.2016

| Aktuelle Meldung

Infrastrukturen in den Lebenswissenschaften

Das Forum Gesundheitsforschung richtet mit den „Infrastrukturen in den Lebenswissenschaften“ eine erste Arbeitsgruppe ein. Ihr Ziel ist es, allen Forscherinnen und Forschern Zugang zu den Hochdurchsatzverfahren im Bereich der Sequenzierung zu ermöglichen.

Wissenschaftlerin arbeitet mit einem Hochdurchsatzverfahren.

Neue Hochdurchsatzverfahren ermöglichen es, ganze Genome schnell und präzise zu analysieren.

DLR PT/BMBF

Moderne Technologien ermöglichen den Forschenden neue Einblicke in molekularbiologische Prozesse. Viele Krankheiten haben in Störungen dieser natürlichen Abläufe ihren Ursprung – und häufig birgt das Wissen über diese Ursprünge auch den Schlüssel zur Therapie. Um diese biologischen Prozesse und krankheitsrelevante Störungen entschlüsseln zu können, sind spezielle, hochkomplexe Technologien notwendig. Allerdings können nicht alle wissenschaftlichen Labore in Deutschland mit den entsprechenden Geräten und den dazugehörigen organisatorischen Strukturen ausgestattet werden. Zum einen sind die Investitions- und Betriebskosten dieser Hightech-Technologien hoch, zum anderen erfordert ihre Bedienung entsprechende fachliche Qualifikationen. Um dennoch allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einen Zugang zu diesen Technologien zu ermöglichen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Arbeitsgruppe „Infrastrukturen in den Lebenswissenschaften“ initiiert. Am 17. März kam die Arbeitsgruppe, die im Rahmen des Forums Gesundheitsforschung gegründet wurde, erstmals zusammen.

Hightech-Geräte für die Genomanalyse

Die Arbeitsgruppe hat ihre weitreichenden Aufgaben präzisiert und beschäftigt sich aufgrund der hohen Dringlichkeit zunächst mit den Hochdurchsatzverfahren im Bereich der Sequenzierung. Diese ermöglichen es beispielsweise, das Erbgut eines Menschen innerhalb von wenigen Tagen zu entschlüsseln. Die Technologie erzeugt in kurzer Zeit große Datenmengen, die eine Analyse der biologischen Prozesse ermöglicht. In diesen Datensätzen suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler etwa gezielt nach den Veränderungen im Genom, die dazu führen, dass Krebs entsteht – um Therapien zu entwickeln, die hier ansetzen.

An dieser und ähnlichen Fragestellungen arbeiten zahlreiche Forschungsgruppen in Deutschland mit Hochdruck. Deshalb benötigen sie Zugang zu der Hochdurchsatz-Sequenzierung. Wie aber müssen Infrastrukturen zukünftig genau ausgestaltet sein, damit die Geräte von allen Forschungsgruppen deutschlandweit besser genutzt werden können? Zeitnah werden sich die Mitglieder auch mit der Frage auseinandersetzen, für welche wissenschaftlichen Fragestellungen welche Gerätetypen benötigt werden. Diese Kategorisierung soll Aufschluss darüber geben, für welche Sequenzierungstechnologien Infrastrukturen etabliert werden sollten. Weiterhin wird erarbeitet, wie eine standortübergreifende Nutzung realisiert werden könnte. Damit ist die Aufgabe der Arbeitsgruppe komplex und umfasst zahlreiche Facetten, die berücksichtigt werden müssen: Wie kann die Infrastruktur national koordiniert werden? Und wie kann sie finanziert werden? Zudem werden Fragen zur Aus- und Weiterbildung thematisiert.

Neben der Hochdurchsatzsequenzierung wird sich die Arbeitsgruppe zukünftig auch anderen Forschungsinfrastrukturen und Technologien widmen, um Konzepte zu deren Gestaltung und optimalen Nutzung zu entwickeln.

Ein starker Dialog in der Wissenschaft

Die Arbeitsgruppe „Infrastrukturen in den Lebenswissenschaften“ ist die erste Arbeitsgruppe, die das Forum Gesundheitsforschung eingerichtet hat. Das Forum Gesundheitsforschung hat sich auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im November 2015 konstituiert. Es wird als ein analysierendes Diskussions- und Koordinationsgremium über die wesentlichen Herausforderungen der Gesundheitsforschung beraten, über Strategien zur Weiterentwicklung diskutieren und Vorschläge für drängende Forschungsfragen sowie forschungspolitische Maßnahmen erarbeiten. Ihm gehören die fachlichen Spitzenvertreterinnen und -vertreter der deutschen Forschungsorganisationen auf dem Gebiet der Gesundheitsforschung an, die durch Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft ergänzt werden. Für einzelne Schwerpunktthemen richtet das Forum Arbeitsgruppen ein, in denen externe Fachexpertinnen und -experten hinzugezogen werden.