05.10.2020

| Aktuelle Meldung

Mögliches antivirales Medikament gegen SARS-CoV-2

Bei der Suche nach Medikamenten, die COVID-19 lindern können, setzen Forschende des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) und des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) auf den Wirkstoff Nafamostat.

Frau mit Handschuhen pipettiert Proben im Labor

Labortests mit menschlichen Lungenzellen zeigen, dass Nafamostat antiviral wirkt.

Thomas Steuer, Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung

Der beste Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion ist eine Impfung. Die Impfstoffentwicklung läuft deshalb auf Hochtouren. Aber es wird auch mit vereinten Kräften nach möglichen Medikamenten gesucht, die bereits an COVID-19 Erkrankten helfen. Besonders im Blick sind dabei antivirale Substanzen, die eine Vermehrung des Virus unterbinden. „Wir haben in Studien an menschlichen Lungenzellen herausgefunden, dass Nafamostat eine sehr hohe antivirale Aktivität aufweist“, sagt Professor Dr. Stefan Pöhlmann, Leiter der Abteilung Infektionsbiologie am Deutschen Primatenzentrum (DPZ). Er koordiniert das BMBF-geförderte Projekt „RENACO“, in dem er gemeinsam mit der Forschungsgruppe um Professor Dr. Armin Braun, Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) untersucht, wie das Medikament wirkt und wie es vernebelt werden kann, um durch Inhalation sicher in die Atemwege zu gelangen.

Bekanntes Medikament mit neuem Wirkort

Der Titel ihres Projekts „RENACO“ steht für „Repurposing, (also das Umwandeln) von Nafamostat zur Behandlung mit COVID‐19“. Gegenwärtig werden viele bereits bekannte und zugelassene Medikamente auf ihre Wirkung bei Covid-19 untersucht. Der Vorteil: Für diese Wirkstoffe gibt es bereits fundierte wissenschaftliche Studien zur Sicherheit und unerwünschten Nebenwirkungen. Nafamostat ist so ein Medikament: Zurzeit werden in Japan Patientinnen und Patienten damit behandelt, wenn ihre Bauchspeicheldrüse entzündet ist.

Dass Nafamostat auch antiviral wirkt, liegt daran, dass die Substanz eine bestimmte Protease hemmt, mit deren Hilfe Viren in die Wirtszellen eindringen und sich vermehren können. Damit es auch bei COVID-19 Erkrankten unbedenklich angewendet werden kann, muss der Wirkstoff zuvor aber noch einige Tests durchlaufen. Die Forschenden verfolgen dabei mehrere Ziele. Zum einem testen sie, ob Nafamostat vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützen kann, wenn es intravenös verabreicht wird, also direkt in die Blutbahn. Zum anderen entwickeln sie ein Spray, mit dem Nafamostat in die Atemwege gelangen kann und untersuchen, wie es dort wirkt. „Wir kombinieren hier die einzigartige Expertise unserer Arbeitsgruppen am DPZ und am Fraunhofer-ITEM“, so Braun. Sein Forschungsteam übernimmt die Entwicklung des Medikaments als Spray und seine Unbedenklichkeitsprüfung. Die Arbeitsgruppen um Pöhlmann und Braun testen die antivirale Wirkung von Nafamostat.

Im Erfolgsfall könnten die Forschungsergebnisse belegen, dass das direkte Einbringen von antiviralen Wirkstoffen in die Atemwege eine frühe Behandlungsmöglichkeit bei SARS-CoV-2-Infektion bietet. Erste Ergebnisse werden kommendes Jahr erwartet.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung öffnete zu Beginn der SARS-CoV-2 Pandemie das Rapid Response Modul der „Richtlinie zur Förderung eines Nationalen Forschungsnetzes zoonotische Infektionskrankheiten“ für einen Förderaufruf zur Erforschung von COVID-19. Ab dem 3. März 2020 konnten Forschende Anträge stellen, um zum Verständnis des Virus und dessen Ausbreitung beizutragen sowie um therapeutische und diagnostische Ansätze gegen COVID-19 zu entwickeln.

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