Neue Tests für unklare Gelenkentzündung

Ist das entzündete Knie des Patienten die Folge einer Infektion mit Bakterien oder steckt etwas anderes dahinter? Auf diese Frage können Ärzte künftig eine rasche und sichere Antwort erwarten. Wissenschaftlern der Medizinischen Hochschule Hannover und der Charité in Berlin ist es im Rahmen des Kompetenznetzes Rheuma gelungen, ein Testverfahren für die klinische Routine fit zu machen, das bisher nur in Speziallabors zur Verfügung stand.

Hinter einer Gelenkentzündung unbekannter Ursache verbirgt sich in ca. einem Drittel der Fälle eine so genannte reaktive Arthritis, die durch Bakterien wie Chlamydien oder Borrelien ausgelöst wird. Die Krankheitsentstehung stellt man sich heute so vor, dass die Erreger zunächst eine Infektion außerhalb des Gelenks verursachen, zum Beispiel in den Harnwegen oder im Genitaltrakt. Anschließend werden die Erreger oder Bestandteile von ihnen über den Blutweg in die Gelenke gestreut und lösen dort die Arthritis aus.

Bisher war die Diagnostik dieser Erkrankungen unbefriedigend. Mit der molekularen Erregerdiagnostik können selbst kleinste Mengen von Erregern im Gelenk nachgewiesen werden. Die Tests basieren auf der Methode der Polymerasekettenreaktion (PCR). Mit ihr lässt sich heute ein großer Prozentsatz der unklaren Gelenkentzündungen frühzeitig ursächlich aufklären. Dies hat zumindest beim Borreliennachweis unmittelbare therapeutische Konsequenzen, weil dann eine antibiotische Therapie eingeleitet werden kann.

Im Rahmen des Kompetenznetzes Rheuma ist es zwei Arbeitsgruppen gelungen, die verfügbaren PCR-Tests für Chlamydien und Borrelien zu standardisieren. Voraussichtlich schon im nächsten Jahr wird daher jeder Arzt, der Gelenke punktiert, Gelenkinnenhaut oder Gelenkflüssigkeit zum Nachweis häufiger Arthritiserreger wie Chlamydien oder Borrelien in ein Referenzlabor einschicken können. An der Medizinischen Hochschule Hannover und der Charité in Berlin sind sowohl der Chlamydien- als auch der Borrelien-Test schon in die klinische Routine eingeführt. Im nächsten Schritt werden die PCR-Tests jetzt auch bundesweit verbreitet, damit sie zur allgemeinen Diagnostik flächendeckend zur Verfügung stehen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Andreas Krause
Immanuel-Krankenhaus GmbH
Rheumaklinik Berlin-Wannsee
Abteilung für Innere Medizin/Rheumatologie
Königstraße 63
14109 Berlin
Tel.: 030/8 05 05-2 92
Fax: 030/8 05 05-2 99
E-Mail: a.krause@immanuel.de

PD Dr. Jens G. Kuipers
Medizinische Hochschule Hannover
Abt. Rheumatologie
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Tel.: 0511/5 32-31 55
Fax: 0511/5 32-58 41
E-Mail: kuipers.jens@mh-hannover.de

Weitere Informationen zum Kompetenznetz Rheuma: http://www.rheumanet.org/