Fördermaßnahme

Produktentwicklungspartnerschaften – Product Development Partnerships (PDP) 2023 – 2028

Veröffentlichung der Bekanntmachung: 2022
Förderzeitraum: 2023 - 2028
Gesamte Fördersumme: bis zu 50 Mio. Euro
Anzahl der Projekte: 5 Produktentwicklungspartnerschaften

PDPs entwickeln neue, wirksame und erschwingliche Impfstoffe, Medikamente und Diagnostika gegen vernachlässigte und armutsbedingte (Tropen-)Krankheiten, für die nur ein sehr eingeschränkter kommerzieller Markt besteht. Die PDPs bündeln das Wissen aus Wissenschaft, Industrie und Zivilgesellschaft und werden von öffentlichen und privaten Geldgebern finanziert.

Die Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird über die KfW Entwicklungsbank durchgeführt. Im Rahmen einer dritten Förderrunde mit fünf PDPs stellt das BMBF Mittel in Höhe von rund 50 Mio. EUR bereit. In zwei vorangegangenen Förderphasen (2011-2016 und 2016-2022) stellte das BMBF bereits rd. 114,4 Mio. Euro zur Verfügung. Zwei geförderte PDPs (DNDi und FIND) erhielten zudem 75 Mio. Euro für ein COVID-19-Sofortprogramm.

https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/bmbf-fordert-weiterhin-die-forschung-und-entwicklung-von-gesundheitsprodukten-fur-16604.php

Themengebiete der PDPs der 3. Förderrunde werden in den u. g. Einzelprojekten sowie im Faktenblatt beschrieben.

Einzelprojekte

Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi)

Förderkennzeichen:
Gesamte Fördersumme: 10.000.000 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2028
Projektleitung: Luis Pizarro (Executive Director)
Adresse: Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi)
Chemin Camille-Vidart 15
1202 Genf, Schweiz

Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi)

DNDi wurde 2003 von sieben Partnern – darunter unter anderem „Ärzte ohne Grenzen“ – gegründet und hat das Ziel, Forschung, Entwicklung und Bereitstellung von einfach einzunehmenden Medikamenten gegen vernachlässigte Krankheiten zu fördern. Das Forschungsportfolio der Organisation umfasst die Schlafkrankheit, Leishmaniose, Chagas-Krankheit, Dengue, Filariosen, HIV/Aids-Infektionen bei Kindern, Hepatitis C sowie Myzetome.

Die Förderung durch das BMBF deckt dabei die folgenden Komponenten ab, wobei jeweils auch eine Stärkung der Forschungskapazitäten in von den Krankheiten betroffenen Ländern verbunden ist:

  • Entdeckung und Entwicklung von neuartigen Wirkstoffen und Behandlungsmethoden
  • Weiterentwicklung der von DNDi bereits entwickelten Moleküle für die asiatische und afrikanische viszerale Leishmaniose bis zur Phase III Studie
  • Finalisierung und regulatorische Genehmigung eines oralen Medikaments in einmaliger Dosis gegen die Schlafkrankheit in Westafrika
  • Entwicklung mindestens eines neuen Medikaments zur Behandlung von Dengue aus bereits bekannten antiviralen Medikamenten gegen andere Erkrankungen
  • Abschluss der ersten klinischen Studien und Durchführung der Phase III Studie von zwei Wirkstoffen gegen Filariosen
  • Beobachtung und Untersuchung von potenziellen neuen Krankheiten, inklusive pandemieanfälligen und klimasensitiven Krankheiten

European Vaccine Initiative (EVI)

Förderkennzeichen:
Gesamte Fördersumme: 8.000.000 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2028
Projektleitung: Ole Olesen (Executive Director)
Adresse: European Vaccine Initiative (EVI) Universitätsklinikum Heidelberg
Vossstrasse 2, Geb. 4040
69115 Heidelberg

European Vaccine Initiative (EVI)

EVI ist eine führende europäische PDP mit dem Ziel, die Entwicklung wirksamer und erschwinglicher Impfstoffe für die globale Gesundheit zu unterstützen und zu beschleunigen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1998 arbeitet EVI als unabhängige, gemeinnützige Organisation eng mit akademischen Forschenden, dem Privatsektor, Regierungen und anderen Organisationen zusammen, um die Entwicklung von Impfstoffen voranzutreiben. EVI hat seinen Hauptsitz in Heidelberg, Deutschland, und der Forschungsfokus liegt aktuell auf Malaria, Leishmaniose, Durchfallerkrankungen, Nipah-Virusinfektion und der Zika-Viruserkrankung.

Mit dem BMBF geförderten Vorhaben wird die Weiterentwicklung verschiedener Impfstoffe gegen Malaria vorangetrieben und beschleunigt, um langfristig zugängliche, sichere und wirksame Impfstoffe gegen Malaria zur Verfügung zu stellen mit dem Ziel, die Morbidität und Mortalität durch Malaria zu verringern. Die Förderung deckt dabei die folgenden Komponenten ab:

  • Fortsetzung der Forschung zu einem Impfstoff bis zum Abschluss der Phase-II-Studien gegen plazentale Malaria bei Schwangeren
  • Weiterentwicklung des nur das Blutstadium des Erregers betreffenden Impfstoffs bis zum Abschluss der Phase-II-Studien für die Zielgruppe von Kindern bis 5 Jahren
  • Weiterentwicklung der zwei gegen das frühe Stadium, vor dem Eintritt in die Leberzellen, des Erregers gerichteten Impfstoffe bis zum Abschluss der Phase-II-Studien

International AIDS Vaccine Initiative (IAVI)

Förderkennzeichen:
Gesamte Fördersumme: 9.300.000 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2028
Projektleitung: Louis Schwartz (CFO)
Adresse: IAVI Inc.
125 Broad Street, 9th Floor
New York, NY 1004, USA

International AIDS Vaccine Initiative (IAVI)

IAVI ist eine 1996 gegründete PDP und entwickelt Impfstoffkandidaten und Antikörper gegen HIV, Tuberkulose (TB), neu auftretende Infektionskrankheiten und vernachlässigte Krankheiten, sowie andere biomedizinische Innovationen von der präklinischen Forschung bis zu den klinischen Tests der Phasen I-III. IAVI bietet auch anderen Organisationen in diesem Bereich Dienstleistungen und Unterstützung im Bereich der translationalen Forschung an und hilft ihnen bei dem komplexen Prozess der Überführung von Innovationen aus dem Labor in klinische Studien. Die Aufgabe von IAVI besteht darin, wissenschaftliche Entdeckungen in erschwingliche, weltweit zugängliche Lösungen für die öffentliche Gesundheit umzusetzen. Im Moment verfügt IAVI direkt oder über Partnerschaften über 17 Medikamente in der Entwicklung, davon zehn Produkte gegen HIV. Ein vielversprechender lebend attenuierter Tuberkulose-Impfstoff (MBTVAC) befindet sich aktuell in Phase III der Entwicklung.

Die Förderung durch das BMBF unterstützt die Weiterentwicklung der vielversprechenden neuen Ansätze zur Tuberkuloseimpfung und deckt die folgenden Komponenten ab:

  • Phase-III-Studie des neuen Impfstoffs MTBVAC gegen Tuberkulose bei Neugeborenen in Südafrika, Senegal und Madagaskar. Ziel ist der erfolgreiche Abschluss der Studie, was eine Impfempfehlung der WHO ermöglichen würde.
  • Phase-II-b-Wirksamkeitsstudie des Impfstoffs MTBVAC bei Jugendlichen in den o.g. drei Ländern und eine beschleunigte Vorbereitung einer Phase-III-Studie.

Population Council

Förderkennzeichen:
Gesamte Fördersumme: 10.000.000 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2028
Projektleitung: James Sailer (Executive Director, Center for Biomedical Research)
Adresse: Population Council
One Dag Hammarskjöld Plaza
New York, NY 10017, USA

Population Council

Population Council ist eine internationale, non-profit- und Nicht-Regierungsorganisation, die 1952 gegründet wurde und Forschung in den Bereichen Biomedizin, Sozialwissenschaften und öffentlicher Gesundheit betreibt und dabei den Aufbau von Forschungskapazitäten im Globalen Süden unterstützt. Population Council hat neben dem Hauptsitz in New York City, 18 Büros in Afrika, Asien und Lateinamerika und ist in mehr als 60 Ländern tätig. Die Organisation setzt dabei vier zentrale Ziele in den Fokus: die Gewährleistung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, Rechte und Wahlmöglichkeiten, sowie heranwachsende und junge Menschen zu befähigen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen, die Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter zu erreichen und Gerechtigkeit angesichts der Klima- und Umweltveränderungen anzustreben.

Mit dem BMBF-geförderten Vorhaben wird das bestehende Instrumentarium zur HIV-Prävention durch die Entwicklung von Produkten erweitert, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen in einigen der weltweit am stärksten gefährdeten Gebieten ausgerichtet sind. Das angestrebte Ergebnis des Projekts besteht darin, die Zahl der sicheren, erschwinglichen und wirksamen HIV- und Mehrzweckprodukte zu erhöhen und die allgemeine Nutzung der HIV-Prävention in den Zielgruppen auszuweiten. Folgende Aktivitäten werden unterstützt:

  • Weiterentwicklung des Dreimonats-Dapivirinrings in einem überbrückenden Phase-II/III-Forschungsansatz mit einer kürzeren Studie, die auf den Ergebnissen der Einmonats-Dapivirinringstudien aufbaut und die drei Monate dauernde Wirkung ohne Nebenwirkungen überprüft, sowie Maßnahmen zur Registrierung des Dreimonats–Dapivirinrings.
  • Abschluss der Phase-II/III-Studien für einen Multifunktions-Dapivirinring (MPT DVR) und im Erfolgsfall Vorbereitung und Beantragung der EMA-Zulassung.
  • Abschluss der Phase-I-Studien für eine bei-Bedarf verwendbare, schnell lösliche Griffithsin-Vaginalkapsel, die vor einigen sexuell übertragbaren Krankheiten schützen soll.

Global Alliance for TB Drug Development (TB Alliance)

Förderkennzeichen:
Gesamte Fördersumme: 10.000.000 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2028
Projektleitung: Robert Lorette (Senior Vice President, Business Development)
Adresse: TB Alliance
80 Pine Street, 20th Floor
New York, NY 10005, USA

Global Alliance for TB Drug Development (TB Alliance)

TB Alliance ist eine im Jahre 2000 gegründete gemeinnützige Organisation, die sich der Erforschung und Entwicklung besserer, schneller wirksamer und erschwinglicher Medikamente gegen Tuberkulose (TB) widmet. Der hohe Assoziationsgrad von TB und Armut (98% der TB-Erkrankungen in Entwicklungs- und Schwellenländern) und fehlende kommerzielle Anreize für Forschung und Entwicklung im Bereich Tuberkulose haben dazu geführt, dass es bis zur Gründung von TB Alliance praktisch keine neuen TB-Medikamente in Entwicklung gab. TB Alliance hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich diese Situation grundlegend geändert hat. Gegenwärtig koordiniert TB Alliance die historisch größte TB-Medikamenten-Pipeline von über 20 Wirkstoffkandidaten in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, darunter Behandlungsregime aus mehreren Medikamenten, die sich in der Endphase der klinischen Entwicklung befinden. 2012 konnte mit dem Präparat Bedaquilin erstmals seit 40 Jahren ein Medikament mit neuem Wirkungsmechanismus zugelassen werden, welches in Zusammenarbeit mit Janssen Pharmaceutica und TB Alliance entstand. Eine weitere Errungenschaft der TB Alliance ist eine spezielle pädiatrische TB-Kombinationstherapie, die bislang in über 60 Ländern für rund 400.000 Behandlungszyklen eingesetzt wurde.

Das Portfolio von TB Alliance umfasst Medikamente zur Behandlung von medikamentenresistenter und extrem medikamentenresistenter Tuberkulose (MDR-TB und XDR-TB). Das ultimative Ziel ist, ein „universelles Behandlungsregime“ für alle TB-Formen zu entwickeln.

Die BMBF-Förderung umfasst drei Komponenten:

  • Förderung der Entwicklung neuartiger Arzneimittelregime mit dem langfristigen Ziel eines kurzen, universellen Regimes zur Verbesserung der Behandlung von arzneimittelsensitiver und -resistenter Tuberkulose durch die Entwicklung von Pretomanid für den breiten Einsatz und die Weiterentwicklung neuartiger Substanzen.
  • Strategischer Aufbau des TB-Entdeckungs- und präklinischen Portfolios, um vielversprechende Kandidaten für kürzere und potenziell sicherere Therapieschemata zu identifizieren, indem die aktuellen Entdeckungs- und präklinischen Projekte vorangetrieben und innovative Technologien genutzt werden.
  • Ausweitung des Einflusses von Pretomanid auf die Patientenpopulation und Sicherstellung der Aktualisierung der WHO-Leitlinien, um die erfolgreiche Einführung verbesserter TB-Therapien zu erleichtern.