April 2022

| Newsletter 106

5 Fragen an Thomas Sattelberger

Dr. h. c. Thomas Sattelberger hat den Vorsitz des Strategiekreises der Nationalen Dekade gegen Krebs übernommen. Im Interview erklärt der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung Motivation und Aspekte seiner Arbeit.

Dr. h. c. Thomas Sattelberger, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung

Dr. h. c. Thomas Sattelberger, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung

BMBF/Hans-Joachim Rickel

Herr Sattelberger, als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) haben Sie den Strategiekreisvorsitz der Nationalen Dekade gegen Krebs übernommen. Was motiviert Sie dabei besonders?

Allein in Deutschland sind über vier Millionen Menschen von der Diagnose Krebs betroffen. Jedes Jahr kommen über 500.000 Neuerkrankte hinzu. Die hinter diesen Zahlen stehenden Menschen sind mein Antrieb, mich für die Stärkung der Krebsbekämpfung zu engagieren und den Krebs langfristig zu besiegen.
Die vom BMBF initiierte Nationale Dekade gegen Krebs ist genau der richtige Ort. Als Strategiekreisvorsitzender möchte ich die Arbeit der Dekade in den nächsten Jahren erfolgreich voranbringen. Wir wollen die Krebsforschung stärken, um den Menschen bessere Perspektiven zu bieten. Dazu müssen wir die Erkenntnisse aus der Forschung noch besser und schneller nutzen und zeitgleich durch innovative Methoden bisher ungelöste Fragen der Krebsforschung beantworten. Dafür werden wir die Erfahrungen von Patientinnen und Patienten noch intensiver einbeziehen.

Wie wichtig ist Kommunikation beim Thema wie Krebs?

Gute und zielgruppengerechte Kommunikation ist zentral. Bei Themen der Gesundheit sicherlich noch einmal mehr, da die Folgen für den Einzelnen gravierend ausfallen können.
Nehmen wir das Beispiel Prävention: Es gehen nach wie vor nur 67 Prozent der Frauen und sogar nur 40 Prozent der Männer regelmäßig zur Krebsvorsorge. Damit dürfen wir uns nicht zufriedengeben. Hier müssen wir mit innovativen Maßnahmen rangehen.
Nicht zu unterschätzen ist die Tabuisierung des Themas Krebs in unserer Gesellschaft sowie die Vielzahl von komplizierten Begriffen.
Daher wollen wir viele unterschiedliche Kanäle nutzen. Am diesjährigen Weltkrebstag ist unser Podcast Tatort Krebs gestartet. In der Auftaktfolge erklärt der Patientenvertreter Jan Geißler, welchen Nutzen eine solche Beteiligung haben kann. Auch die weiteren Folgen decken viele interessante Themengebiete rund
um Krebs ab.

Warum sollte die Patienteneinbindung in die Krebsforschung aus Ihrer Sicht gestärkt werden?

Krebs betrifft uns alle. Wenn, wie prognostiziert, jeder Zweite im Laufe seines Lebens an Krebs erkrankt, werden wir fast alle direkt oder indirekt mit der Krankheit zu tun haben. Somit geht auch Krebsforschung uns alle an. Hierbei bietet aus meiner Sicht nur eine patientenorientierte Krebsforschung das Potenzial, Krebs wirksamer zu verhindern und gezielter zu behandeln. Durch stärkere Einbindung der Betroffenen werden der Patientennutzen und das Transferpotenzial der Forschungsergebnisse erhöht. Dies kommt sowohl den Betroffenen als auch der Gesellschaft zugute.

Wie kann die Patienteneinbindung in der Krebsforschung in der Praxis umgesetzt werden?

Patientenbeteiligung ist 2022 ein Schwerpunkt unseres Handelns. Im Rahmen der Dekade hat das BMBF die Erarbeitung von Prinzipien für eine erfolgreiche Patientenpartizipation in der Krebsforschung initiiert. Diese Prinzipien wurden für eine praktische Anwendung in einem europaweiten Dialogprozess von patientenvertretenden und Wissenschaftlern gemeinsam erarbeitet. Die Dekade hat für die Umsetzung der Prinzipien die Allianz für Patientenbeteiligung in der Krebsforschung ausgerufen. Eine große Anzahl von Akteuren hat sich bereits durch ihre Unterzeichnung zur praktischen Umsetzung bekannt.

Wir im BMBF gehen mit konkreten Maßnahmen voran, z. B. binden wir bei der Auswahl aller Förderungen im Rahmen der Dekade Patientenvertretende auf Augenhöhe ein. Mit Frau Kerek-Bodden vom Haus der Krebs-Selbsthilfe und Herrn Geißler von Patvocates wirken zwei Patientenvertretende im Strategiekreis, dem höchsten Gremium der Dekade, mit.

Einen echten Kulturwandel können wir nur erreichen, wenn alle Akteure der Krebsforschung an einem Strang ziehen, daher mein Appell an alle: Beteiligen Sie sich an dieser Allianz!

Twitterhinweis zur Nationalen Dekade gegen Krebs

Wie sieht das Jahr 2022 aus der Perspektive der Dekade aus?

In den Arbeitsgruppen der Dekade geht die Arbeit in höchstem Tempo weiter. Wir vom BMBF werden darauf aufbauend eigene Schwerpunkte setzen. Aber wir arbeiten auch mit anderen Förderern erstmals an gemeinsamen Konzepten, um die Förderung noch effektiver zu gestalten.

In diesem Jahr wird das finale Konzept zum Ausbau des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) begutachtet: An sechs Standorten wird Forschung und Versorgung unter einem Dach stattfinden. So schaffen wir den notwendigen Transfer vom Krankenbett ins Labor und zurück. Übrigens sind auch in der zukünftigen Governance des NCT Patientenvertretungen selbstverständlich mit im Lead.

Eine Reihe bereits ausgewählter Forschungsprojekte nimmt ihre Arbeit auf. So wird u. a. die Frage des vermehrten Auftretens von Darmkrebs bei jüngeren Erwachsenen und die Problematik der Tumorheterogenität konkret erforscht. Ein Ziel ist unabhängig vom Kalenderjahr und steht über allem: Wir wollen gemeinsam mit allen Partnern und Unterstützern die Ziele der Dekade gegen Krebs noch stärker in der Breite der Gesellschaft verankern, getreu unserer Maxime: Gemeinsam mehr erreichen!

www.dekade-gegen-krebs.de/

Hier informieren Sie sich über die bisherigen Ergebnisse, Akteure und Initiativen in der Nationalen Dekade gegen Krebs.

Ansprechpartnerin:
Alexia Parsons
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Kapelle-Ufer 1
10117 Berlin
alexia.parsons@bmbf.bund.de
www.dekade-gegen-krebs.de