„ELSA“ – ethische und rechtliche Aspekte im Fokus

Die Bioethik braucht den interdisziplinären Dialog und einen Austausch zu ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten. Daraus hat sich eine eigenständige Forschungsrichtung entwickelt, die die modernen Lebenswissenschaften ergänzt – die ELSA-Forschung.

Forschende betrachten das Bild einer DNA-Doppelhelix.

Mit den Methoden der Genom-Editierung kann das Erbgut zielgerichtet verändert werden. Chancen und Risiken müssen sorgfältig abgewogen werden.

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Insbesondere in den modernen Lebenswissenschaften werfen neue Erkenntnisse auch neue Fragen auf – nicht alles, was möglich ist, ist auch gesellschaftlich gewünscht. Um Grenzen sinnvoll zu setzen, braucht es einen gesellschaftlichen Austausch. Diesen Dialog über Fachdisziplinen hinweg fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über die sogenannte ELSA-Forschung, die sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten („Ethical Legal and Social Aspects“) aktueller Fortschritte in den modernen Lebenswissenschaften auseinandersetzt.

Zielsetzung der ELSA-Forschung

Ziel der ELSA-Forschung ist es, die mit Erkenntnissen der modernen Lebenswissenschaften verbundenen Chancen und Risiken zu bewerten. Die Ergebnisse der geförderten Projekte können Grundlage für gesellschaftliche Diskurse, Forschung und Entwicklung, ärztliches Handeln und Entscheidungen von Politik oder Gesetzgeber sein. Voraussetzung für die ELSA-Forschung ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Akteuren der Geistes- und Sozialwissenschaften, der Lebenswissenschaften sowie der Öffentlichkeit. So wird sichergestellt, dass ELSA-Forschung auf dem aktuellen Stand lebenswissenschaftlicher Forschung basiert und dass Lösungskonzepte unter Einbeziehung aller notwendigen Fachdisziplinen und Personenkreise erarbeitet werden. Wichtig für die Zusammenarbeit ist auch eine größtmögliche Objektivität und Unvoreingenommenheit aller Akteure.

Eigenständiger Förderschwerpunkt

Das BMBF hat die Bedeutung der ELSA-Forschung früh erkannt. Seit 1997 fördert das Ministerium die ELSA-Forschung programmatisch, derzeit mit rund 4,5 Millionen Euro pro Jahr. Zunächst als Bestandteil der Forschung zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms gestartet, sind die BMBF-Aktivitäten im Bereich ELSA inzwischen ein eigenständiger Förderschwerpunkt mit den Förderinstrumenten „Forschungsvorhaben“, „Nachwuchsförderung“ und „Diskursvorhaben“. Oft erfolgt eine gemeinsame Förderung mit internationalen Partnern. In regelmäßigen Abständen finden sogenannte Statusseminare aller geförderten Projekte statt. Die ELSA-Förderung ist Teil des Gesundheitsforschungsprogramms der Bundesregierung.

Förderinstrument Forschungsvorhaben

Die Förderung von ELSA-Forschungsprojekten ist der zentrale Baustein des Förderschwerpunktes. Das BMBF unterstützt interdisziplinäre Forschungsprojekte in der Regel in Forschungsverbünden. Die Projekte greifen aktuelle Themen der modernen Lebenswissenschaften auf und tragen zur Klärung ihrer gesellschaftlichen Bedeutung bei.

So leistet die ELSA-Forschung einen wichtigen Beitrag zum Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung. Forschungsprojekte sorgen auch für Aufbau und Erhalt einer international konkurrenzfähigen ELSA-Forschungsszene in Deutschland. Seit 2006 werden zudem internationale Forschungsvorhaben in Kooperation mit Fördereinrichtungen anderer Länder gefördert. Neben themenoffenen Ausschreibungen werden seit dem Jahr 2011 auch aktuelle Themen mit hohem öffentlichem Diskussionsbedarf in themenspezifischen Ausschreibungen aufgegriffen.

In den vergangenen Jahren sind Förderrichtlinien zu den ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten der Neurowissenschaften (2015), der Verfahren der Genom Editierung (2015) und der Digitalisierung/Künstlichen Intelligenz (2018) erschienen. Die hier geförderten Projekte tragen zur Aufklärung rund um das jeweilige Thema bei und skizzieren oft auch Wege des Umgangs mit solchen neuen Möglichkeiten.

Förderinstrument Nachwuchsförderung

Das Zusammenwirken verschiedener Forschungsrichtungen über die Grenzen der jeweils eigenen Disziplin hinweg ist ein wichtiger Baustein für funktionierende ELSA-Forschung. Traditionell eher isoliert voneinander handelnde Forschungsdisziplinen aus den medizinisch-naturwissenschaftlichen und den geistes- beziehungsweise sozialwissenschaftlichen Fächern müssen in Beziehung gebracht und füreinander interessiert werden. Interdisziplinär orientierten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern entsprechende Forschungs- und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, gehört zu den Prioritäten der ELSA-Förderung. Junge, interessierte Nachwuchskräfte können in geförderten Klausurwochen fächerübergreifende Arbeits- und Kommunikationsfähigkeiten trainieren. Des Weiteren werden interdisziplinäre Forschungsgruppen gefördert.

Förderinstrument Diskursvorhaben

Austausch ist beim Thema ELSA auch auf einer anderen Ebene wichtig, und zwar zwischen Forschung und Öffentlichkeit. Ein wichtiger Aspekt der ELSA-Forschung ist es, in der Gesellschaft gemeinsam über Chancen und Risiken neuer Möglichkeiten diskutieren zu können. Über die Förderung von Diskursvorhaben wurden bisher vor allem junge Erwachsene angesprochen. Die jungen Diskursteilnehmenden sollen befähigt werden, sich zu ELSA-Themen eine eigene, reflektierte Meinung zu bilden.

Statusseminare

Das BMBF unterstützt die Vernetzung der unterschiedlichen Akteure im Förderschwerpunkt durch regelmäßige Statusseminare aller Beteiligten. Hier kommen alle Geförderten zusammen, um sich über aktuelle Fragen und den Verlauf der einzelnen Aktivitäten auszutauschen. Die Statusseminare bieten zudem die Möglichkeit, bestimmte Fachthemen durch Vortragsreihen oder Diskussionsrunden zu vertiefen.

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