19.02.2024

| Aktuelle Meldung

Gemeinsam gegen Krebs: das NORA-Netzwerk

Immer mehr Menschen in Subsahara-Afrika erkranken an Krebs. Um ihnen helfen zu können, werden dringend verbesserte Diagnose- und Therapieoptionen benötigt. Das Netzwerk für onkologische Forschung in Afrika (NORA) will dazu beitragen.

Eine Ärztin tastet die Brust einer Person ab, die mit dem Rücken zum uns sitzt.

Das NORA-Netzwerk will dazu beitragen, die Anzahl der an Krebs erkrankten Menschen und die krebsbedingte Sterblichkeitsrate in Subsahara-Afrika deutlich zu senken. Zu diesem Ziel tragen auch Vorsorgeuntersuchungen wie hier in Addis Abeba bei.

Samson Birhanu  

Dank der intensiven Forschung der vergangenen Jahrzehnte haben heute viele Menschen, die an Krebs erkranken, eine gute Aussicht auf Heilung – oder zumindest auf einen verlangsamten Krankheitsverlauf. Entscheidend ist dabei zumeist, dass die Erkrankung frühzeitig erkannt und gezielt behandelt wird.

Um die wirkungsvollste Behandlung für die jeweilige Erkrankung zu wählen, orientieren sich Ärztinnen und Ärzte an medizinischen Leitlinien. Doch auch wenn diese an die Gegebenheiten vor Ort angepasst sind, werden sie in einigen Regionen der Welt noch nicht flächendeckend umgesetzt. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Universität Halle in Zusammenarbeit mit der American Cancer Society und internationalen Instituten. Im Fokus der Studie stand die leitlinienkonforme Therapie von Darmkrebspatientinnen und -patienten in Subsahara-Afrika. 

„Die von uns festgestellte Kluft zwischen den Empfehlungen der angepassten Leitlinien und den tatsächlich durchgeführten Therapien ist alarmierend, insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit potenziell heilbarem Darmkrebs“, erklärt Professorin Dr. Eva Kantelhardt, Co-Autorin der Studie und Leiterin der AG Global Health an der Universitätsmedizin Halle. „Angesichts der alternden Bevölkerung in Subsahara-Afrika und der steigenden Häufigkeit von Darmkrebserkrankungen ließe sich bereits durch einfache Maßnahmen viel Leid vermeiden.“

Handlungsbedarf sieht die Medizinerin insbesondere bei der Weiterbildung der Chirurginnen und Chirurgen, die die zum Teil sehr komplexen onkologischen Operationen durchführen. Deutsche Krankenhäuser könnten zu dieser Weiterbildung beitragen: So wurden beispielsweise bereits viele Gynäko-Onkologinnen und -Onkologen aus Äthiopien in Halle chirurgisch geschult.

Ein Netzwerk zur Bekämpfung von Krebserkrankungen in Afrika

Kantelhardt ist die deutsche Co-Direktorin des Netzwerks für onkologische Forschung in Afrika (NORA) – ein Netzwerk, in dem afrikanische und deutsche Forschende eng zusammenarbeiten. Über dieses Netzwerk sollen nun unter anderem die Studien zur Leitlinien-Konkordanz der häufigsten Krebsentitäten in Subsahara-Afrika wiederholt werden, um den Fortschritt der vergangenen acht Jahre erfassen zu können. Zudem werden die Patientinnen und Angehörigen in diesen Studien über Probleme beim Zugang zu Diagnostik und Therapie befragt, so dass konkrete Handlungsempfehlungen an die Ministerien der Länder gegeben werden können.

Ziel des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Netzwerks ist es, die Sterblichkeit durch Krebserkrankungen in Afrika zu senken. Der Fokus des Netzwerkes liegt dabei insbesondere auf Brust- und Gebärmutterhalskrebs, unter denen Frauen in Subsahara-Afrika überproportional häufig leiden. Dafür erfasst NORA gemeinsam mit dem Netzwerk der Krebsregister epidemiologische Daten zu Krebserkrankungen in 25 Ländern Subsahara-Afrikas und analysiert diese umfassend. Damit schaffen die Forschenden eine Grundlage, um angepasste Früherkennungsprogramme und Behandlungsstrategien zu entwickeln und deren Erfolge zu messen. Das BMBF unterstützt die Arbeiten des Netzwerks mit rund sieben Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren.

NORA ist eines von sechs Forschungsnetzwerken für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika. Das BMBF hat diese afrikanisch-deutsche Zusammenarbeit in der medizinischen Forschung 2016 auf den Weg gebracht; ihr wichtigstes Ziel ist es, eine Verbesserung der Gesundheitssituation der Menschen in Subsahara-Afrika zu erreichen. Die Partnerschaft fördert den Auf- und Ausbau von Forschungskapazitäten in Afrika und eröffnet Forschenden attraktive Karriereoptionen, was ebenfalls zur nachhaltigen Stärkung der Gesundheitssysteme beiträgt. Unter dem Akronym RHISSA (Research Networks for Health Innovations in Sub-Saharan Africa) startete 2023 die zweite Phase der mit insgesamt 100 Millionen Euro ausgestatteten Förderinitiative.

Im Fokus der afrikanischen Forschenden und ihrer deutschen Partner stehen Krankheiten, die in Subsahara-Afrika eine hohe Krankheitslast verursachen, wie z. B. Tuberkulose, Sepsis und vernachlässigte Tropenkrankheiten und Krebs, aber auch Antibiotikaresistenzen und die Gesundheit Jugendlicher. Mit ihrer Arbeit tragen sie dazu bei, Erkrankungen besser zu verstehen und ihre Diagnose und Therapie zu optimieren.