Genom-Editierung: Chancen und Risiken einer molekularen Revolution

Kopieren, einfügen, löschen – das sind nicht nur Funktionen eines Textverarbeitungsprogramms. Seit Kurzem geht das auch im Erbgut – mit molekularbiologischen Werkzeugen. Fachleute sprechen auch von Genom-Editierung.

Forschende betrachten das Bild einer DNA-Doppelhelix.

Mit den Methoden der Genom-Editierung kann das Erbgut zielgerichtet verändert werden. Chancen und Risiken müssen sorgfältig abgewogen werden.

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Anders als im deutschen Alphabet mit seinen 26 Buchstaben spielen in unserem Erbgut nur vier Buchstaben eine Rolle: GATC – sie stehen für die Basen Guanin, Adenosin, Thymin und Cytosin. Je nachdem, wie sie angeordnet sind, werden Gene richtig oder falsch abgelesen - werden wir krank oder bleiben gesund. Wie hilfreich kann es da sein, die Abfolge der vier Basen im Erbgut korrigieren zu können. Die molekulare Gentechnologie sucht schon lange nach erfolgreichen Methoden. Und eine hat in den vergangenen Jahren die Molekularbiologie revolutioniert: die sogenannte Genschere CRISPR.

Genschere funktioniert bei Mensch, Tier und Pflanze

Dahinter steckt ein überraschend einfaches System, das ursprünglich von Bakterien genutzt wird, um Viren abzuwehren. Die molekularbiologische Forschung profitiert nun von dieser Genschere. Denn sie erlaubt präzise Veränderungen am Erbgut von Mikroorganismen, pflanzlichen, tierischen und auch von menschlichen Zellen. Der große Vorteil von CRISPR ist, dass bestimmte Genabschnitte gezielt angesteuert und verändert werden können. Kostengünstigere Produktion von Antibiotika, schnellere Züchtung von Pflanzen, aber auch bessere Behandlungsmöglichkeiten für erkrankte Menschen sind drei Beispiele, die zeigen wie nützlich Genom-Editierung eingesetzt werden könnte.

In der ELSA-Forschung verbinden sich Forschende über Fachgrenzen hinweg - aus der Molekularbiologie, der Philosophie, den Rechts- und Sozialwissenschaften - um die Methoden der Genom-Editierung aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Das BMBF fördert derzeit mehrere solcher Projekte mit insgesamt rund 5 Millionen Euro.

Doch wo liegen vertretbare Grenzen für die Anwendung bei Mensch, Tier und Pflanze? Und wie lässt sich die Anwendung mit unseren bestehenden Gesetzen regulieren? Chancen und Risiken der Genom-Editierung müssen sorgfältig abgewogen werden. Insbesondere eine therapeutische Anwendung beim Menschen muss dabei sicher sein. In manchen Anwendungsfeldern geht es aber nicht nur darum, was sicher ist, sondern auch was ethisch vertretbar ist. Das wäre insbesondere dann wichtig, wenn diese Veränderungen sich auch auf kommende Generationen auswirken könnten.

Gesundheitsforschung - ethische, rechtliche und soziale Aspekte