Hochschulmedizin

Um die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulmedizin langfristig zu sichern und zu stärken, müssen strukturelle Veränderungen angestoßen werden. Es bedarf leistungsstarker Strukturen für die klinische Forschung sowie gut ausgebildeten Personals.

Professor mit Studenten während einer Vorlesung

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses trägt entscheidend dazu bei, den Forschungsstandort Deutschland zu stärken.

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Die Hochschulmedizin stärken

Nicht zuletzt die rasanten biotechnologischen und digitalen Entwicklungen der jüngsten Zeit erfordern eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen mit flacheren Forschungshierarchien. Die Förderung der Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat hierzu bereits wichtige Impulse gegeben. Es wird auch zukünftig Förderprogramme initiieren, die die Universitätsmedizin bei dem Transformationsprozess zu weniger hierarchischen und stärker differenzierten Strukturen unterstützen.

Für eine starke Forschung: Ressourcen optimal nutzen

Darüber hinaus fehlen der Universitätsmedizin oft das spezifische Know-how und die finanziellen Ressourcen, um ihre Forschungsergebnisse bis zur industriellen Anschlussfähigkeit weiterzutreiben. Eine verstärkte systematische Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Regulatorik würde dazu beitragen, Informationslücken frühzeitig zu schließen. Die spätere Verwertung der Ergebnisse wird jedoch noch zu selten als Ziel der Forschung mitgedacht – der Unternehmergeist an den Universitäten ist noch wenig ausgeprägt. Hier bedarf es eines Kulturwandels, den das BMBF durch eine stärkere Vernetzung der akademischen Forschung mit der Industrie vorantreiben wird.

Die Hochschulmedizin profitiert bereits jetzt von ihren vielfältigen Kooperationen innerhalb der akademischen Forschung, zum Beispiel in den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung oder mit der außeruniversitären Forschung. Noch werden aber nicht alle Ressourcen optimal für die Forschung genutzt.

Strategische Investitionen sind heute nötig, um die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Rendite in Zukunft schöpfen zu können. Diese Aufgabe ist nur gemeinsam mit den Ländern zu lösen. Denn sie sind Träger der Hochschulen und damit ein wichtiger Partner für den Struktur- und Kulturwandel in der Hochschulmedizin.

Integrierte Forschungs- und Behandlungszentren (IFB)

Das Zusammenspiel von Forschung und Patientenversorgung in der deutschen Hochschulmedizin verbessern – dafür stehen diese vom BMBF geförderten Modellzentren. In den IFB arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Grundlagenforschung und Klinik an einem gemeinsamen Standort eng zusammen. Dadurch optimieren sie die Voraussetzungen für eine exzellente klinische Forschung und eine schnelle Translation, das heißt die Anwendung neuer Erkenntnisse im medizinischen Alltag. Ein wesentlicher Erfolg ist auch die Verbesserung der Nachwuchsförderung, um hochqualifizierte Expertinnen und Experten in Deutschland zu fördern und so den Forschungsstandort Deutschland zu stärken. Die IFB etablieren neue und attraktive Karrierewege für junge Forscherinnen und Forscher.

Seit dem Jahr 2008 fördert das BMBF acht Zentren. Jedes dieser IFB widmet sich einem der folgenden Krankheitsgebiete:

  • Schlaganfall,
  • Chronische Immundefizienz,
  • Transplantation,
  • Sepsis und Sepsisfolgen,
  • Adipositas,
  • Thrombose und Hämostase,
  • Schwindel,
  • Herzinsuffizienz.

Informationen zu den einzelnen IFB: Integrierte Forschungs- und Behandlungszentren

Konzept und Ziele der IFB

Klinische Spitzenforschung verbessern

Die medizinische Ausbildung an deutschen Hochschulen ist stark auf die ärztliche Tätigkeit ausgerichtet. Für wissenschaftliches Arbeiten bietet sie derzeit zu wenig Raum. Die IFB hingegen verstehen Forschung als essenziellen Teil der ärztlichen Aufgaben. Alle angehenden Ärztinnen und Ärzte erhalten entsprechende Freiräume. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit können sie in den Bereichen Forschung, Lehre und Krankenversorgung flexibel verschieben.

Wissenschaftlichen Nachwuchs fördern

Die IFB bieten planbare Karrierewege auf allen Ebenen des wissenschaftlichen und ärztlichen Werdeganges. Hierbei handelt es sich um Stellenkontingente – von Forschungsstellen für Post-Docs über Führungspositionen in Nachwuchsforschergruppen bis hin zu hausinternen Professuren. Das macht die klinische Forschung daher auch für angehende Ärztinnen und Ärzte zu einem attraktiven Arbeitsgebiet.

Translation beschleunigen

Die als IFB geförderten Hochschulen und Universitätskliniken zeichnen sich durch exzellente Grundlagen- und patientenorientierte Forschung in einem bestimmten Krankheitsgebiet aus. Sie entwickeln fächerübergreifende Strukturen, die Forschung und Patientenversorgung enger miteinander verzahnen. Forschungsergebnisse können vor Ort etwa durch klinische Studien überprüft werden. Das ermöglicht den schnelleren Transfer innovativer Behandlungen in die Patientenversorgung.

Forschenden Ärztinnen und Ärzten attraktive Karrierewege eröffnen

Ärztinnen und Ärzte, die sowohl klinisch als auch wissenschaftlich tätig sind, tragen dazu bei, neue Erkenntnisse zügig aus der Forschung zum Menschen zu bringen und Erkenntnisse aus der Versorgung in die Forschung zurück zu spiegeln. Um junge wissenschaftliche Talente für eine Karriere in der medizinischen Forschung zu begeistern, sind Perspektiven und Planungssicherheit erforderlich. Auf Empfehlung des Forums Gesundheitsforschung soll die Aus- und Weiterbildung dieser sogenannten Clinician bzw. Advanced Clinician Scientists über gezielte Förderprogramme nachhaltig gestärkt werden.

Sowohl die Universitätsmedizin als auch die außeruniversitären Gesundheitsforschungseinrichtungen und die Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung (DZG) werden eigenständige Leitungspositionen und „Tenure Track“-Positionen für Advanced Clinician Scientists ausbauen. Dies eröffnet den forschenden Ärztinnen und Ärzten eine Planungsperspektive. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das BMBF werden die Förderung für forschende Ärztinnen und Ärzte erweitern und damit die notwendigen Anpassungen in der medizinischen Forschung anstoßen.

Ziel aller beteiligen Akteure ist es, Ausbildung und Karriereperspektiven des klinisch-wissenschaftlichen Nachwuchses langfristig und systematisch sicherzustellen und dem fächerspezifischen Bedarf an Leitungspositionen anzupassen.