27.05.2019

| Aktuelle Meldung

Macht langes Sitzen Frauen anders krank als Männer?

Langes Sitzen - zu Hause und am Arbeitsplatz - erhöht unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Bisher ist unklar, welchen Anteil das Sitzen am Arbeitsplatz dabei hat und ob es hierbei Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt.

Frauen erkranken anders als Männer. Viele Krankheiten treten bei ihnen später – oder seltener – auf, verlaufen unterschiedlich oder äußern sich durch andere Symptome. Neben biologischen Faktoren spielen hierbei auch die unterschiedliche Arbeitsmarktsituation bei Männern und Frauen sowie die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit mit der familiären Situation eine wichtige Rolle. Ein neues Bewertungs-Instrument soll nun dabei helfen, geschlechtsspezifische Risiken in Studien zu ermitteln.

Es spricht viel dafür, dass langes Sitzen am Arbeitsplatz insgesamt das Risiko unter anderem für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes Typ II steigen lässt. Damit beschäftigt sich das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt Sitting@Work. Den beteiligten Forschenden fiel auf, dass Studien, die den Zusammenhang zwischen Sitzen und Krankheitsentstehung untersuchen, die unterschiedlichen Lebenswelten von Männern und Frauen bislang nicht ausreichend berücksichtigen. Daraus können sich Verzerrungseffekte und unangemessene Schlussfolgerungen ergeben. Deshalb hat die Forschungsgruppe an der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin um Professorin Ute Latza zusammen mit dem ebenfalls vom BMBF geförderten Projekt „geneffects“ eine sogenannte „Gender Bias Checkliste“ entwickelt, die künftig auch bei anderen arbeitsepidemiologischen Fragestellungen genutzt werden kann. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis Ende des Jahres veröffentlichen.

Workshop-Teilnehmende erproben eine bewegte Pause.

Workshop-Teilnehmende erproben eine bewegte Pause.

Susanne Stöckemann / Charité – Universitätsmedizin Berlin

Gemeinsam mit Professor Tobias Kurth vom Institut für Public Health an der Berliner Charité veranstalteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Februar dieses Jahres einen interdisziplinären Workshop zur Gesundheitsgefährdung durch Sitzen am Arbeitsplatz und entsprechenden betrieblichen Lösungsansätzen. Dieser stieß sowohl in der Forschung als auch in der betrieblichen Praxis der Arbeitsmedizin und Public Health auf große Resonanz.

Das Projekt Sitting@Work wird durch das Bundesforschungsministerium als Teil der Förderinitiative „Gesund – ein Leben lang“ unterstützt. Die Initiative widmet sich den Besonderheiten von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen: von Kindern und Jugendlichen, Männer und Frauen, Erwerbstätigen sowie betagten Menschen. Das Ziel der Initiative ist es, dass die Menschen in Deutschland länger gesund bleiben oder schneller genesen.

Das Forschungsprojekt Sitting@Work nimmt geschlechterspezifische Aspekte bei der Gesundheitsvorsorge in den Blick. Gibt es einen Zusammenhang zwischen langem Sitzen am Arbeitsplatz und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder Stoffwechselerkrankungen? Sind Frauen davon anders betroffen als Männer, selbst wenn sie den gleichen Beruf ausüben? Aus den Erkenntnissen des Projekts sollen entsprechende Empfehlungen und Konzepte zur Gesundheitsförderung und Prävention abgeleitet werden. Die wissenschaftliche Leitung der Untersuchungen liegt bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), einer Forschungseinrichtung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Sie berät das Ministerium und Akteure der Arbeitsmedizin und des Arbeitsschutzes, wie sich berufliche Risiken für die Gesundheit verringern lassen.