26.01.2024

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Medizin für Millionen: Partnerschaften für Produktentwicklung geben Hoffnung

Öffentlich geförderte Produktentwicklungspartnerschaften wie DNDi bringen medizinische Durchbrüche für Millionen Menschen weltweit – und leisten so einen wichtigen Beitrag, dass bislang vernachlässigte Tropenkrankheiten besser behandelt werden.

Tablette auf offener Handfläche

Entwickelt von DNDi – die erste rein orale Behandlung gegen die Schlafkrankheit

Xavier Vahed/DNDi

Filariose und Schistosomiasis, Kala Azar und Chagas, Dengue, Zika und Noma – Krankheiten, die in Europa nur wenig bekannt sind, bedrohen weltweit Milliarden Menschen. Diese meist durch Parasiten oder Bakterien hervorgerufenen Infektionen werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als vernachlässigte Tropenkrankheiten bezeichnet, Neglected Tropical Diseases (NTDs).

Viele dieser NTDs werden noch immer zu wenig erforscht; gemeinsam ist ihnen, dass sie vornehmlich in tropischen Regionen und Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen auftreten. Für ihre Behandlung gibt es keine oder nur wenige Medikamente, und diese sind für die Betroffenen häufig nicht zugänglich und bezahlbar. Aufgrund der schwachen Wirtschaftskraft in den betroffenen Ländern fehlt pharmazeutischen Unternehmen der Anreiz zur Entwicklung entsprechender Medikamente; deshalb kommt öffentlich geförderten Produktentwicklungspartnerschaften wie der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützten DNDi herausragende Bedeutung zu. Ihr Ziel ist es, einfach einzunehmende, sichere, wirksame und erschwingliche Therapien, Diagnostika und Impfstoffe zu erforschen, zu entwickeln und bereitzustellen.

30. Januar – Welttag der vernachlässigten Tropenkrankheiten

Zum vierten Mal rückt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit dem WorldNTDDay am 30. Januar die Bekämpfung der vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) in den Fokus. Zu den NTDs zählt die WHO rund 20 Erkrankungen, die meist infektiöse Ursachen haben. Weltweit sind fast zwei Milliarden Menschen von NTDs betroffen und beinahe genauso viele bedroht. Trotz vieler Fortschritte finden die Erforschung und Bekämpfung dieser Krankheitsgruppe aber noch immer zu wenig Beachtung.

Erfolge von DNDi: Pille gegen Schlafkrankheit, kostenloses Medikament gegen Malaria

Die Abkürzung DNDi kommt aus dem Englischen und steht für „Drugs for Neglected Diseases initiative“. Vor 20 Jahren von sieben Partnern, unter ihnen die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“, als gemeinnützige Nichtregierungsorganisation gegründet, kann DNDi auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken. Seit 2003 hat DNDi zwölf Therapien für oft tödlich verlaufende Krankheiten bereitgestellt, u. a. für die durch Sandmücken ausgelöste viszerale Leishmaniose (Kala-Azar), die insbesondere das Knochenmark, Lymphknoten, Leber und Milz betrifft. Mit diesen Therapien, die sich an den Bedürfnissen der betroffenen Kranken orientieren, konnten Millionen Leben gerettet werden.

Zu den größten Erfolgen von DNDi zählt die Entwicklung des 2018 zugelassenen Medikaments Fexinidazol gegen die Schlafkrankheit: der ersten rein oralen Behandlung, das heißt einer Tablette, die sowohl im Früh- als auch im Spätstudium der Krankheit wirksam und für Betroffene mit weniger Nebenwirkungen verbunden ist als verfügbare Medikamente. Über Erfolge bei der Bekämpfung von NTDs hinaus wurden DNDi-Angaben zufolge über 500 Millionen Menschen mit ASAQ versorgt, einem Medikament zur Behandlung von Malaria, das kostenlos zur Verfügung gestellt werden kann. Medizinische Durchbrüche erzielten weitere Produktentwicklungspartnerschaften mit wirksameren, besser verträglichen und kostengünstigeren Medikamente gegen HIV im Säuglings- und Kindesalter und Impfstoffen gegen Gebärmutterhalskrebs sowie bei der Diagnose von multiresistenten Keimen der Tuberkulose.

Filmplakat zu dem Film: Aus dem Schatten heraus

20 Jahre in 15 Minuten: Die Non-Profit-Organisation DNDi entwickelt Medikamente und Therapien für vernachlässigte Tropenkrankheiten. Der Film zeigt, welche Herausforderungen damit verbunden sind und warum die Arbeit von DNDi so wichtig ist.

DNDi

Und doch bleiben die Herausforderungen groß. So leiden beispielsweise weltweit rund acht Millionen Menschen an Chagas-Krankheit, die vor allem in ärmeren Gegenden Mittel- und Südamerikas auftritt und noch Jahre nach der Akut-Infektion schwerwiegende Herz- oder Verdauungsprobleme verursachen kann. Um neue Medikamente gegen diese oft tödlich verlaufende Erkrankung zu entwickeln, kooperiert DNDi mit Forschungsinstituten und Pharmaunternehmen in der ganzen Welt.

PDPs – wichtiger Baustein zur Förderung der globalen Gesundheit

Die Unterstützung von Produktentwicklungspartnerschaften („Product Development Partnerships“, PDPs) ist ein wichtiger Baustein der BMBF-Förderstrategie für die globale Gesundheit. Die Umsetzung dieser Förderung liegt bei der KfW Entwicklungsbank. Aktuell läuft die dritte Förderphase, für die das BMBF insgesamt bis zu 50 Millionen Euro zur Verfügung stellt. In zwei vorangegangenen Förderphasen (2011-2016 sowie 2016-2022) wurden PDPs bereits mit rund 189 Mio. Euro gefördert.