Der Spagat zwischen Labor und Klinik stellt forschende Ärztinnen und Ärzte vor große Herausforderungen. Über eine BMBF-geförderte Plattform können sie sich austauschen mit dem Ziel, ihre Arbeitsbedingungen und damit die Versorgung zu optimieren.
Forschende Fachärztinnen und Fachärzte tragen ganz wesentlich dazu bei, dass wissenschaftliche Erkenntnisse rasch zu den Patientinnen und Patienten kommen. Sie arbeiten hauptsächlich an Universitätskliniken, und ihr Arbeitsalltag zwischen Forschungslabor und Krankenbett ist aufwändig und anspruchsvoll. Um beide Tätigkeitsfelder besser miteinander zu vereinen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein Förderprogramm für diese Berufsgruppe auf den Weg gebracht. An acht universitätsmedizinischen Standorten in Deutschland unterstützt das BMBF spezielle Programme, die attraktivere Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehören sichere Forschungszeiten und bessere Karriereperspektiven ebenso wie die Etablierung einer Plattform, über die sich die Geförderten miteinander vernetzen und austauschen können.
Austausch fördern, Arbeitsbedingungen verbessern
„Wir brauchen diesen Austausch und den Input der forschenden Fachärztinnen und -ärzte, um die Programme weiterzuentwickeln, die mit Hilfe des BMBF zu ihrer Unterstützung an den Universitätskliniken aufgebaut werden“, sagte Professorin Veronika von Messling, zuständige Abteilungsleiterin im BMBF, anlässlich der Auftaktveranstaltung der Plattform in Berlin. Dort trafen sich die Geförderten und diskutierten über Themen wie die Übertragbarkeit ihrer Forschung in die Praxis, Karriereperspektiven und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Viele von ihnen bestätigten den erfolgreichen Start der an ihren Standorten entstehenden Programme, denn ihre Arbeit habe dadurch mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung erfahren. Etliche berichteten, dass die neuen Programme ihnen erst ermöglicht haben, Forschung und Versorgung produktiv zu verbinden.
Mehr Vernetzung und klare Karriereperspektiven erforderlich
Die in der Klinik tätigen Forschenden wünschen sich neben mehr Vernetzung vor allem mehr Planungssicherheit für ihre Karriere, etwa durch die gezielte Schaffung von geeigneten Positionen. In der Diskussion stellte sich heraus, dass insgesamt der Konkurrenzdruck bei offenen Stellen zwar rückläufig ist, aber dennoch spezifisch ausgestaltete Positionen und Strukturen gebraucht werden, die den besonderen Bedarfen der forschenden Fachärztinnen und Fachärzten gerecht werden. Viele Teilnehmende thematisierten auch Herausforderungen für die Übertragung von Forschungsergebnissen in die Klinik. Dazu gehörten insbesondere die langsam verlaufende Digitalisierung, auch durch uneinheitliche Erfassung von Daten, oder die in ihren Augen überbordenden Regularien etwa zu ethischen Aspekten oder bei Tierversuchsanträgen. Ein weiterer Aspekt, den die forschenden Fachärztinnen und Fachärzte betonten: Die entstehenden Programme seien eine Chance, nicht nur die eigene Karriere voranzubringen, sondern auch in der Universitätsmedizin einen Wandel in der Führungskultur zu bewirken.
Die Ausgestaltung der Austauschplattform ist den Geförderten überlassen; so können sie Workshops, Summer Schools, Konferenzen oder Arbeitstreffen zu ihnen wichtigen Themen organisieren und die dort entwickelten Verbesserungsvorschläge in die Programme der Universitäten einbringen.
Forschende Fachärztinnen und Fachärzte langfristig fördern
Mit der Förderung von forschenden Fachärztinnen und Fachärzten in der Universitätsmedizin stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gezielt die Rahmenbedingungen der Advanced Clinician Scientists (ACS), wie diese Berufsgruppe in der Fachwelt bezeichnet wird. Bis 2032 erhalten acht Universitätskliniken gut 92 Millionen Euro für ACS-Programme. Vorgesehen sind insgesamt 88 ACS-Stellen, um Fachärztinnen und Fachärzte für die Forschung zu gewinnen und sie in der Wissenschaft zu halten. Die Programme verbessern sowohl die Profilbildung der Universitäten als auch die Stellung der Universitätsmedizin im internationalen Wettbewerb.