Neue Messmethode macht Brillen schärfer

Nagelneue Brille, sündhaft teure Gläser und trotzdem nicht der rechte Durchblick? Ein neues Messgerät, das Jenaer Wissenschaftler mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelt haben, ermöglicht eine präzisere Bestimmung der Sehkraft.

Es berücksichtigt dabei auch Unebenheiten von Hornhaut und Linse. Sie sind meist die Ursache dafür, dass trotz Brille noch unscharf gesehen wird, weil sie das Kontrastsehen beeinflussen. Die üblichen Messverfahren erfassen diese feinen Unregelmäßigkeiten nicht. Mit der neuen Methode können Augenärzte erstmals vor Anfertigung der Brillengläser und Kontaktlinsen die optimalen Korrekturwerte festlegen. Eine ganz neue Generation von Sehhilfen lässt sich so herstellen: Brillen und Kontaktlinsen mit einer deutlich verbesserten Sehkraft, auch bei schlechten Lichtverhältnissen wie Autofahren bei Nacht. 2009 soll das Gerät einsatzbereit sein.


Subjektive Einstellungssache
„Ist es jetzt so besser - oder vielleicht so?“ Flink wechselt der Augenarzt die Korrekturgläser auf der Messbrille, während der Patient die immer kleiner werdenden Buchstaben und Zahlenreihen an der Wandtafel vorliest. Nach wie vor ist das die beste Methode, um Kurz- oder Weitsichtigkeit zu untersuchen und die Stärke für Brillengläser oder Kontaktlinsen festzulegen. Keine objektive Messmethode erkennt so gut wie der Patient selbst, mit welcher Korrektur er am schärfsten sieht. Bisher kann die subjektive Bestimmung jedoch nicht jeden die Sehkraft beeinflussenden Faktor erfassen: beispielsweise Unebenheiten von Hornhaut und Linse, welche die Lichtstrahlen ablenken und so verhindern, dass diese exakt auf die Netzhaut treffen. Diese sogenannten Abweichungen höherer Ordnung (Abk. HOA von engl.: higher order aberrations) können das Kontrastsehen und die Nachtsicht erheblich stören. Sie treten häufig ab dem 40. Lebensjahr auf und behindern besonders beim nächtlichen Autofahren. Ist das Kontrastsehen beeinträchtigt, können Farbnuancen nur schlecht voneinander abgegrenzt werden - beispielsweise ein grauer Pfeiler auf dem Asphalt. Um Brillengläsern den letzten Schliff zu verleihen, kann mit dem neuen Gerät dieser Anteil der Fehlsichtigkeit jetzt erstmals verlässlich gemessen und korrigiert werden.

Bessere Sicht durch Vorbestimmung
Beim Ausgleich von Kurz-, Weit- und Stabsichtigkeit mit Brillen und Linsen werden die Abbildungsfehler höherer Ordnung bisher vernachlässigt. Zwar lassen sie sich objektiv messen und Optiker können korrigierende Brillengläser anfertigen. Aber zwischen Messung und Fertigung der Brille fehlte bisher ein wichtiger Zwischenschritt - die subjektive Bewertung der Korrektur durch den Patienten. Was die neue Brille taugt, stellt sich daher oft erst dann heraus, wenn der Patient sie sich auf die Nase setzt. Diese Lücke schließt nun das neue Messgerät. Es gleicht die störenden Unregelmäßigkeiten von Hornhaut und Linse bereits während der Untersuchung aus, indem es mit anpassungsfähigen Spiegeln die gemessene HOA in Echtzeit korrigiert. Der Patient kann so wie bei der üblichen Untersuchung sofort angeben, mit welcher Einstellung er am besten sehen kann. Mit den zusätzlichen Messwerten lassen sich künftig Brillengläser und Kontaktlinsen anfertigen, die ein kontrastreicheres und damit schärferes Sehen ermöglichen.

Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Volker Wiechmann
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Straßenverkehrsszene
Oben: ohne Korrektur von Aberrationsfehlern höherer Ordnung
Unten: mit Korrektur

Quelle: medways