Verbund

NEURON-Verbund TYMON

Die Zwangsstörung ist eine psychiatrische Erkrankung. Sie ist durch zwanghafte Gedanken und Verhalten (wie z. B. wiederholte Reinigungen beim Waschzwang) gekennzeichnet. Angstsymptome sind häufige Begleiterscheinungen dieser Krankheit, die 2-3% der Bevölkerung betrifft. Betroffene leiden unter einer stark verminderten Lebensqualität. Außerdem ist die Behandlung mit hohen Belastungen für den einzelnen und hohen Kosten für die Gesellschaft verbunden. Es besteht daher ein dringender Bedarf an effektiven Behandlungsmethoden. Unter den derzeitigen Behandlungsstandards mit Psycho- und Medikamententherapie sprechen 20-30% der Patientinnen und Patienten nicht ausreichend auf die Therapie an. Neue Hoffnung gibt es jedoch bei der Anwendung von elektrischer Gehirnstimulation, der sog. tiefen Hirnstimulation: Bei Kranken mit schwerer Zwangsstörung, die nicht anders behandelbar war, zeigen aktuelle klinische Studien eine Verbesserung der Symptome.
Das TYMON-Projekt ist Teil eines transnationalen Forschungsverbundes im ERA-NET NEURON und bringt wissenschaftliche Teams aus Frankreich, Portugal und Deutschland zusammen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen die Rolle der tiefen Hirnstimulation bei Zwangsstörungen untersuchen. Sowohl in Tiermodellen als auch bei einer Gruppe von Patienteninnen und Patienten wollen die Forschungsgruppen die Effekte der tiefen Hirnstimulation in bestimmten Gehirnregionen erforschen. Die Ergebnisse dieses Vorhabens sollen dazu beitragen, den gestörten Informationsfluss im Gehirn von Erkrankten besser zu verstehen und die tiefe Hirnstimulation als alternative Behandlungsmethode bei Zwangsstörungen zu verbessern.

Teilprojekte

Abgeschlossen

Unsicherheitsmonitoring versus Inhibitionskontrolle: Zur Rolle des Nuclues subthalamicus und Effekten der Tiefen Hirnstimulation auf oszillatorische neuronale Netzwerke bei der Parkinson-Krankheit im Vergleich zur Zwangsstörung.

Förderkennzeichen: 01EW1411
Gesamte Fördersumme: 314.680 EUR
Förderzeitraum: 2014 - 2017
Projektleitung: Dr. Lars Wojtecki
Adresse: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät, Neurologische Klinik
Moorenstr. 5
40225 Düsseldorf

Unsicherheitsmonitoring versus Inhibitionskontrolle: Zur Rolle des Nuclues subthalamicus und Effekten der Tiefen Hirnstimulation auf oszillatorische neuronale Netzwerke bei der Parkinson-Krankheit im Vergleich zur Zwangsstörung.

Es werden Untersuchungen an Parkinson-Patienten (Parkinson´s Disease, PD) durchgeführt, die als Grundlage für parallele Messungen an Patienten mit Zwangsstörung (Obsessive Compulsive Disorder, OCD) dienen. OCD ist durch zwanghafte (obsessive) Gedanken und kompulsives Verhalten gekennzeichnet (z. B. Kontrollzwang). Es wird die Tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS) des Nucleus subthalamicus (STN) untersucht. Für den STN-Zielpunkt gibt es langjährige Erfahrungen in der Behandlung von PD sowie neue Evidenz zur Behandlung der OCD. Um die Rolle des STN bei Zwangssymptomen zu verstehen, sollen zunächst an einer Nicht-OCD Vergleichsgruppe an Parkinson-Patienten zwei kognitive Mechanismen untersucht werden, deren Dysfunktion vermutlich ursächlich für einen Kontrollzwang sind: 1) Unsicherheitsmonitoring und 2) Inhibitionskontrolle. Das Ziel ist: a) die Rolle des STN im Unsicherheitsmonitoring, der Inhibitionskontrolle und des Kontrollprozesses zu verstehen; b) die neuronalen grundlegenden Netzwerke bei PD (also Nicht-OCD) zu identifizieren und c) Mechanismen der DBS bei der Modulation von Kontrollhandlungen zu untersuchen. Es erfolgt eine Ableitung von Gehirnströmen mittels invasiver und nicht-invasiver Elektrophysiologie (Lokale Feldpotenziale und Magnetoenzephalographie) sowie die Ableitung von oberflächlichen Hirnströmen (Elektroenzephalographie) unter laufender STN-DBS während der Durchführung eine Verhaltensaufgabe.