Studie aus Münster: Hoher Blutdruck verringert geistige Leistungsfähigkeit

Bereits ein leicht erhöhter Blutdruck kann die kognitive Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie der Universität Münster.

Auch Übergewicht und ein erhöhter Blutzucker wirkten sich nachteilig auf das geistige Leistungsvermögen aus. „Wir fanden eine ganze Reihe von Risikofaktoren, deren Prävention oder Behandlung möglicherweise den kognitiven Abbau im Alter verzögern können“, so Studienleiter Professor Stefan Knecht. In weiteren Studien wollen die Forscher klären, ob durch eine frühzeitige und rigorose medikamentöse Blutdruck-Einstellung die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert und im Alter erhalten werden kann.


Geistige Fitness zu 20 Prozent hausgemacht
Mit 80 täglich zwei Tageszeitungen lesen und den Enkel  im Schachspiel schlagen oder pflegebedürftig und komplett auf fremde Hilfe angewiesen - die kognitive Leistung im Alter ist unterschiedlich ausgeprägt. Von welchen Faktoren die geistige Gesundheit abhängt und ob der Einzelne etwas dafür tun kann, damit das Gehirn flexibel und aktiv bleibt, war Gegenstand der Studie aus Münster. „Mehr als 20 Prozent der kognitiven Einschränkungen sind auf behandelbare Risikofaktoren zurückzuführen“, fasst Prof. Knecht die ersten Ergebnisse zusammen. Blutdruck, Blutzucker und Körpergewicht beeinflussten neben Bildung, Alter und Geschlecht das geistige  Leistungsvermögen der Studienteilnehmer. Eine wichtige Rolle spielte der Blutdruck: Je höher der Wert, desto schlechter die kognitive Leistung. Das gilt sogar für Blutdruckwerte im sogenannten hochnormalen Bereich, bei denen der erste (systolische) Wert zwischen 130 und 139 mmHg liegt. 377 Probanden im Alter von 44 bis 82 Jahren (206 weiblich, 171 männlich) wurden gezielt auf Risikofaktoren untersucht, die sich mit vorbeugenden oder therapeutischen Maßnahmen kontrollieren lassen. Mit neuropsychologischen Tests prüften die Forscher verschiedene kognitive Fähigkeiten wie Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und räumliches Denken. Außerdem dokumentierten sie den Nikotin- und Alkoholkonsum, den Bildungsgrad und bestimmten den Body-Mass-Index sowie die Blutzucker- und Cholesterinwerte. Anschließend berechneten die Wissenschaftler die statistischen Wechselbeziehungen zwischen den potenziellen Risikofaktoren und den Hirntests.

Schon mit 40 aktiv werden, um lange geistig fit zu bleiben
Der Auswertung zufolge führt bereits ein hochnormaler Blutdruck zu kontinuierlichen Schäden im Gehirn und damit zu kognitiven Einschränkungen. Mit der entsprechenden Behandlung und Lebensweise können Patienten möglicherweise den kognitiven Abbau verzögern und im Alter länger geistig fit bleiben, folgern die Forscher. „Allerdings muss man schon früh aktiv werden, etwa ab dem 40. Lebensjahr“, sagt Knecht.

Interessanterweise wirkte sich der Blutdruck vor allem bei den zwischen 40- und 60-jährigen Probanden auf die geistigen Fähigkeiten aus. Bei den über 70-jährigen Studienteilnehmern beobachteten die Wissenschaftler diesen Effekt nicht. Sie begründen ihre Beobachtung damit, dass in dieser Altersgruppe verschiedene Faktoren in den Vordergrund rücken. Beispielsweise könnten einige Betroffene infolge einer beginnenden Demenzerkrankung unter einem zu niedrigen Blutdruck leiden, während bei anderen der kognitive Abbau tatsächlich auf einen Bluthochdruck zurückzuführen ist. Die Aussagekraft einer Querschnittsstudie mit einer so inhomogenen Studiengruppe ist begrenzt. „Um zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen, müssten wir bei einem Teil der über 70-Jährigen den Blutdruck medikamentös in den unteren Normalbereich - das heißt unter 130 mmHg - senken und prüfen, ob in dieser Gruppe der geistige Abbau langsamer voranschreitet als ohne Blutdrucksenkung“, so Knecht.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stefan Knecht
Klinik und Poliklinik für Neurologie
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48129 Münster
Tel.: 0251 834-8195
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