20.03.2023

Vereinte Modellierungskompetenz im Kampf gegen Pandemien

Modellrechnungen liefern entscheidende Hinweise zur Verbreitung gefährlicher Erreger. Zum ersten Mal haben sich in Berlin mehr als 100 Modelliererinnen und Modellierer getroffen. Ihr Ziel: die Kräfte zu bündeln für noch verlässlichere Prognosen.

Dr. Berit Lange beim Vortrag über den MONID-Forschungsverbund „Respinow“ in einem Hörsaal

Modelle als wirksame Instrumente der Pandemiebekämpfung: Dr. Berit Lange beim Vortrag über den MONID-Forschungsverbund „Respinow“, den sie koordiniert

Projektträger Jülich

SARS-CoV-2 ist nicht das erste Virus, das eine Pandemie ausgelöst hat. Und es ist abzusehen, dass es nicht das letzte sein wird. Dieser Gefahr mit vereinten Kräften entgegenzutreten, ist das Ziel des Modellierungsnetzes für schwere Infektionskrankheiten, kurz MONID. Damit Deutschland für künftige Pandemien besser aufgestellt ist, bündeln Modelliererinnen und Modellierer aus verschiedenen Forschungsdisziplinen ihre Kräfte. Im Fokus steht der Austausch der führenden Expertinnen und Experten auf diesem Fachgebiet, mit dem Ziel, künftig noch bessere Prognosen machen zu können. Bei der ersten Jahrestagung des Netzwerks kamen in Berlin mehr als hundert Forschende zusammen.

Interdisziplinarität wird großgeschrieben

Dr. Berit Lange, Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk,Prof. Dr. Alexander Kuhlmann vor dem Zuse Institute Berlin

Der Vorstand von MONID: Dr. Berit Lange, Leiterin der Klinischen Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk, Professor für Epidemiologie und Biometrie an der Medizinischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg sowie Prof. Dr. Alexander Kuhlmann, Juniorprofessor für Gesundheitsökonomie an der Medizinischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg

Projektträger Jülich

„Die SARS-CoV-2-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie wichtig Modelle im Kontext von Infektionskrankheiten sind. Denn sie helfen dabei, die Ausbreitung von Infektionsfällen vorherzusagen, die Auswirkungen von Maßnahmen zur Eindämmung zu bewerten und Strategien zur Bekämpfung des Infektionsgeschehens zu entwickeln.“ Mit diesen Worten eröffnete Mario Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung (BMBF), die Konferenz, die vom 15. bis 17. März 2023 im Zuse Institute Berlin stattfand.

Kern der Tagung war die Vorstellung der Forschungsarbeit der sieben Verbünde von MONID und dreier weiterer Forschergruppen. Was lässt sich aus der Überwachung des Abwassers über die Ausbreitung gefährlicher Erreger ableiten? Wie wirken sich Desinformationen auf die Akzeptanz der Schutzmaßnahmen aus? Und wie können die Prognosen selbst das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger beeinflussen? Die Forschungsverbünde werfen zahlreiche spannende Fragen rund um die Infektionsbekämpfung auf. Dabei wird deutlich, wie wichtig es für verlässliche Aussagen ist, Expertinnen und Experten aus vielen unterschiedlichen Disziplinen mit einzubeziehen, etwa aus den Sozialwissenschaften oder der Mobilitätsforschung.

Qualität der Daten entscheidend

Ebenso unerlässlich ist eine solide Datengrundlange. Je mehr und je bessere Daten in eine Modellierung einfließen, umso genauer können die Vorhersagen werden. Hierbei profitiert das Modellierungsnetz auch von Kontakten zu relevanten Organisationen wie dem Robert Koch-Institut oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Verbünde, wie etwa der IMMUNEBRIDGE-Studie zur Immunität der Bevölkerung gegen SARS-CoV-2, die Teil des BMBF-geförderten Netzwerks Universitätsmedizin ist. Zudem wird die Vernetzung mit internationalen Modellierungsteams großgeschrieben. Dabei soll es auch um die Modellierung der Infektionswellen gehen, die Deutschland und Europa alljährlich heimsuchen, wie Influenza oder RS-Viren.

Das BMBF fördert MONID bis 2025 mit insgesamt mehr als 15 Millionen Euro. Ziel ist es, die Modellierungskompetenz in Deutschland zu stärken. Auch die Nachwuchsförderung steht im Sinne der Nachhaltigkeit im Fokus der Initiative, die bereits zahlreiche junge Forscherinnen und Forscher in Berlin versammeln konnte. Zudem versteht sich das Netzwerk als direkter Ansprechpartner für Anfragen aus der Politik und gibt regelmäßig Stellungnahmen ab.