Zelltherapie bei schwerer Hauterkrankung im Mausmodell erfolgreich

Hoffnung für Patienten mit einer erblichen Hauterkrankung, die zu schweren Vernarbungen und erhöhtem Hautkrebsrisiko führt: Wissenschaftler haben ein Modell entwickelt, mit dem sie die Krankheitsmechanismen untersuchen und neue Therapien erforschen können.

Die Forscher unterdrückten bei Mäusen ein Gen für die Kollagensynthese. Kollagen ist für den Zusammenhalt der Hautschichten verantwortlich. Diese Mäuse zeigen eine Hauterkrankung, die nahezu identisch mit der Epidermolysis bullosa dystrophica (EBD) beim Menschen ist. Bei der seltenen Krankheit bilden sich Blasen und ausgeprägte Narben, die erhebliche medizinische Probleme verursachen und die Betroffenen psychologisch und sozial stark belasten. Mit Bindegewebszellen, die in die Haut gespritzt werden, ließ sich das Krankheitsbild bei den Mäusen erfolgreich behandeln - eine Therapieoption, die eines Tages auch Patienten mit EBD zugute kommen könnte.


Hoffnung auf Heilung
Dank des neuen Mausmodells haben die Wissenschaftler bereits wichtige Erkenntnisse über die EBD gewonnen und mögliche neue therapeutische Ansätze entdeckt. So konnten sie nachweisen, dass die schweren Vernarbungen und Verstümmelungen an Händen und Füßen durch fehlgeleitete Wundheilungsprozesse verursacht werden. Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) identifizierten die Forscher mehrere Faktoren, welche die gestörte Wundheilung auslösen. Dazu zählen einige Wachstumsfaktoren sowie Entzündungs- und Gewebezellen. Sie bilden potenzielle Angriffspunkte für neue Medikamente. Ein wichtiger therapeutischer Ansatz ist die Zelltherapie mit Bindegewebszellen - den sogenannten Fibroblasten. Erste Versuche mit den neuen Mäusen verliefen erfolgreich: Nachdem die Wissenschaftler Fibroblasten in die erkrankte Haut gespritzt hatten, erhöhten sich Kollagengehalt und Anzahl der Verankerungsfibrillen zwischen den Hautschichten. Die behandelte Haut wurde deutlich stabiler, weil die Hautschichten besser aneinander hafteten. Langzeitbeobachtungen sollen nun schwere Nebenwirkungen ausschließen, ehe erste Studien bei Patienten mit EBD beginnen.

Zu wenig Kollagenanker zwischen den Hautschichten
Mithilfe gentechnischer Verfahren drosselten die Forscher bei Mäusen die Synthese des Proteins Kollagen VII. Nur noch zehn Prozent der normalen Kollagenmenge werden in der Haut dieser Mäuse produziert. Die Nager sind ein ideales Modell zur Erforschung der EBD: Auch  bei der schweren Hauterkrankung wird in den Bindegewebs- und Hautzellen zu wenig Kollagen VII gebildet. Das Protein ist ein wichtiger Bestandteil der Verankerungsfibrillen, welche die Hautschichten zusammenhalten. Ohne diese „Kollagenanker“ können sich Ober- und Unterhaut durch Reibung, Druck oder andere mechanische Belastungen gegeneinander verschieben. Flüssigkeit tritt in den Zwischenraum ein und eine Blase entsteht. Beim Ausheilen der Blasen bilden sich Narben, ähnlich wie bei tiefen Verbrennungen. Schätzungen zufolge ist von 50.000 bis 100.000 Geburten ein Kind von der EBD betroffen. Bei etwa zwei Drittel der Patienten entstehen Verwachsungen und Verstümmelungen an Händen und Füßen als Folge wiederholt auftretender Vernarbungen. Die Mehrzahl der Patienten mit schwerer EBD entwickelt bis zum 40. Lebensjahr einen bösartigen Hauttumor. Eine Heilung gibt es bisher nicht.

Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Leena Bruckner-Tuderman
Universitäts-Hautklinik
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