02.06.2022

| Aktuelle Meldung

Biobanken lagern wichtiges Kapital für künftige Forschung

In Biobanken gelagerte Blut- und Gewebeproben helfen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und präziser zu behandeln. Schnellen Zugriff auf diese Proben und damit verknüpfte Daten ermöglicht die vor fünf Jahren gegründete German Biobank Alliance (GBA).

Forscherin nimmt Probe aus Kühlbehälter

Konserviert für künftige Forschungsarbeiten: Biobanken lagern Zellen, Gewebe und anderes Körpermaterial bei ca. minus 165 Grad Celsius.

German Biobank Node (GBN)

Die moderne Medizin wird immer präziser: Zunehmend werden Krankheiten anhand feiner molekularer Unterschiede diagnostiziert, um für jede Patientin und jeden Patienten die individuell passende Therapie zum richtigen Zeitpunkt anwenden zu können. Dabei helfen so genannte Biobanken, in denen Zellen, Gewebe und anderes Körpermaterial wie zum Beispiel Blutproben lagern. Solche Proben werden im klinischen Alltag, in der Forschung, über klinische Studien oder über eine freiwillige Spende gewonnen und in hochmodernen, zum Teil robotergesteuerten Kühllagern konserviert, um sie für weitere Forschungsarbeiten nutzen zu können. Forschende können in Biobanken zum Beispiel gezielt nach Mustern in den Erbinformationen oder nach Eiweißen suchen, die für Krankheiten verantwortlich sind. Für die Wissenschaft sind diese Daten unverzichtbar – denn sie helfen, bestimmte Erkrankungen bereits in einem frühen Stadium zu erkennen und eine gezielte Therapie auszuwählen.

Um die in Deutschland bestehenden Biobanken miteinander zu vernetzen, initiierte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zunächst den German Biobank Node (GBN). Unter seiner Leitung startete im Mai 2017 die German Biobank Alliance (GBA); sie hat in den fünf Jahren ihres Bestehens rund 1,5 Millionen humane Bioproben für Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt, aus denen rund 2.600 wissenschaftliche Publikationen hervorgingen.

Erfolgreiche Forschung mit Bioproben – auch in der Corona-Pandemie

Nicht zuletzt in der Corona-Pandemie lieferte die GBA Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wichtige Informationen. So etwa ist der German Biobank Node am Nationalen Pandemie Kohorten Netz (NAPKON) des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) beteiligt, das Daten und Bioproben in einer übergreifenden, harmonisierten Sammlung zusammenfügt. Anhand solcher Kohorten können beispielsweise die Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung systematisch analysiert werden.

Darüber hinaus stellte die zentralisierte Biomaterialbank der RWTH Aachen (RWTH cBMB) Proben und Daten bereit, um Biomarker zu identifizieren, über die sich ein schwerer COVID-19-Verlauf frühzeitig feststellen lässt. Eine wegweisende Studie, die in Zusammenarbeit mit der Zentralen Biobank Charité/BIH (ZeBanC) durchgeführt wurde, konnte zeigen, wie die Immunantwort bei schweren Krankheitsverläufen von COVID-19 in einer Dauerschleife aus Aktivierung und Hemmung gefangen ist.

Reagenzbehälter mit Blutproben bei der automatischen Registrierung

In GBA-Biobanken ankommende Proben werden registriert, pseudonymisiert und meist automatisiert weiterverarbeitet.

German Biobank Node (GBN)

National und international: Allianz erleichtert biomedizinische Forschung

Die Allianz der Biobanken startete im Mai 2017 mit zunächst elf Biobank-Standorten sowie zwei IT-Entwicklungszentren. In den Jahren 2019 bis 2021 kamen 22 weitere Standorte hinzu. „Nach der diesjährigen Bewerbungsrunde heißen wir sechs neue Biobanken in der GBA willkommen“, sagt GBN-Leiter Professor Dr. Michael Hummel von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. „Die GBA umfasst jetzt insgesamt 37 Standorte in Deutschland und rund 95 Prozent der medizinischen Fakultäten.“

Die GBA etabliert einheitliche Qualitätsstandards, macht Proben und zugehörige Daten über ein zentrales Suchportal europaweit verfügbar und erleichtert so die länderübergreifende biomedizinische Forschung. In Deutschland arbeitet die GBA eng mit Partnern der BMBF-geförderten Medizininformatik-Initiative (MII) zusammen, um Daten und Proben noch besser für die medizinische Forschung erschließen zu können. Diese baut seit 2018 bundesweit 29 Datenintegrationszentren an deutschen Universitätskliniken auf. Beide Informationsquellen – Datenintegrationszentren und Biobanken der Universitätskliniken – sind über das im Mai 2021 gestartete Projekt „Aligning Biobank and DIC efficiently“ (ABIDE_MI) miteinander vernetzt und bilden so eine nachhaltige Gesundheits-IT-Infrastruktur. Projektleiter bei ABIDE_MI sind Professor Dr. Hans-Ulrich Prokosch von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Professor Dr. Michael Hummel, der zugleich dem German Biobank Node vorsteht. Die von ABIDE_MI aufgebaute Infrastruktur soll eine nahtlose Verbindung mit dem europäischen Portal zur Verwaltung von Bioproben aus dem Bereich Gesundheit ermöglichen.

German Biobank Alliance (GBA)

Unter dem Dach des German Biobank Node (GBN) schlossen sich 2017 Biobanken aus elf deutschen Universitätsklinika sowie zwei IT-Entwicklungszentren in der GBA zusammen, 2019-21 kamen weitere Biobanken hinzu. Seit 2022 arbeiten Biobanken an 37 Standorten in der GBA zusammen. Für den Bereich IT wird der GBN durch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg unterstützt sowie durch die BioMaterialBank Heidelberg (BMBH) und die Integrierte Biobank Jena (IBBJ) im Bereich Qualitätsmanagement. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Arbeiten der GBA und des GBN, der die Interessen der deutschen Biobanken im europäischen Biobanken Netzwerk (BBMRI-ERIC) vertritt, seit 2011 mit einer Gesamtsumme von rund 39 Millionen Euro.