Teilprojekt eines Verbundes

Ethische Implikationen einer Alzheimer-Früherkennung

Förderkennzeichen: 01GP2213A
Fördersumme: 401.635 EUR
Förderzeitraum: 2023 - 2026
Projektleitung: Julia Perry
Adresse: Georg-August-Universität Göttingen, Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin
Humboldtallee 36
37073 Göttingen

Die prodromale und präklinische Identifizierung neurologischer Erkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit (AD) über ätiologische Biomarker, einschließlich Blutmarker, wird derzeit erforscht. Vor ihrer Anwendung in der Primärversorgung, sind das klinische und persönliche Nutzen-Schaden-Verhältnis im Kontext der präventiven und therapeutischen Optionen sowie mögliche psychosoziale Auswirkungen, wie Stigmatisierung, festzustellen. Hierzu ist es notwendig, Einstellungen, Bedürfnisse und Erwartungen sowohl von Ärztinnen und Ärzten, insbesondere der Allgemeinmedizin als auch von Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen zu berücksichtigen, um partizipative Entscheidungsfindungen zu gewährleisten. Dieses interdisziplinäre Projekt wird empirisch Einstellungen, Bedürfnisse und relevante Risiko- und Gesundheitskompetenzen von Hausärzten und potenziell Betroffenen mittels eines Mixed-Methods-Ansatzes ermitteln (Online-Befragung für Hausärzte und eine papierbasierte Befragung für Patienten und Angehörige sowie halbstrukturierte Interviews). Verschiedene Zukunftsszenarien, wie die AD-Risikobewertung in der deutschen Primärversorgung unter Berücksichtigung pluralistischer Orientierungen sowie sozialer, wirtschaftlicher und rechtlicher Faktoren, werden ethisch reflektiert. Ergänzt durch eine AD-Risikokommunikationsanalyse, ein digitales Tool zum Risikoverständnis und eine nicht-stigmatisierende Sprachanalyse werden schließlich Kommunikationsleitfäden, digitale Ressourcen und praktische Materialien für die medizinische Grundversorgung entwickelt. Visuelle Materialien und Erklärvideos auf einer bereits bestehenden Website ‚Gut beraten‘ sollen zudem ein Laienpublikum informieren. Der Fokus am Standort Göttingen liegt, neben koordinativen Tätigkeiten für das Gesamtprojekt, darauf eine ethische Bewertung verschiedener Screening-/Risikovorhersage-Szenarien für die Zukunft für zwei unterschiedliche Zeiträume zu entwickeln sowie auf den qualitativen Interviewstudien.