Genom-Editierung in Landwirtschaft und Gesellschaft

Das Anwendungspotenzial von Genom-Editierung wird auch in der Landwirtschaft zunehmend erkennbar – sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren. Dabei stellen sich, neben der technischen Machbarkeit, auch ethische, rechtliche und sozioökonomische Fragen.

Goldenes Weizenfeld und sonniger Tag

In der konventionellen Züchtung braucht es häufig Jahre oder gar Jahrzehnte bis eine neue Sorte entsteht, die beispielsweise ertragreicher ist. Durch die Genom-Editierung wäre dies viel schneller möglich.

IakovKalinin/iStock

ELSA-GEA: Ethische, rechtliche und sozioökonomische Aspekte von Genom-Editierung in der Agrarwirtschaft

Die Erwartungen und Befürchtungen der Verbraucherinnen und Verbraucher spielen im Hinblick auf Genom-Editierung in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Es gilt deshalb, mögliche Risiken sowie den erwarteten Nutzen der Anwendung bei Nutzpflanzen und -tieren abzuschätzen und mit den Bürgerinnen und Bürgern zu kommunizieren und auch der Politik mögliche Lösungen aufzuzeigen.

In einem transdisziplinären Ansatz erforscht das Projekt ELSA-GEA die rechtlichen und ethischen Anforderungen, die ökonomischen Aspekte und die kommunikativen Anforderungen des Einsatzes von Genom-Editierung in der Landwirtschaft und fördert den wissenschaftlichen Diskurs zu diesem Thema. Dabei arbeiten Naturwissenschaftler, Ethiker, Sozioökonomen und Rechtswissenschaftler eng zusammen.

Um in dem sich ständig entwickelnden Feld stetig aktuelle und valide Risiko-Nutzen-Abschätzungen vornehmen zu können, sammeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fortlaufend systematisch Daten und Forschungsergebnisse und fassen diese beispielsweise in „Evidenzlandkarten“ zusammen. Die Daten nutzen sie auch, um in Form eines Repositoriums einen Überblick über bereits erfolgreich durchgeführte Anwendungsbeispiele in Pflanzen und Tieren bereitzustellen. Sie analysieren die sozio-ökonomischen Folgen der technologischen Entwicklung und nehmen eine vergleichende Untersuchung der nationalen, europäischen und internationalen Rechtslage für neue Genom-Editierungs-Technologien vor.

Aus ethischer Perspektive erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Anspruch auf Wahlfreiheit beim Konsum von pflanzlichen und tierischen Produkten, der eng mit einer informierten Entscheidung mithilfe einer entsprechenden Kennzeichnung verknüpft ist. Die Erkenntnisse fließen in ein Gutachten zum Verhältnis von Wahlfreiheit, Verbrauchersouveränität und Genom-Editierung ein.

Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auch in der Unterstützung des öffentlichen Diskurses nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus den Diskussionen um die „Grüne Gentechnik“. Hierzu werden in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Graz eine öffentliche Tagung und drei Stakeholder-Workshops durchgeführt. Online besteht die Möglichkeit, sich den ethischen Aspekten des Themas spielerisch in einem interaktiven Ethikrat zu nähern. Für den Unterricht in der Oberstufe wurde in Zusammenarbeit mit dem Projekt AGROKOKO das Unterrichtsheft GenomXpress Scholae 6 Genomeditierung für Nutzpflanzen entwickelt.

Die Ergebnisse und Informationen aus dem Projekt, die über die Projektwebsite verfügbar gemacht werden, sollen einen breiten gesellschaftlichen Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen und Entscheidungsträgern den gesetzgeberischen Handlungsbedarf und Handlungsoptionen aufzeigen.

Weitere Informationen: http://www.dialog-gea.de/

Förderinitiative: Forschungsverbünde und Klausurwochen zu ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten moderner Verfahren der Genom-Editierung und deren möglicher Anwendungen

Projektvolumen: 1.021.584 Euro

Projektlaufzeit: 2016–2019

Projektleitung:
Dr. Matthias Arlt
Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie
Am Mühlenberg 1
14476 Potsdam OT Golm
+49 331 5678303
marlt@mpimp-golm.mpg.de

Projektpartner:
Dr. Frank Hartung, Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI)
Dr. Stephan Schleissing, Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Prof. Dr. Thomas Reydon, Leibniz Universität Hannover