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ERA-NET NEURON 2022 - 2025: Förderung von multinationaler und translationaler Forschung zu Entwicklungsstörungen des Nervensystems

Veröffentlichung der Bekanntmachung: 2021
Förderzeitraum: 2022 - 2025
Gesamte Fördersumme: bis zu 4,4 Mio. Euro
Anzahl der Projekte: 18 Verbünde, davon 15 mit deutscher Beteiligung, insgesamt 17 deutsche Zuwendungsempfänger

Die menschliche Gesundheit zu verbessern, zu erhalten und bei Erkrankungen wiederherzustellen ist ein weltweites Anliegen von höchster Priorität. Neurologische und psychiatrische Erkrankungen betreffen 380 Millionen Menschen allein in Europa. Dies verursacht hohe gesellschaftliche Belastungen und volkswirtschaftliche Kosten. Eine Vielzahl von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen manifestiert sich bereits in sehr frühen Lebensphasen, da sie in einer gestörten Entwicklung des Nervensystems begründet sind. Die vorhandenen Möglichkeiten solche Entwicklungsstörungen des Nervensystems früh zu erkennen und gezielt zu behandeln sind oft unzureichend, wodurch es häufig zu massiven und langfristigen Beeinträchtigungen der Lebensqualität von Patientinnen und Patienten und deren Familien kommt. Deswegen ist die Forschung zu Entwicklungsstörungen des Nervensystems und die darauf aufbauende Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in diagnostische und therapeutische Verfahren von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft.

Das „Netzwerk Europäischer Forschungsförderung für Neurowissenschaften“ (NEURON) wurde im Rahmen des ERA-NET-Programms der Europäischen Kommission eingerichtet (www.neuron-eranet.eu ).

Ziel des ERA-NET NEURON ist es, die Forschungsanstrengungen und Förderprogramme seiner Partnerländer im Bereich der psychischen und neurologischen Störungen sowie der Erkrankungen der Sinnessysteme zu koordinieren und zu optimieren. Die vorliegende multinationale Bekanntmachung zum Thema „Entwicklungsstörungen des Nervensystems“ wird im Rahmen von NEURON Cofund2 in Partnerschaft mit der Europäischen Kommission und gemeinsam mit weiteren Förderorganisationen durchgeführt.

Im ERA-NET NEURON haben sich die folgenden Förderorganisationen zusammengeschlossen, um diese gemeinsame Maßnahme zur Förderung multinationaler, kooperativer Forschungsprojekte im Bereich der krankheitsbezogenen Neurowissenschaften durchzuführen:

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Deutschland;
  • Fund for Scientific Research (FNRS), Belgien;
  • Research Foundation – Flanders (FWO), Belgien;
  • Estonian Research Council (ETAg), Estland;
  • Suomen Akatemia (AKA), Finnland;
  • Agence nationale de la recherche (ANR), Frankreich;
  • Health Research Board (HRB), Irland;
  • Israeli Ministry of Health (CSO-MOH), Israel;
  • Ministry of Health (MOH), Italien;
  • Ministarstvo Znanosti i Obrazovanja (MZO), Kroatien;
  • State Education Development Agency (VIAA), Lettland;
  • Research Council of Norway (RCN), Norwegen;
  • National Centre for Research and Development (NCBR), Polen;
  • Foundation for Science and Technology (FCT), Portugal;
  • Executive Agency for Higher Education, Research, Development and Innovation Funding (UEFISCDI), Rumänien;
  • Swiss National Science Foundation (SNSF), Schweiz;
  • Slovak Academy of Sciences (SAS), Slowakei;
  • National Institute of Health Carlos III (ISCIII), Spanien;
  • Spanish State Research Agency (AEI), Spanien;
  • Ministry of Science and Technology (MOST), Taiwan;
  • Scientific and Technological Research Council of Turkey (TÜBİTAK), Türkei;
  • National Research, Development and Innovation Office (NKFIH), Ungarn.

1. Ziele des Fördermaßnahme

Im Rahmen dieser gemeinsamen Förderbekanntmachung wird eine begrenzte Anzahl multinationaler Forschungs­projekte gefördert, die einen Beitrag zur grundlegenden Erforschung von Entwicklungsstörungen des Nervensystems, zur Verbesserung von Prävention und (frühen) Diagnose, sowie zur Entwicklung von innovativen Therapien und Rehabilitationsverfahren leisten.

Im Rahmen dieser Förderbekanntmachung können Entwicklungsstörungen des Nervensystems untersucht werden, die Verhalten und Kognition beeinträchtigen und zu Schwierigkeiten im Erwerb und/​oder bei der Ausführung von intellektuellen, motorischen und sozialen Fähigkeiten führen. Es können nur Entwicklungsstörungen des Nervensystems untersucht werden, die vor dem Erwachsenenalter in Erscheinung treten. Die Erforschung von Symptomen, die im Erwachsenenalter weiterbestehen oder fortschreiten, ist nur möglich, wenn sich diese bereits vor dem Erwachsenenalter manifestiert haben. Ein breites Spektrum an Aspekten, die bei Entwicklungsstörungen des Nervensystems ein Rolle spielen, kann erforscht werden, z. B. genetische, epigenetische und molekulare Krankheitsmechanismen, neuronale Netzwerke, die bei der Krankheitsentwicklung beteiligt sind, der Einfluss von Umwelteinflüssen und prä­natalen Faktoren, die Rolle nicht-neuronaler Zellen, Resilienzmechanismen, sowie themenübergreifende Aspekte.

Sowohl die Entwicklung neuer Verfahren zur Verbesserung therapeutischer oder diagnostischer Technologien zur Behandlung von Entwicklungsstörungen des Nervensystems, als auch die Erforschung gesundheitsökonomischer Fragen, basierend auf bestehenden Daten und Kohorten sind förderfähig. Forschungsfragen, die zum grundlegenden, mechanistischen Verständnis von Entwicklungsstörungen des Nervensystems beitragen, bis hin zu Forschungsfragen, die in explorativen klinischen Studien im Menschen untersucht werden, können gefördert werden.

Die Bekanntmachung richtet sich an klinisch und experimentell orientierte Arbeitsgruppen aus universitären und ­außeruniversitären Forschungseinrichtungen und/​oder Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, die in Verbünden zusammenarbeiten.

Es werden nur Forschungsvorhaben im Rahmen multidisziplinärer multinationaler Forschungsverbünde gefördert, die aus mindestens drei Forschungsgruppen aus drei unterschiedlichen Ländern bestehen. Von der Kooperation wird ein Synergieeffekt erwartet. Daher muss aus den Projektanträgen der zusätzliche Nutzen der multinationalen Zusammenarbeit klar hervorgehen (z. B. die gemeinsame Nutzung von Ressourcen, Know-how bzw. innovativen Technologien). Projekte, die die Notwendigkeit zur Kooperation nicht erkennen lassen, können nicht berücksichtigt werden.

Multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Forschungsgruppen sowie translationale Forschungsansätze, bei denen Grundlagenforschung mit klinischen Fragestellungen kombiniert wird, sollen gefördert werden. Die Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten mit grundlagenorientierten Forschenden in den Neurowissenschaften wird ausdrücklich befürwortet. Von den Forschungsverbünden wird erwartet, dass sie neuartige und ehrgeizige Ideen entwickeln, die nur durch die Zusammenarbeit der beteiligten Partner erreicht werden können.

Die Vorhaben sollen mindestens eines der folgenden Forschungsgebiete abdecken:

  • grundlagenorientierte Forschungsansätze zu Pathogenese, Ätiologie, Suszeptibilität und/​oder Resilienzmecha­nismen von Entwicklungsstörungen des Nervensystems. Dies kann die Entwicklung innovativer oder gemeinsam verwendeter Ressourcen und Technologien zur Diagnose, Prävention und/​oder Therapie solcher Störungen be­inhalten;
  • klinische Forschungsansätze zur Entwicklung neuer Verfahren und Strategien für Diagnose, Prävention, Patientenstratifikation, Therapie und/​oder Rehabilitation bei Entwicklungsstörungen des Nervensystems.

Die Forschungsprojekte können Forschungsansätze bis hin zu klinischen Studien (bis zu Phase 2, „proof-of-concept“) umfassen.

Das ERA-NET NEURON strebt eine verstärkte Einbeziehung von Patientinnen und Patienten in die Forschung an. Es wird erwartet, dass die Verbünde alle Anstrengungen unternehmen, um Patientinnen und Patienten in ihren Forschungsprozess einzubeziehen. Eine solche Patientenbeteiligung kann in die Planung, Durchführung und/​oder Ergebnisverbreitung der Vorhaben eingebunden werden. Patientenvertreter werden an der Begutachtung ausgewählter Anträge teilnehmen und Bewertungen zu Aspekten der Partizipation von Patienten geben. Alle Anträge sollen eine Beschreibung der zu erwartenden Ergebnisse enthalten, vor allem in Bezug auf eine verbesserte Patientenversorgung.

2. Stand der Fördermaßnahme

Die „Richtlinie zur Förderung von multinationaler und translationaler Forschung zu Entwicklungsstörungen des Nervensystems im Rahmen des ERA-NET NEURON“ wurde am 19. Januar 2021 veröffentlicht.

Auf diese Förderbekanntmachung sind 124 Skizzen beim NEURON „Joint Call“-Sekretariat (Leitung: DLR-PT, Deutschland) eingegangen.

Zur Begutachtung der Projektskizzen wurden externe, internationale Expertinnen und Experten der relevanten Fachdisziplinen einbezogen. 53 Projektvorschläge wurden positiv bewertet und zur Einreichung von ausführlichen Projektanträgen aufgefordert. Nach einer erneuten externen Begutachtung wurden 18 transnationale Verbundvorhaben mit insgesamt 80 beteiligten Forschungsgruppen für eine Förderung ausgewählt. Siebzehn Forschungsgruppen kommen aus Deutschland. Die Fördersumme beträgt insgesamt etwa 19,2 Millionen Euro, das BMBF fördert hierbei die deutschen Forschungsgruppen mit rund 4,4 Millionen Euro.