Zielgruppengenaue Gesundheitsforschung

Die Gesundheitsforschung trägt erfolgreich dazu bei, dass die Menschen im Alter länger gesund bleiben. Damit dies noch besser gelingt, gilt es Präventions- und Versorgungsmaßnahmen auf die Besonderheiten einzelner Bevölkerungsgruppen auszurichten.

Menschen unterschiedlichen Alters bilden einen Kreis.

Unsere einzelnen Lebensphasen gehen mit unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen einher.

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Zielgruppengenau vorbeugen und versorgen

Der durch die Förderinitiative „Gesund – ein Leben lang“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung initiierte Ansatz, einzelne Gruppen, zum Beispiel arbeitende oder ältere Menschen zu betrachten, hat sich bewährt. Indem die Belange der einzelnen Gruppen differenzierter analysiert und beachtet werden, zeigen zum Beispiel die abgeleiteten Präventionsmaßnahmen deutlich mehr Wirkung. Dieser Forschungsansatz muss künftig erweitert und fortentwickelt werden: Neue Präventions- und Versorgungslösungen werden insbesondere für schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen, wie ältere Menschen mit Migrationshintergrund und neu zugewanderte oder sozial benachteiligte Menschen, benötigt. Ebenso muss geschlechtsbezogenen Besonderheiten Rechnung getragen werden. Darüber hinaus ist die Analyse und Verbesserung des methodischen Vorgehens in der Präventionsforschung notwendig, damit die Menschen besser erreicht werden und verstärkt profitieren können.

Die Förderinitiative „Gesund – ein Leben lang“

Dabei leistet die bis 2022 mit rund 100 Millionen Euro ausgestattete Förderinitiative „Gesund – ein Leben lang“ (GeLang) Pionierarbeit. Erstmals rückt sie die Verschiedenheit von Bevölkerungsgruppen und Lebensphasen in den Fokus der Gesundheitsforschung. Kinder und Jugendliche, Männer und Frauen, Erwerbstätige sowie alte Menschen – alle Bevölkerungsgruppen haben unterschiedliche Eigenschaften und Bedürfnisse. Für sie sollen zielgruppengenaue Präventions- und Versorgungsansätze entwickelt werden.

„Gesund – ein Leben lang“

  • Kinder und Jugendliche: Forschen für einen guten Start ins Leben
    Nach einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts leiden 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland an einer chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankung. Um ihnen wirkungsvoll helfen zu können, werden dringend mehr kindgerechte Therapien und zielgruppenspezifische Präventionskonzepte benötigt.
    Hier erfahren Sie mehr über die geförderten Projekte zur Kinder-und-Jugendgesundheit
  • Berufstätige: Die Arbeitswelt gesundheitsförderlich gestalten
    Erwerbstätige sind in der modernen Arbeitswelt immer neuen Anforderungen ausgesetzt. Wie beeinflussen die Digitalisierung und die vernetzte Arbeitswelt die Gesundheit der Menschen? Wie können Unternehmen gesundheitsförderliche Arbeitsstrukturen schaffen und ein betriebliches Gesundheitsmanagement etablieren?
    Hier erfahren Sie mehr über die geförderten Projekte zur Gesundheit in der Arbeitswelt
  • Frauen und Männer: Prävention und Versorgung differenzieren
    Krankheiten können sich bei Frauen und Männern ganz anders äußern und verlaufen oft unterschiedlich. Dies muss die Forschung stärker berücksichtigen. Ein prominentes Beispiel ist der Herzinfarkt, der sich bei Frauen weniger spezifisch äußert als bei Männern und deshalb bei Frauen oft zu spät erkannt wird.
    Hier erfahren Sie mehr über die geförderten Projekte zur Gendergesundheit
  • Menschen im Alter: Lebensqualität sichern
    Durch den demografischen Wandel leiden immer mehr ältere Menschen an mehreren Krankheiten gleichzeitig. Oft nehmen sie eine Vielzahl verschiedener Medikamente ein. Hier gilt es die Wissensbasis zu verbessern, auf der Versorgungs- und Pflegemodelle für ältere Menschen aufbauen.
    Hier erfahren Sie mehr über die geförderten Versorgungs- und Pflegestudien im Alter
    sowie die klinischen Studien im Alter

Ein „lernendes Programm“

GeLang legt besonderes Augenmerk auf den Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis. Zudem vernetzt die Initiative Forschende verschiedener Fachrichtungen über ihre bevölkerungsgruppenspezifischen Fragestellungen hinweg. Die Förderinitiative ist als „lernendes Programm“ konzipiert: Das BMBF hat einen Begleitkreis eingerichtet, der es in Fragen der Programmführung und der Weiterentwicklung von GeLang berät.

Mitglieder des Begleitkreises „Gesund – ein Leben lang“

  • Prof. Dr. Tobias Kurth (Vorsitz)
    Charité Universitätsmedizin Berlin
    Institut für Public Health
  • Prof. Dr. Raimund Geene
    Hochschule Magdeburg-Stendal
    Fachbereich Sozial- und Gesundheitswissenschaften
  • Prof. Dr. Margarete Hochleitner
    Universität Innsbruck
    Frauengesundheitszentrum, Universitätsklinik für Innere Medizin
  • Prof. Dr. Petra Kolip
    Universität Bielefeld
    Fakultät für Gesundheitswissenschaften
  • Prof. Dr. Heymut Omran
    Universität Münster
    Klinik und Poliklinik für Kinder-, Jugend- und Allgemeinpädiatrie
  • Prof. Dr. Monika A. Rieger
    Universitätsklinikum Tübingen
    Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung
  • Prof. Dr. Martin Scherer
    Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf
    Institut für Allgemeinmedizin

Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit

In der strategischen Ausrichtung des Präventions- und Versorgungsforschung ist die Kinder- und Jugendgesundheit ein zentraler strategischer Baustein, denn im frühen Alter wird die Basis für eine gute Gesundheit im weiteren Leben gelegt. Frühe präventive und therapeutische Maßnahmen, die an die jeweilige Entwicklungsstufe des Kindes angepasst sind, sind daher von besonderer Bedeutung, ebenso wie die Entwicklung kindgerechter Medizinprodukte und Arzneimittel.

Wissenschaftlich gesicherte Ansätze fehlen heute jedoch häufig noch. Viele Erkrankungen, die auch bei Erwachsenen auftreten, entstehen und verlaufen bei Kindern und Jugendlichen anders. Auch sind oftmals andere Therapieansätze notwendig, die den körperlichen und psychischen Voraussetzungen sowie der Entwicklung von Heranwachsenden ausreichend gerecht werden. Zudem reagieren Kinder und Jugendliche auf Einflüsse der sozialen und physischen Umwelt besonders sensibel. Schon im Mutterleib beeinflussen Umweltfaktoren die Entwicklung und Gesundheit des ungeborenen Kindes. Die frühen Phasen des Lebens bieten zahlreiche Ansatzpunkte und Chancen für Gesundheitsförderung, Präventionsmaßnahmen und Therapie.

Mit Kinder- und Jugendgesundheit befassen sich Expertinnen und Experten unterschiedlichster Fachrichtungen. Um zu wirksameren Ergebnissen zu gelangen, müssen diese gezielt zusammenarbeiten. Damit die vorhandenen Kompetenzen noch stärker gebündelt werden, wird die Bundesregierung ein Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit aufbauen. Hier werden renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den sehr unterschiedlichen Bereichen der Kinder- und Jugendmedizin zusammengeführt. Das Zentrum soll der Forschung eine langfristige Perspektive bieten, um die vielen drängenden Fragen auf diesem Gebiet zu beantworten.