Fördermaßnahme

Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von COVID-19 (Long-COVID)

Veröffentlichung der Bekanntmachung: 2021
Förderzeitraum: 2021 - 2024
Gesamte Fördersumme: bis zu 6,5 Mio. Euro
Anzahl der Projekte: 10 Verbünde

1. Ziele des Förderschwerpunktes

Angesichts der Neuartigkeit von COVID-19 und der noch sehr geringen Erkenntnislage zu den Spätsymptomen der Krankheit besteht hoher Bedarf an wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen über diese Krankheitsausprägungen und zu einer angemessenen Versorgung. Ergänzend zu bereits bestehenden Aktivitäten zielt diese Fördermaßnahme darauf ab, möglichst zeitnah den verfügbaren wissenschaftlichen Kenntnisstand über die Spätsymptome von COVID-19 zu erschließen, weiterzuentwickeln und für die Anwendung in der Praxis zugänglich zu machen. Zudem werden die Ergebnisse der Projekte Aufschluss darüber geben, wo weitere Forschungsbedarfe im Zusammenhang mit „Long-COVID“ liegen.

Gefördert werden interdisziplinäre Forschungsverbünde zu kurzfristig beantwortbaren wissenschaftlichen Fragestellungen zu Spätsymptomen von COVID-19. Im Vordergrund stehen dabei die Auswertung von Patientendaten und Proben bestehender Kohorten, die Charakterisierung der Symptome, die Erforschung der Pathophysiologie sowie die (Weiter)entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Konzepten sowie von multidisziplinären und multiprofessionellen Versorgungsangebote. Es werden Wissenschaftler und Kliniker verschiedener Fachrichtungen und Institutionen zusammengeführt, die bereits Zugang zu Patientinnen und Patienten, Daten und Proben haben und das breite Erkrankungsbild von Long-COVID multiprofessionell adressieren.

Es können u. a. folgende Forschungsansätze zu gesundheitlichen Spätsymptomen von COVID-19 gefördert werden:

  • partizipative Forschungsprojekte zur stärkeren Einbindung der Perspektiven der Betroffenen, zur Kommunikation mit den Betroffenen und zur zielgruppengerechten Information der Bevölkerung;
  • Auswertungen von Patientendaten und Proben bestehender Kohorten;
  • Studien zur besseren klinischen Charakterisierung der Spätsymptome
    (z. B. Identifizierung von Biomarkern, Bildgebungsverfahren);
  • Forschungsprojekte zur Untersuchung der Pathophysiologie und Ursachen;
  • Pilotstudien zur Untersuchung der Machbarkeit klinischer Studien zu Therapiekonzepten, Pflege und Rehabilitation;
  • Forschungsprojekte zur Weiterentwicklung multidisziplinärer und multiprofessioneller sektorübergreifender Versorgungsangebote. Von besonderer Bedeutung sind Forschungsprojekte zur ambulanten Versorgung, zur Rehabilitation und Pflege und zur Zusammenarbeit von spezialisierten Long-COVID-Ambulanzen und der hausärztlichen Grundversorgung;
  • Erarbeitung von Reviews und Handlungsempfehlungen unter Berücksichtigung internationaler Entwicklungen.

Die Fördermaßnahme bezieht sich exklusiv auf die Generierung von Wissen zu Long-COVID und ergänzt daher die bisherigen Maßnahmen, die sich in erster Linie mit der akuten Therapie und der Erforschung von SARS-CoV-2/COVID-19 befasst haben.

2. Stand der Fördermaßnahme

Es wurden zehn interdisziplinäre Forschungsverbünde zur Förderung ausgewählt.

Einzelprojekte

Nationale Klinische Studien-Gruppe (NKSG) Post-Covid-Syndrom und ME/CFS

Förderkennzeichen: 01EP2201
Gesamte Fördersumme: 9.983.205 EUR
Förderzeitraum: 2022 - 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen
Adresse: Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Institut für Medizinische Immunologie
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin

Nationale Klinische Studien-Gruppe (NKSG) Post-Covid-Syndrom und ME/CFS

Ungefähr 10% aller Erkrankten mit leichtem oder mittelschwerem akutem COVID-19 ohne Krankenhausaufenthalt hat nach sechs Monaten anhaltende Symptome, die das tägliche Leben beeinträchtigen, was als Post-COVID-Syndrom (PCS) bezeichnet wird. Eine Beobachtungsstudie der Charité zeigt Überschneidungen zwischen PCS und Chronischem Fatigue Syndrom (ME/CFS). ME/CFS ist eine komplexe, schwerwiegende Erkrankung, die nach verschiedenen Infektionen auftreten kann. Das Charité Fatigue Centrum verfügt über eine langjährige Expertise in der Diagnose und Behandlung von ME/CFS mit einer interdisziplinären Ambulanz und einem translationalen Forschungszentrum. Bislang gibt es weder für ME/CFS noch für PCS eine gezielte Therapie. Bei PCS wurden bisher nur wenige interventionelle Studien für eine medikamentöse Therapie initiiert. Der Pathomechanismus von PCS ist noch nicht gut verstanden und nicht einheitlich. Erste Studien liefern Hinweise auf fortdauernde Entzündungen, Autoantikörper, Gefäßentzündungen und Fehlfunktionen des Gefäßsystems sowie der Fortbestand nicht replizierender Virusfragmente im Blut der Patientinnen und Patienten. Ziel der Nationalen Klinischen Studiengruppe NKSG ist die Initiierung und Durchführung von klinischen Phase-II-Studien (Proof-of-Concept) mit bereits zugelassenen Arzneimitteln und Medizinprodukten deren Wirkung bei ME/CFS und PCS erprobt werden soll. Durch die Nutzung etablierter Arzneimittel bei einer neuen Indikation wird eine schnelle klinische Entwicklung ermöglicht. Alle klinischen Studien werden von einem umfassenden Biomarker-Programm begleitet, um die für die Wirksamkeit von Medikamenten relevanten Pathomechanismen zu verstehen und Begleitdiagnostika zu identifizieren. Die Zusammenarbeit mit der pharmazeutischen Industrie wird angestrebt, um eine schnelle Lizenzierung zu erreichen und weitere zu entwickelnde Medikamente zu integrieren.