Fördermaßnahme

JPND PERSOMED

Veröffentlichung der Bekanntmachung: 2019
Förderzeitraum: 2020 - 2024
Gesamte Fördersumme: bis zu 5,8 Mio. Euro
Anzahl der Projekte: 16

Das BMBF ist Partner im EU-Programm zur Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen (EU Joint Programme - Neurodegenerative Disease Research (JPND)). Hier arbeiten EU-Mitglieds- und assoziierte Staaten sowie Kanada und Australien zusammen.

Das Ziel von JPND ist die europaweite Bündelung und Stärkung der Forschung im Bereich altersbedingter, neurodegenerativer Erkrankungen. Diese stellen gegenwärtig eine der größten medizinischen, sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen aller Industrienationen weltweit dar.
JPND ist Teil der „Joint Programming Initiativen“ (JPI). Das sind von den EU-Mitgliedsstaaten ins Leben gerufene und getragene Maßnahmen. Sie sind thematisch auf die globalen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte fokussiert.

Neurodegenerative Erkrankungen sind Erkrankungen des Gehirns und des Nervensystems, die stark mit dem Lebensalter zusammenhängen. Die Alzheimer Demenz und mit ihr verwandte Störungen sind die am häufigsten auftretenden neurodegenerativen Erkrankungen. In Europa sind zwischen 6,3 und 7,3 Millionen Menschen hiervon betroffen. Es wird erwartet, dass sich diese Zahl aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung alle 20 Jahre verdoppelt.

Neurodegenerative Erkrankungen sind bislang unheilbar. Die Ursachen, die Mechanismen und der klinischen Verlauf neurodegenerativer Erkrankungen unterscheiden sich stark. Diese Variabilität erschwert die Entwicklung medizinischer Lösungsansätze, etwa die Entwicklung von Therapien oder optimierter Versorgungsansätze. Eine Behandlung, die an einem bestimmten Krankheitsmechanismus ansetzt, ist möglicherweise nicht bei allen Patienten wirksam, auch wenn die Erkrankten die gleichen Symptome aufweisen. Die Entschlüsselung der Variabilität neurodegenerativer Erkrankungen stellt daher eine der größten Herausforderungen dar.

Die Förderrichtlinie wird zeitgleich durch die Förderorganisationen der folgenden Länder herausgegeben:

  • Australien, National Health and Medical Research Council;
  • Belgien, Research Foundation Flanders;
  • Belgien, Fund for Scientific Research;
  • Dänemark, Innovation Fund Denmark;
  • Deutschland, Bundesministerium für Bildung und Forschung;
  • Finnland, Academy of Finland;
  • Frankreich, French National Research Agency;
  • Großbritannien, Medical Research Council;
  • Irland, Health Research Board;
  • Israel, Chief Scientist Office, Ministry of Health;
  • Italien, Ministry for Education, University and Research;
  • Italien, Ministry of Health;
  • Kanada, Canadian Institutes of Health Research;
  • Lettland, State Education Development Agency;
  • Luxemburg, National Research Fund;
  • Niederlande, The Netherlands Organisation for Health Research and Development;
  • Norwegen, The Research Council of Norway;
  • Polen, The National Centre for Research and Development;
  • Portugal, Foundation for Science and Technology;
  • Portugal, Regional Fund for Science and Technology of the Azores;
  • Rumänien, Ministry of Research and Innovation;
  • Slowenien, Ministry of Education, Science and Sport;
  • Schweden, Swedish Research Council;
  • Spanien, National Institute of Health Carlos III;
  • Tschechische Republik, Ministry of Education, Youth and Sports;
  • Türkei, Scientific and Technological Research Council of Turkey;
  • Ungarn, National Research, Development and Innovation Office.


1. Ziele der Fördermaßnahme

Ziel der Fördermaßnahme ist die Förderung einer begrenzten Anzahl ambitionierter, innovativer, multinationaler und multidisziplinärer Verbundprojekte, die einen Beitrag zur Verbesserung der personalisierten Medizin, insbesondere in den Bereichen Diagnose, Prävention und Pflege, bei neurodegenerativen Erkrankungen leisten.

Gefördert werden ausschließlich Vorhaben zu neurodegenerativen Erkrankungen, z.B. der Alzheimererkrankung und anderen Demenzen, Parkinsonerkrankung und mit Parkinson verwandte Erkrankungen, Prionenerkrankungen, Huntington-Krankheit, Motoneuronerkrankungen, Spinozerebelläre Ataxie (SCA) oder Spinale Muskelatrophie (SMA).


2. Stand der Fördermaßnahme

Die „Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema multinationale Forschung zu personalisierter Medizin für neurodegenerative Erkrankungen im Rahmen des European Joint Programme - Neurodegenerative Disease Research (JPND)“ wurden im Januar 2019 von den teilnehmenden JPND-Partnerländern veröffentlicht. Auf die Bekanntmachung gingen insgesamt 180 Projektskizzen ein. Hiervon wurden, nach einer wissenschaftlichen Bewertung, 38 Projektskizzen für einen Vollantrag ausgewählt. Die Begutachtung der 38 Vollanträge erfolgte durch ein internationales Expertinnen- und Expertengremium. Im September 2019 wurden daraufhin 18 multinationale Konsortien zur Förderung ausgewählt, darunter 16 deutsche Zuwendungsempfänger mit insgesamt rund 5,8 Mio. Euro.  

Einzelprojekte

Abgeschlossen

MIDDEL, Musikinterventionen gegen Demenz und Depression in der Versorgung älterer Menschen

Förderkennzeichen: 01ED2011
Gesamte Fördersumme: 655.103 EUR
Förderzeitraum: 2020 - 2023
Projektleitung: Prof. Dr. Gunter Kreutz
Adresse: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fakultät III, Sprach- und Kulturwissenschaften, Institut für Musik
Ammerländer Heerstr. 114-118
26129 Oldenburg

MIDDEL, Musikinterventionen gegen Demenz und Depression in der Versorgung älterer Menschen

In einem multizentrischen europäischen Projekt soll untersucht werden, inwieweit die Wirkung von Singen in einer Gruppe (Recreational Choral Singing, RCS) gegenüber der Wirkung von gruppenbasierter Musiktherapie (Group Music Therapy; GMT) hinsichtlich der Besserung von Depressionen gleichwertig ist, oder ob diese Therapien sich möglicherweise gegenseitig verstärken. Nach einem gemeinsamen Protokoll wird hierzu in den Ländern Norwegen (federführend), Niederlande, Großbritannien, Türkei und Deutschland eine vierarmige cluster-randomisiert kontrollierte Therapiestudie geplant (2x2 Faktorielles Design: RCS, MT, MT+RCS, nur Standardpflege). Teilnehmer sind jeweils Bewohner von regionalen Pflegeheimen mit leichter bis mittelgradiger Demenz, die an einer Depression leiden. Pflegeeinheiten werden einem der vier Arme zufällig zugeteilt und die Bewohner jeweils über sechs Monate behandelt. Die Ergebnisse werden mittels standardisierter Befragungs- und Beobachtungsskalen erhoben. Hauptzielkriterium ist die depressive Stimmung nach sechs Monaten, erhoben mit der Montgomery-Asberg Depression Rating Scale (MARDS). Weitere Untersuchungen 3, 6 und 12 Monate nach Therapiebeginn evaluieren u.a. Lebensqualität, demenzielle Symptomatik sowie verschiedene Biomarker. Für den deutschen Studienteil ist die Untersuchung von etwa 320 Patienten (32 Cluster) geplant. Dem Zentrum obliegt zudem die Entwicklung des Therapiemanuals.

Abgeschlossen

SORLA-FIX, Identifizierung und Behandlung von SORL1-assoziierter Alzheimer-Krankheit

Förderkennzeichen: 01ED2010
Gesamte Fördersumme: 354.436 EUR
Förderzeitraum: 2020 - 2023
Projektleitung: Prof. Dr. Arne Möller
Adresse: Universität Osnabrück, Fachbereich Biologie/Chemie, Abt. für Strukturbiologie
Barbarastraße 11
49069 Osnabrück

SORLA-FIX, Identifizierung und Behandlung von SORL1-assoziierter Alzheimer-Krankheit

Veränderungen im SORL1-Gen sind mit der Alzheimer-Krankheit (AD) assoziiert und möglicherweise ursächlich für AD. Eine beeinträchtigte SORL1-Funktion erhöht die Amyloid-ß-Spiegel, was die robuste Assoziation von verschiedenen SORL1-Genvarianten mit der Alzheimer-Krankheit (AD) erklären kann. Im Konsortium werden die Pathogenität von SORL1-Varianten bestimmt und Stoffe identifiziert, die die SORL1-Aktivität selektiv verstärken. Das Ziel dieses Teilprojektes ist es drei-dimensionale Strukturen vom SORLA-Protein zu erstellen, um zu verstehen warum bestimmte Mutationen ursächlich, risikoerhöhend oder gutartig sind. Des Weiteren widmen wir uns verschiedenen SORLA-Komplexen, um Einblick in die zu Grunde liegenden molekularen Mechanismen zu erhalten. Das gemeinsame Ziel ist es, die SORLA-Funktion bei Trägern von SORL1-Varianten wiederherzustellen. Dies könnte ein wesentlicher erster Schritt zur Entwicklung Präzisionsmedikamenten die präventiv gegen die Entstehung von AD wirken darstellen.

Abgeschlossen

OligoFIT, Entwicklung von Protein-Oligomer-spezifischen Antikörpern und Therapeutika für neurodegenerative Erkrankungen

Förderkennzeichen: 01ED2009
Gesamte Fördersumme: 358.420 EUR
Förderzeitraum: 2020 - 2023
Projektleitung: Prof. Dr. Tiago Outeiro
Adresse: Georg-August-Universität Göttingen, Universitätsmedizin Göttingen, Experimentelle Neurodegeneration
Waldweg 33
37073 Göttingen

OligoFIT, Entwicklung von Protein-Oligomer-spezifischen Antikörpern und Therapeutika für neurodegenerative Erkrankungen

Neurodegenerative Erkrankungen (NDs) sind mit unterschiedlichen, neuropathologischen Proteinansammlungen im Gehirn verbunden. Es wurde gezeigt, dass die symptomatischen Krankheitsstadien mit der fortschreitenden Ausbreitung von Proteinaggregaten auf verschiedene Hirnregionen korrelieren. Es wird angenommen, dass die Hauptverursacher kleine Aggregatformen sind, die als Oligomere bezeichnet werden und bei der Parkinson-Krankheit, Lewy-Körper Demenz und Multisystematrophie aus a-Synuclein (a-syn) gebildet werden. Oligomere besitzen das Potenzial wichtige zelluläre Funktionen auszuschalten, was zu Neurotoxizität führen kann. Das Konsortium OligoFIT basiert auf der Hypothese, dass das Vorkommen und die Anhäufung verschiedener Oligomer-Subtypen Aufschluss über den aktuellen Krankheitsgrad geben können. Im Projekt sollen die Isoformen und Co-Aggregate potenziell pathogener Oligomerspezies bestimmt und quantifiziert werden. Das Hauptziel ist die Produktion oligomerspezifischer Biosensoren, die in der Lage sind, den Krankheitsstatus zu bestimmen. Zudem sollen Impfstoffe entwickelt und die daraus resultierenden Antikörper auf krankheitsmodifizierende Eigenschaften getestet werden. Dadurch könnten spezifische pathogene Aggregate eliminiert und zelluläre sowie proteopathogene Effekte verbessert werden. Dies könnte personalisierte immuntherapeutische Inerventionsstrategien ermöglichen. Die vorhandene Expertise bei der Herstellung von a-syn zellbasierten Modellen zur Untersuchung seiner Aggregation und Toxizität trägt innerhalb des Konsortiums der Untersuchung von a-syn-Varianten sowie ihrer Charakterisierung und Auswertung in Zellmodellen bei. Zudem dienen Erfahrungen den Konsortialpartnern als Grundlage bei der Testung von deren Antikörpern und entwickelten Sensoren.

DIPPA-FTD: Präzisionsmedizin zur Diagnose und Prognose der behavioralen Variante der frontotemporalen Demenz (bvFTD)

Förderkennzeichen: 01ED2004
Gesamte Fördersumme: 355.382 EUR
Förderzeitraum: 2020 - 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Janine Diehl-Schmid
Adresse: Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Ismaninger Str. 22
81675 München

DIPPA-FTD: Präzisionsmedizin zur Diagnose und Prognose der behavioralen Variante der frontotemporalen Demenz (bvFTD)

Die Verhaltensvariante der frontotemporalen Demenz (bvFTD) ist eine häufige Ursache für eine Demenz im jüngeren Lebensalter. Die bvFTD wird oft mit einer spät beginnenden, primär psychiatrischen Erkrankung (late onset primary psychiatric disorder (PPD)) verwechselt, was zu einer erheblichen Verzögerung der Diagnose führen kann. Anders als bei der Alzheimer-Krankheit sind zuverlässige in vivo-Biomarker für die bvFTD noch nicht verfügbar. In jüngster Zeit hat sich die Forschung auf die genetische bvFTD konzentriert; die entscheidende Herausforderung ist jedoch die Diagnose der nicht-familiären Formen der bvFTD, die 80% aller Fälle ausmachen, zu Beginn des Krankheitsverlaufs und die Differentialdiagnose zu den late onset PPD, die den bvFTD sehr ähneln können. Ziel von DIPPA-FTD ist die Identifikation von klinischen, neuropsychologischen, Bildgebungs- und Serum-Markern, die eine Unterscheidung zwischen bvFTD und PPD erlauben, um ein diagnostisches und prognostisches Modell der sporadischen bvFTD etablieren zu können. Alle Mitglieder des multidisziplinären DIPPA-FTD-Konsortiums aus den Niederlanden, Italien, Kanada, Australien und Deutschland sind seit Jahren und Jahrzehnten ausgewiesene FTD-Forscher.

Abgeschlossen

bPRIDE - Blutproteine für die frühe Differenzierung von Demenzen

Förderkennzeichen: 01ED2001
Gesamte Fördersumme: 349.439 EUR
Förderzeitraum: 2020 - 2023
Projektleitung: Prof. Dr. Markus Otto
Adresse: Universität Ulm, Universitätsklinikum, Klinik für Neurologie
Oberer Eselsberg 45
89081 Ulm

bPRIDE - Blutproteine für die frühe Differenzierung von Demenzen

Die steigende globale Prävalenz der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen (Alzheimer Erkrankung (AD), Frontotemporale Demenz (FTD) und Lewy Body Demenzen (DLB)) stellt einen enormen Druck für die sozialen und ökonomischen Systeme weltweit dar. Es werden daher dringend krankheitsmodifizierende Therapien benötigt. Die derzeitigen Probleme bei der Entwicklung effizienter Therapien können teilweise mit dem Mangel an sensitiven Tests für die frühe und spezifische Diagnose von verschiedenen Demenzformen mittels zugänglicher Körperflüssigkeiten erklärt werden. Die spezifische Diagnose von Demenztypen ist essentiell für eine optimale Stratifizierung von Patienten, um die spezifische Pathologie behandeln zu können. Zusätzlich kann eine frühe Diagnose zur Implementierung von spezifischen präventiven Strategien und/oder einer Therapie führen, bevor extensive neuronale Schäden aufgetreten sind. Bedauerlicherweise gibt es immer noch keine spezifischen diagnostischen Test in peripherem Blut für die häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen, weshalb dringend neue, leicht zugängliche Biomarker identifiziert werden müssen, die effektiv im frühestmöglichen Zeitpunkt zwischen AD, FTD und DLB diskriminieren können. Ziel dieses Projektes ist es, Plasmabiomarker-Panel zu entwickeln, welche eine frühe und spezifische Diagnose der Hauptdemenztypen ermöglichen, und aus diesen Panel anwendbare, kosteneffiziente und minimal-invasive diagnostische Demenztests aufzubauen. Um das Hauptziel zu erreichen wurden folgende Unterpunkte definiert: 1) Identifizierung neuer Blutplasmamarker-Panel für die frühe und spezifische Diagnose von AD, FTD und DLB. 2) Überführung dieser Biomarker-Panel in anwendbare, technisch validierte diagnostische Tests. 3) Klinische Validierung der neuen diagnostischen Tests in großen, unabhängigen Multicenter-Kohorten.