21.01.2022

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Atemwegsinfektionen: schwere Verläufe besser vorhersagen

Virusinfektionen der Atemwege verlaufen harmlos oder dramatisch, je nach Viruspopulation und Abwehrsituation der Betroffenen. Nachwuchsvirologinnen und -virologen an der Charité Berlin suchen nach Verfahren, insbesondere schwere Verläufe besser vorherzusagen.

Kranke Frau schaut auf Fieberthermometer

Atemwegsinfektionen mit Viren können zu schweren Erkrankungen führen. Ein Team von Nachwuchsforschenden will nun herausfinden, wie man Krankheitsverläufe besser vorhersagen kann. 

auremar / Adobe Stock

Virusinfektionen der Atemwege sind die häufigsten Infektionserkrankungen beim Menschen. Sie sind zu Beginn oft schwer erkennbar und entwickeln sich ganz unterschiedlich – manchmal verschwinden die Symptome rasch wieder, manchmal entstehen schwere Erkrankungen bis hin zur Lungenentzündung. Wie die Infektion verläuft, hängt einerseits von den beteiligten Viren ab und andererseits von der jeweiligen Immunantwort der Betroffenen. Vor diesem Hintergrund wäre es wichtig, die Entwicklung einer Virusinfektion vorhersagen zu können, um drohende schwere Verläufe frühzeitig zu identifizieren und optimal zu behandeln. Genau dies hat sich eine Gruppe von Nachwuchsforschenden am Institut für Virologie der Berliner Charité zum Ziel gesetzt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert ihr Projekt „VARIPath“ mit fast zwei Millionen Euro. 

Atemwegsinfektionen betreffen Nase und Nasennebenhöhlen, Rachen, Mittelohr und Kehlkopf sowie Luftröhre, Bronchien und die Lunge. Erkrankungen treten meist an mehreren Abschnitten der Atemwege gleichzeitig auf. Die Symptome lassen oft nicht auf den Erreger schließen und ähneln zudem nichtinfektiösen Erkrankungen wie Allergien oder Vergiftungen. Zudem werden die meisten Atemwegsinfektionen durch Viren ausgelöst, die nicht auf Antibiotika reagieren. Hier hilft nur die Behandlung der Symptome oder wie beispielsweise im Fall der Grippe, die durch Influenzaviren hervorgerufen wird, eine vorbeugende Impfung.

Großer Datensatz ermöglicht beste Forschungsbedingungen

Das Forschungsteam hat für sein Projekt besonders günstige Ausgangsbedingungen, denn es ist an einer der größten Virologie-Kliniken Deutschlands angesiedelt und kann damit auf die Daten einer besonders großen Zahl betroffener Patientinnen und Patienten zugreifen. Eine Gruppe des „VARIPath“-Teams vergleicht, wie sich verschiedene Viruspopulationen bei Infizierten mit und ohne vorher bestehende Immunität gegen das jeweilige Virus verändern. Im Mittelpunkt stehen Coronaviren und Picornaviren, weil sie besonders häufig Virusinfektionen der Lunge auslösen. Eine andere Gruppe untersucht parallel, wie die unterschiedlichen Krankheitsverläufe und die jeweilige Reaktion der Abwehrzellen zusammenhängen. Die Ergebnisse aus den beiden Untersuchungen dienen dazu, Parameter zu identifizieren, die eine Prognose von Infektionsverläufen ermöglicht. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Vorhersage von schweren Verläufen mit Krankenhausaufenthalt.

„Wir gehen davon aus, dass die Untersuchungen eine Vielzahl von relevanten Erkenntnissen mit hohem translationalen Potenzial ergeben werden“, sagt Projektleiter Dr. Victor Corman. Die Ergebnisse des Projekts sollen zur Verbesserung der Diagnostik in einschlägigen Laboren und damit letztlich zu einer gezielteren Therapie von viralen Atemwegsinfektionen in der ärztlichen Praxis genutzt werden.

Über die Richtlinie zur Förderung von Nachwuchsgruppen in der Infektionsforschung unterstützt das Bundesministerium für Bildung Forschung (BMBF) das Projekt „VARIPath“ von 2020 - 2025 mit fast zwei Millionen Euro. Ziel dieser Fördermaßnahme ist es, die Karriere des qualifizierten Nachwuchses in der klinischen und anwendungsorientierten Infektionsforschung gezielt zu fördern und die wissenschaftliche Basis in der Infektionsforschung in Deutschland zu stärken.