Intelligente Assistenten bei der Versorgung von Menschen mit Demenz

Immer mehr Menschen erkranken an Demenz. Ihre Pflege und Versorgung stellt eine Herausforderung dar. Innovative Assistenzsysteme können helfen, aber werden diese „intelligenten Helfer“ auch akzeptiert? Und welche ethischen Fragen wirft ihr Einsatz auf?

Robotereinsatz bei Pflegetätigkeiten

Robotereinsatz bei Pflegetätigkeiten

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Assistenzsysteme und Medizintechnik - Robotic Care Lab

EIDEC – Ethische und soziale Aspekte co-intelligenter Monitoring- und Assistenzsysteme in der Demenzpflege

Mit steigender Lebenserwartung steigt auch das Risiko, an Demenz zu erkranken. Dies stellt eine Herausforderung für Betroffene und ihr Umfeld, und das Gesundheitssystem als Ganzes dar. Dank technischer Innovationen wird sich die Versorgung und Pflege von Menschen mit Demenz in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Neue Tracking-, Sensor- und Assistenz-Technologien machen es möglich, Betroffene, ihre Angehörigen sowie die professionelle Pflege zu unterstützen. Diese sogenannten co-intelligenten Systeme stützen sich auf Künstliche Intelligenz (KI) und zugleich auf menschliche Interpretation. Ihr Ziel ist es, Menschen mit Demenz ein möglichst selbständiges Leben zu ermöglichen, Probleme in Alltag und Pflege frühzeitig zu erkennen, Pflegende zu entlasten und insgesamt die Qualität und Kosteneffizienz der Versorgung zu erhöhen.

Im interdisziplinären Forschungsprojekt EIDEC untersuchen die beteiligten Forschungsteams solche Systeme in zwei alltagsnahen Anwendungsbereichen: der institutionellen und der häuslichen Pflege. Mittels qualitativer Interviews ermitteln sie, inwieweit Patientinnen und Patienten, Familienangehörige, professionell Pflegende und Ärztinnen und Ärzte die co-intelligenten Helfer akzeptieren und wie sie deren Unterstützung bewerten. Folgende ethische Fragen stehen dabei im Fokus: Wie bleibt die Privatsphäre von Menschen mit Demenz gewahrt und inwiefern können die Unterstützungssysteme zu einem selbstbestimmten Leben beitragen? Welche Werte und Faktoren beeinflussen die Akzeptanz bei Betroffenen, professionellen Pflegenden und der Gesellschaft? Wie können diese Wertsetzungen bei der Entwicklung und Anwendung von Assistenzsystemen berücksichtigt werden? Welche Interessens- und Wertkonflikte gibt es, und wie sind diese auf transparente Weise den verschiedenen Beteiligten zu vermitteln? Aufgrund welcher Kriterien können konfligierende Werte abgewogen und potentielle Konflikte gelöst werden?

Die Projektergebnisse fließen in öffentliche Berichte, wissenschaftliche Artikel und Demonstrationsvideos ein. Sie sollen dazu beitragen, Entwicklerinnen und Entwickler co-intelligenter Systeme, Forschende aus Ethik, Sozialwissenschaften und Recht, Vertreterinnen und Vertreter von Patientenverbänden sowie politische Entscheidungstragende im Umgang mit moralischen Fragen und Konflikten zu unterstützen.

Weitere Informationen
http://demenz-assistenz.de/

Förderinitiative: Forschung zu ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten (ELSA) der Digitalisierung, von Big Data und Künstlicher Intelligenz in der Gesundheitsforschung und -versorgung

Projektvolumen: 1,06 Mio. Euro

Projektlaufzeit: 01.01.2020-31.12.2022

Projektleitung:
Prof. Dr. Silke Schicktanz
Universitätsmedizin – Institut für Ethik und Geschichte der Medizin
Humboldtallee 36
37073 Göttingen
0551 39-33966
silke.schicktanz@medizin.uni-goettingen.de

Projektpartner:
Prof. Dr. Mark Schweda & Prof. Dr. Andreas Hein, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Prof. Dr.-Ing. Thomas Kirste, Universität Rostock
Prof. Dr. Stefan Teipel, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)
Prof. Dr.-Ing. Gesine Marquardt, Technische Universität Dresden