05.05.2022

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COVIDYS: Lässt sich Post-COVID frühzeitig erkennen?

Bislang vergeht oft wertvolle Zeit, bis ein Post-COVID Syndrom sicher diagnostiziert werden kann. Das wollen die Forschenden des Projektes COVIDYS ändern, indem sie eine Möglichkeit zur Früherkennung schaffen.

Blutproben im Labor

Im Blut der Patientinnen und Patienten suchen die Forschenden nach frühen Biomarkern, um zukünftig schwere Post-COVID-Verläufe frühzeitig vorhersagen zu können.

PeopleImages/iStock

Wer erkrankt an einem Post-COVID Syndrom? Und wer nicht? Bislang gibt es keine wissenschaftlich belastbaren Antworten auf diese Frage. Denn ein Rückschluss von der Schwere einer Infektion auf die Schwere eventueller Spätfolgen ist nicht möglich. Gewissheit besteht erst, wenn jemand über einen längeren Zeitraum unter Symptomen wie Atembeschwerden, Erschöpfung („Fatigue“) oder Einschränkungen der Konzentration („brain fog“) leidet.

Um gefährdete Personen möglichst früh identifizieren und behandeln zu können, suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsprojektes COVIDYS daher nach Biomarkern für ein Post-COVID Syndrom. Biomarker sind Faktoren, die bei einer bestimmten Erkrankung zuverlässig nachgewiesen werden können, beispielsweise im Blut der Patientinnen und Patienten. Oft sind solche Biomarker bereits nachweisbar, bevor sich die für eine Erkrankung charakteristischen Symptome ausbilden.

Die an dem Forschungsprojekt beteiligten Universitätskliniken in Homburg, Regensburg und Dresden verfügen über spezialisierte Post-COVID-Ambulanzen. Zudem nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten und Bioproben des Nationalen Pandemie Kohorten Netzes (NAPKON), eines von 13 Forschungsprojekten des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM). Insgesamt können sie so über 200 umfangreich untersuchte Post-COVID-Patientinnen und -Patienten in ihre Studien einbeziehen. Die Ergebnisse ihrer Suche vergleichen sie mit denen von Infizierten ohne entsprechende Symptome. Zusätzlich können anhand der umfangreichen Datensätze der Patientinnen und Patienten unterschiedliche klinische Ausprägungstypen des Post-COVID Syndroms festgemacht werden. Eine solche Einordnung kann langfristig dabei helfen, dass jeder die Behandlung erhält, die individuell am erfolgversprechendsten ist.

Spurensuche im Blut der Patientinnen und Patienten

„Vieles deutet darauf hin, dass eine von SARS-CoV-2 ausgelöste Fehlfunktion des Immunsystems eine zentrale Rolle beim Post-COVID Syndrom spielt“, erläutert Professorin Dr. Barbara Schmidt von der Universitätsklinik Regensburg. „Wir richten unseren Blick daher insbesondere auf solche Faktoren, von denen wir bereits wissen, dass sie die Funktion des Immunsystems beeinflussen.“ Das sind beispielsweise bisher noch nicht vollständig charakterisierte Faktoren im Blutplasma der Patientinnen und Patienten, die die Immunantwort unterdrücken oder auch überschießende Immunreaktionen hervorrufen können. So können wichtige Erkenntnisse zur Entstehung des Post-COVID Syndroms gewonnen werden. Das Ziel des Verbunds ist es zudem, ein Testsystem zu entwickeln, mit dem ein Post-COVID Syndrom schnell und zuverlässig diagnostiziert werden kann.

Um die Eignung der identifizierten Faktoren besser einschätzen zu können, gleichen die Forschenden diese mit weiteren Untersuchungsergebnissen ab. So bestimmen sie zum einen, ob SARS-CoV-2 in Atemwegs- und Stuhlproben der Erkrankten nachweisbar ist.  Zum anderen suchen sie im Blut der Patientinnen und Patienten nach virusspezifischen Antikörpern und Immunzellen. Von besonderem Interesse sind für die Forschenden dabei die Faktoren, deren Konzentration mit der Schwere der Erkrankung ansteigt. Denn ein solcher Faktor würde nicht nur eine zuverlässige Diagnose ermöglichen, sondern auch Vorhersagen zum Verlauf des Post-COVID Syndroms zulassen. Das würde den behandelnden Ärzten helfen, besonders gefährdete Personen bereits frühzeitig zu identifizieren und entsprechende Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Informationen zum Verbundvorhaben COVIDYS - Post-COVID-assoziierte Immundysfunktion

Förderschwerpunkt:
Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von COVID-19 (Long-COVID)

Fördersumme: 700.000 Euro

Förderzeitraum: 2022–2023

Verbundleitung:
Prof. Dr. Barbara Schmidt
Universität Regensburg,
Medizinische Fakultät
Institut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
93053 Regensburg
+49 941 944-6404
barbara.schmidt@ukr.de

Verbundpartner:
Prof. Dr. Martina Sester, Prof. Dr. Dr. Robert Bals, Universität des Saarlandes, Medizinische Fakultät, Abteilung für Transplantations- und Infektionsimmunologie, Klinik für Innere Medizin V.

Prof. Dr. Matthias Mack, Dr. David Peterhoff, Prof. Dr. Thomas Loew, Prof. Dr. Michael Pfeifer, Universitätsklinikum Regensburg

Dr. Dr. Katja De With, Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Medizinische Klinik und Poliklinik I

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Erforschung der Spätsymptome von COVID-19 (Long-COVID) im Rahmen einer im Mai 2021 veröffentlichten Förderbekanntmachung. Der Förderaufruf richtete sich an interdisziplinäre Forschungsverbünde; insgesamt sind hierfür bis zum Jahr 2024 bis zu 6,5 Millionen Euro vorgesehen. Die Maßnahme zielt darauf ab, den verfügbaren wissenschaftlichen Kenntnisstand möglichst zeitnah zu erschließen, weiterzuentwickeln und für die Anwendung in der Praxis zugänglich zu machen. Der Förderschwerpunkt ergänzt die bisherigen Maßnahmen, die sich mit der Erforschung von SARS-CoV-2 / COVID-19 und der Therapie der akuten Erkrankung befassen.

Von besonderem Interesse sind die Auswertung von Patientendaten und Proben bestehender Kohorten, die Charakterisierung der Symptome, die Erforschung der Pathophysiologie sowie die (Weiter-)Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Konzepten sowie von multidisziplinären und multiprofessionellen Versorgungsangeboten.

Mehr Infos: Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von COVID-19 (Long-COVID)