09.03.2022

| Aktuelle Meldung

PsyLoCo: Stress besser bewältigen, Lebensqualität steigern

Spätfolgen von COVID-19 können weit über körperliche Symptome hinausgehen – viele Betroffene fühlen sich auch psychisch stark belastet und beeinträchtigt. Diese Folgen nimmt das Verbundvorhaben PsyLoCo mit einer psychosomatischen Studie in den Blick.

Erschöpft blickende Frau

Viele Long-COVID-Betroffene klagen über psychosomatische Belastungen – die PsyLoCo-Studie will Erkenntnisse zu ihrer Behandlung liefern.

DLR Projektträger/BMBF

Nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 können nicht nur körperliche Spätfolgen auftreten – bei einer nur langsam fortschreitenden Genesung empfinden viele Betroffene auch großen psychischen und psychosozialen Stress, der ihr Leben und ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Dies rückt das Verbundvorhaben PsyLoCo in den Fokus seiner Forschung; sein Ziel ist es, einen therapeutischen Ansatz zu entwickeln, der speziell auf die psychischen und psychosozialen Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten mit Long-COVID ausgerichtet ist.

Therapiebausteine für unterschiedliche Probleme und Symptome

„Anhaltende körperliche und psychische Symptome gepaart mit einer langsamen Genesung erzeugen großen psychischen und psychosozialen Stress bei Long-COVID-Betroffenen“, sagt Dr. Christine Allwang, Leitende Oberärztin der Psychosomatik am Münchner Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) und Koordinatorin des Verbundprojekts. Auch wenn mögliche biologische und psychosoziale Hintergründe von Long-COVID noch nicht geklärt seien, müssten die spezifischen Bedürfnisse von Betroffenen schon jetzt adressiert werden, um ihnen wirksam helfen zu können.

Die am Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler greifen für ihre Forschungen auf zwei spezialisierte Kohorten zurück, die in der CoKoS-Studie der Universitätsmedizin Tübingen sowie der DigiHero-Studie des Universitätsklinikums Halle aufgebaut wurden. Gemeinsam umfassen diese Studien mehr als 2.000 Teilnehmende mit positivem SARS-CoV-2-Nachweis.

Anhand der Kohorten soll unter anderem eine modulare Therapie entwickelt werden, die unterschiedliche Problem- und Symptombereiche von Long-COVID-Betroffenen adressiert. Dabei geht es beispielsweise darum, Bewältigungsstrategien zu entwickeln, wie sich die individuellen Ressourcen bestmöglich für das eigene Wohlergehen einsetzen lassen. Ebenso sollen der Umgang mit anhaltenden Körperbeschwerden, Schmerzsymptomen und chronischer Erschöpfung im Fokus stehen sowie die Bereiche Sozial- und Arbeitsleben einschließlich einer Unterstützung zu einer Rückkehr an den Arbeitsplatz.

Die Wirksamkeit dieser Therapie soll zunächst in einer Pilotstudie getestet werden. Danach ist geplant, ein digitales Programm zu entwickeln, um eine möglichst große Zahl von Betroffenen zu erreichen. Neben den Unikliniken in München, Magdeburg und Halle sind auch die Unikliniken Tübingen, Ulm und Freiburg an dem Projekt beteiligt.

Informationen zum Verbundvorhaben PsyLoCo – Untersuchung psychosozialer Bedürfnisse von Patienten mit Long-COVID

Förderschwerpunkt:
Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von COVID-19 (Long-COVID)

Fördersumme: 722.000 Euro

Förderzeitraum: 01.03.2022–29.02.2024

Verbundleitung:
Dr. med. Christine Allwang
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Ismaninger Straße 22
81675 München
+49 89 4140-0
christine.allwang@mri.tum.de

Verbundpartner:
Prof. Dr. med. Florian Junne, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Co-Leitung)

Prof. Dr. med. Rafael Mikolajczyk, Universitätsklinikum Halle (Saale), Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik (Co-Leitung)

Prof. Dr. med. Katrin Giel, Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Prof. Dr. rer. nat. Peter Martus, Universitätsklinik Tübingen, Institut für Klinische Epidemiologie und angewandte Biometrie

Prof. Dr. med. Harald Gündel, Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Prof. Dr. med. Claas Lahmann, Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Erforschung der Spätsymptome von COVID-19 (Long-COVID) im Rahmen einer im Mai 2021 veröffentlichten Förderbekanntmachung. Der Förderaufruf richtete sich an interdisziplinäre Forschungsverbünde; insgesamt sind hierfür bis zum Jahr 2024 bis zu 6,5 Millionen Euro vorgesehen. Die Maßnahme zielt darauf ab, den verfügbaren wissenschaftlichen Kenntnisstand möglichst zeitnah zu erschließen, weiterzuentwickeln und für die Anwendung in der Praxis zugänglich zu machen. Der Förderschwerpunkt ergänzt die bisherigen Maßnahmen, die sich mit der Erforschung von SARS-CoV-2 / COVID-19 und der Therapie der akuten Erkrankung befassen.

Von besonderem Interesse sind die Auswertung von Patientendaten und Proben bestehender Kohorten, die Charakterisierung der Symptome, die Erforschung der Pathophysiologie sowie die (Weiter-)Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Konzepten sowie von multidisziplinären und multiprofessionellen Versorgungsangeboten.

Mehr Infos: Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von Covid-19 (Long-Covid)